Unzählige Gärten sind betroffen. Dem Buchsbaumzünsler fallen aktuell wieder etliche Buchsbäume zum Opfer. regionalHeute.de hat bei einem Pflanzenarzt nachgefragt, wie man ihn wieder loswird. Ist der Buchsbaum noch zu retten?
von Alexander Panknin / regionalHeute.de
Aktuell sieht man wieder viele Buchsbäume und Buchsbaumhecken eingesponnen, vertrocknet und dem Tode geweiht. Der Buchsbaumzünsler hat zugeschlagen. Der gefräßige Schädling zeigt sich aktuell in seiner Raupengestalt, er kaut sich durch die Blätter und sorgt für verzweifelte Gesichter bei vielen Gartenfreunden. Der bekannte Pflanzenarzt René Wadas gibt Tipps, was man gegen den Zünsler tun kann. Ist der Buchsbaum noch zu retten?
Die Raupe des Buchsbaumzünslers (lateinisch Cydalima perspectalis) ist ein mittlerweile weit verbreitetes Phänomen in Gärten und Grünanlagen. Seit circa 2007 breitet er sich von der Schweiz in Deutschland aus. Es gibt kaum eine Region, die nicht betroffen ist. Der invasive Falter, der ursprünglich aus Asien kommt, hat es auf unseren Buchsbaum abgesehen – daher stammt auch sein Name. Der weibliche Falter fliegt die Pflanzen gezielt an, legt Hunderte Eier, danach verschwindet er wieder. Der Falter selbst hält sich in anderen Büschen und Sträuchern auf.
Schlüpfen allerdings die ersten Raupen, dann steht es schlecht um den befallenen Buchsbaum. Zunächst fressen sich die Tiere durch die jungen Blätter, dann geht es an das ältere Grün, zuletzt greifen die Zünslerkinder auch die Rinde an. Die Versorgung der Pflanze ist gestört, durch die Verletzungen in der Rinde können sich Pilze einnisten.
Der Zünsler spinnt seine Fäden. Befallene Buchsbäume sind trocken und leicht zu erkennen. Etliche Raupen sitzen dicht an dicht zwischen den Blättern. Ist es an der Zeit zur Verpuppung, dann krabbeln die Tiere hinaus aus dem Buchsbaum, suchen sich höher gelegene Plätze und schon bald schlüpfen neue Falter und das Spiel beginnt von vorn. Im Frühjahr beginnt der Reigen – insgesamt können so drei bis vier Generationen im Jahr schlüpfen.
Was kann man tun?
René Wadas ist als Pflanzenarzt bekannt. Er tritt in Talkshows auf, kümmert sich um kranke Pflanzen, gibt Tipps und schreibt Bücher zum Pflanzenschutz. regionalHeute.de fragte bei dem Experten nach und wollte wissen, wie man den betroffenen Buchsbäumen helfen kann. Oder müssen sie sogar ganz entfernt werden?
Ein Zünslerbefall ist eine ernste Angelegenheit für die Pflanze. Sie verursacht starke Schäden und kann auch zum Absterben des Buchsbaums führen. Wegen der starken Verbreitung und der schwierigen Bekämpfung greifen viele Betroffene lieber zur Schaufel und entfernen den Buchsbaum ganz. Doch das ist nicht immer notwendig.
Der Zünsler ist überall in Deutschland unterwegs und treibt sein Unwesen. Da Buchsbäume seit 1.000 Jahren in den Gärten vorhanden sind, sollten wir allerdings etwas tun – damit er auch die nächsten 100 Jahre in unseren Gärten überlebt, da ist sich Wadas sicher: „Es ist ein bisschen Arbeit, aber es ist möglich!“ Der Pflanzenarzt hat schon mehrere 100 Meter Buchsbaum retten können. Dafür gibt es ein paar bewährte Tipps.
Buchsbaumzünsler: Diese Tipps können helfen
Laut Wadas gibt es ein mehrstufiges Vorgehen, mit dem man den Raupen auf den Pelz rücken kann. Zunächst kann es helfen die kleinen Schädlinge „abzukochen“. Dafür bewässert man den Buchsbaum und tütet ihn danach in einem schwarzen Müllsack oder mit einer schwarzen Folie ein. Die Sonne sorgt dann für einen Hitzestau, der die Raupen absterben lässt. Hier sollte man allerdings Vorsicht walten lassen, denn auch der Baum kann Schäden davontragen.
Auf chemische Pflanzenschutzmittel sollte man verzichten. Stattdessen kann im nächsten Schritt ein sogenanntes Bacillus thuringiensis aufgesprüht werden. Im Handel ist dies beispielsweise als XenTari erhältlich. Das Bakterium wird von den Tieren aufgenommen und schädigt dann die Darmwände des Zünslers. Dafür muss die Pflanze tropfnass eingesprüht werden. Nach ein bis eineinhalb Stunden dürfte es den Raupenbefall stark dezimiert haben.
Gut bewährt habe sich auch Neem. Das rein ökologische Mittel, welches aus dem Niembaum gewonnen wird, hilft gegen verschiedene Schädlinge. Auch der Buchsbaumzünsler mag es nicht. Morgens oder abends soll die Pflanze damit besprüht werden. Die Blätter nehmen den Stoff auf und die Tiere lassen ab von der Pflanze. Nach wenigen Tagen sind sie dann verhungert.
Auch Algenkalk hat eine gute Wirkung gegen Zünsler. Es liefert nicht nur wichtige Mineralien für die Pflanze und desinfiziert Wundstellen, es knirscht auch zwischen den Beißwerkzeugen – das mag der Zünsler überhaupt nicht.
Idealerweise kombiniert man die Methoden mit wenigen Tagen abstand. Damit sollte auch dem hartnäckigsten Zünsler die Fresslust vergehen.
Mehrere Generationen
Problematisch sei nur, dass der Zünsler gleich mehrere Generationen im Jahr durchleben kann. So reicht es oft nicht aus, nur den ersten Wurf im Frühling zu töten. Regelmäßige Kontrollen seien wichtig, um einen Überblick über neue Zünsler-Wellen zu bekommen.
Dafür kann man Pheromonfallen nutzen. Sie locken die Männchen an. An ihnen kann man dann ablesen, ob die nächste Generation auf dem Vormarsch ist.
Der Kampf gegen den Buchsbaumzünsler ist nicht einfach, viele Betroffene greifen lieber gleich zur Schaufel. Doch der Pflanzenarzt gibt Hoffnung, denn dies kann auch einen Vorteil bedeuten. Je mehr Gartenbesitzer sich gegen den Buchsbaum entscheiden, desto weniger Fressmöglichkeiten hat der Schädling. Die Population sinkt und die Überlebenschance des eigenen Buchsbaums steigt.
Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit regionalHeute.de