Helmstedt. Nach dem schweren Unfall auf der A2 am Montagmorgen, 18. September 2023, wurde der gesperrte Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Helmstedt-West und Rennau nach umfangreichen Reparaturen zwar wieder frei gegeben, aber der Verkehr in Richtung Hannover fließt noch immer nicht richtig.
Angefangen hatte das Unglück bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag. Ein Auto war an einem Stauende auf einen Lkw aufgefahren. Der Autofahrer wurde dabei nach Angaben der Polizei schwer verletzt. Mehrere Stunden war auf der Autobahn 2 nach Hannover deswegen nur eine Spur frei. In dem Rückstau ereignete sich dann der folgenschwere Lkw-Unfall.
Dazu wurde am Montag um 8.52 Uhr die Freiwillige Feuerwehr Helmstedt alarmiert. Zu dem Zeitpunkt wurden die Ortsfeuerwehren Helmstedt und Barmke zu einem Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person auf die Autobahn 2 gerufen, berichtet Pressesprecher Alexander Weis. Kurz vor der Anschlussstelle Rennau, Fahrtrichtung Hannover, war es zu einem Auffahrunfall zwischen zwei LKW am Stauende gekommen. Noch auf der Anfahrt informierte die Leitstelle die ersten Kräfte, dass der LKW zusätzlich brennen sollte. Daraufhin wurde eine erste Alarmstufenerhöhung vorgenommen, um weitere Tanklöschfahrzeuge zur Verfügung zu haben.
Der aufgefahrene LKW hatte Batterien geladen und stand beim Eintreffen der Feuerwehrkräfte bereits in Vollbrand
Vor Ort bestätigten sich die ersten Meldungen. Ein LKW war auf einen anderen aufgefahren. Der Fahrer des auffahrenden LKW war in seiner Fahrzeugkabine eingeklemmt, der gesamte LKW samt Auflieger stand in Vollbrand. Auf der Ladefläche hatte dieser Lithium-Ionen-Akkus geladen, welche durch die Unfall- und Brandeinwirkung ebenfalls beschädigt wurden und selbst Feuer fingen. Der vordere LKW hatte Apfelsaft in einem Tankauflieger geladen, der Fahrer konnte noch rechtzeitig die Zugmaschine abkoppeln und sich (augenscheinlich unverletzt) in Sicherheit bringen.
Es wurden diverse Feuerwehren und Spezialeinheiten der Kreisfeuerwehr nachgefordert, da brennende Batterien eine besondere Herausforderung darstellen. Durch die ersteintreffenden Kräfte wurde zwar umgehend die Brandbekämpfung eingeleitet, doch rasch war ersichtlich, dass für den eingeklemmten Fahrer jede Hilfe zu spät kommt. Nach dem Einsatz von mehreren Trupps unter Atemschutz und Vornahme mehrerer Leitungen konnte das Feuer gelöscht werden. Des Weitern mussten die geladenen Akkus massiv gekühlt werden.
Als „kräftezehrend“ beschreibt Feuerwehrpressesprecher Weis den Umgang mit den Lithium-Ionen-Akkus, die gemeinsam mit einem Bergungsunternehmen entladen und geborgen wurden. Zum Teil waren diese durch die Hitze miteinander und mit den Auflieger verschmolzen.
Die Bergung des eingeklemmten Fahrers, der bereits verstorben war, konnte erst nach der Sicherung der Batterien erfolgen. Durch die freigesetzten Stoffe in Folge des Brandes an den Akkus wurde eine Absperrgrenze um die Unfallstelle gebildet. Darin eingesetzte Kräfte konnten nur unter Schutzkleidung und anschließender Dekontamination diese wieder verlassen. Durch den Fachzug Messen wurden in der Umgebung Messungen in der Luft vorgenommen, diese waren jedoch ohne Befund.
Bereits zu Beginn des Einsatzes hatte die Leitstelle sicherheitshalber eine Warnung über das Bevölkerungswarnsystem (NINA, KATWARN, Cell Broadcast,…) ausgelöst, weil der Brand eine massive Rauchentwicklung zeigte.
Rund 130 ehrenamtliche Feuerwehrkräfte waren allein bis Montagabend im Einsatz. In physischer sowie psychischer Hinsicht war dies für sie alle eine besondere Herausforderung. Auch für die Unfallbeteiligten war das so, sodass die Notfallseelsorger des Landkreises Helmstedt mit vor Ort waren. Die Einsatzkräfte wurden von der so genannten Einsatznachsorge betreut.
Sperrung bis Dienstagvormittag, Verkehrschaos von Helmstedt bis Königslutter
Die komplette Sperrung der A2-Richtungsfahrbahn Hannover führte dazu, dass die Straßen zwischen Helmstedt und Königslutter schier überquollen. In Emmerstedt und Süpplingenburg ging es zwischenzeitlich gar nicht mehr voran und auch am Dienstagmorgen war die Umleitungsstrecke zwischen den Abfahrten Helmstedt-West und Rennau massiv überfüllt. Deshalb hatte beispielsweise der Landkreis Helmstedt zeitliche Verzögerungen in der Schülerbeförderung angekündigt.
Auf der A2 folgten den aufwändigen Bergungsarbeiten indes Reinigungs- und Reparaturarbeiten. Ganze Fahrstreifen mussten abgefräst und neu geteert werden. Um 10.15 Uhr am Dienstag teilte die Autobahnpolizei schließlich mit, dass die Sperrung aufgehoben sei. Aber noch Stunden später herrschte der bereits erwähnte zähe Verkehrsfluss.
Feuerwehr entsetzt über einzelne Autofahrer
Indes teilt Alexander Weis noch mit, dass einige Autofahrer für absolutes Unverständnis gesorgt hätten. Sie hätten Absperrungen an den Zufahrten zur Landstraße bei Barmke bei Seite geräumt und so die parallel zur Autobahn verlaufende Landstraße genutzt. Zum Teil sogar, um Fotos von der Tragödie zu machen.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.