Helmstedt. Menschen mit Sehverlust haben in Helmstedt nun eine fachkundige Anlaufstelle.

„Es ist still um mich geworden“ – so schildern es Betroffene, wie die Freundin von Monika Lehmann, wenn es um das Thema Sehverlust geht. Der Alltag, seien es die sozialen Begegnungen oder auf WhatsApp zu schreiben, alles wird zur Herausforderung. Die Welt sei für „Sehende“ – visuell, beschreibt es Lehmann. Die 61-Jährige ist selbst von einer Sehbehinderung, der so genannten RP (Retinitis pigmentosa), betroffen. Dabei stirbt die Netzhaut mit der Zeit immer mehr ab, das Sehfeld schränkt sich fortlaufend ein. Trotz größer werdender Einschränkungen wollte sich Lehmann aber bei der Diagnosestellung nicht einfach geschlagen geben, sondern ergriff die Flucht nach vorne. 

32. Beratungsstelle öffnet in Kreisstadt

Nun trug diese Flucht ihre Früchte: Nach einer dreiwöchigen Ausbildung zur Blickpunkt Auge Beraterin, die sie in Berlin beim Blinden- und Sehbehindertenverband (BSV) absolvierte, konnte die ehrenamtlich Tätige in Helmstedt die nunmehr 32. Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle in Niedersachsen eröffnen. Ein Ort, an dem Betroffene von Erkrankungen mit Sehverlust und auch Angehörige eine niedrigschwellige, kostenlose Anlaufstelle finden.  Denn wenn die Diagnose kommt, werden die Menschen oftmals damit alleine gelassen. Was bedeutet das beruflich für mich? Wie kann ich weiter am Sozialleben teilnehmen? Wie bediene ich künftig mein Handy? Wie geht es weiter für mich? Offene Fragen, die dank des Beratungsangebotes des BSV beantwortet werden können. Dabei versteht sich der Verband als inklusiv. Sowohl Sehende als auch Selbstbetroffene werden als Ausbilder geschult, um in den Blickpunkt Auge Beratungstellen, mit Rat und Tat fachkundig und emphatisch zur Seite zu sehen. 

Mehr Informationen gibt es unter www.blickpunkt-auge.de

Gerd Schwesig, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen (BVN), freut sich nicht nur über Monika Lehmann, sondern auch über weitere motivierte Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Er selbst ist als Vollblinder froh, immer mehr solcher Stellen deutschlandweit zu etablieren. Lehmann und der BVN wünschen sich vor allem mehr Sensibilität in der Gesellschaft: Menschen ohne Einschränkungen sollten sich bewusster auf Menschen mit Handicap einstellen und sich die Zeit nehmen, Begegnungen mit Verständnis und Offenheit zu gestalten. Die Beratung in Helmstedt findet jeden zweiten Donnerstag im Seniorenstützpunkt, Markt 11, von 9.30 bis 11.30 Uhr statt. Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an m.lehmann@blickpunkt-auge.de oder telefonisch unter der Nummer 0155/65202562. „Ich will nicht, dass es still um mich wird“, blickt Lehmann trotz Erkrankung nach vorne und möchte zugleich anderen Betroffenen Mut machen, nicht aufzuhören ein buntes Leben zu führen.

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Die 1998 in Wolfsburg geborene Shirin-Sophie Porsiel, aktuelle Redakteurin des HELMSTEDTER SONNTAG, mag schnelle, laute Musik auf der einen und entspanntes Wandern in der ruhigen Natur auf der anderen Seite. Ein Widerspruch? Keinesfalls. So sorgt sie für Ausgeglichenheit in ihrer Freizeit. Sie ist offen für einen bunten Strauß an Themen, was sie für die schreibende Zunft geradezu prädestiniert.