Braunschweig/Helmstedt. Mit großer Detailtreue inszenierten die Freien Ostfälischen Ritter in der St. Andreas Kirche Braunschweig die feierliche Krönung von Lothar III. von Süpplingenburg und seiner Gemahlin Richenza von Northeim und stellten damit die Inthronisierungs vom 4. Juni 1133 in der Lateranbasilika in Rom nach.
Um 11 Uhr begann eine Zeremonie, die in ihrer Atmosphäre und Inszenierung historische Tiefe mit modernem Anspruch verband. Gäste aus der Region, Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens sowie historisch Interessierte erlebten ein Schauspiel, das nicht bloß nachbildete, sondern auch erinnerte.
Denn Lothar und Richenza rü-cken mit dieser Inszenierung als Galleonsfiguren der Region Ostfalen ins Licht. „Sie stehen – historisch fundiert und öffentlich sichtbar – für ein kulturelles Erbe, das zu lange im Schatten lag“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Gesichter eines neuen historischen Selbstverständnisses
Ihr Wirken, ihre Geschichte und ihr politisches Gewicht für das Reich seien für den heutigen Landkreis Helmstedt und darüber hinaus von besonderer erinnerungskultureller Relevanz. Lothar III., einst Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und seine Frau Richenza werden so zu Gesichtern eines neuen historischen Selbstverständnisses Ostfalens.
In ihrem Grußwort würdigte Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse diese Perspektive mit großer Präzision. Sie erinnerte daran, dass Lothar III. als bedeutender Herrscher des Hochmittelalters nicht nur die europäische Politik seiner Zeit prägte, sondern auch unverkennbare Spuren in der Region hinterließ, etwa mit dem Kaiserdom in Königslutter, wo er seine letzte Ruhe fand. Und doch steht er, so Dr. Hesse, bis heute im Schatten seines Enkels Heinrich des Löwen.
Dr. Hesse sprach vom „Schatten des Enkels“ und verwies auf die kraftvolle, politisch kluge Rolle Richenzas – eine Frau, die durch Erbe und Einfluss den Aufstieg Lothars erst ermöglichte.
Mit feiner Ironie und historischer Tiefe schilderte sie die dynastischen Verflechtungen, die nicht nur den Machtwechsel im Reich begünstigten, sondern auch die strategische Bedeutung der norddeutschen Territorien dauerhaft veränderten.
Freie Ostfälische Ritter bedanken sich
Die Freien Ostfälischen Ritter bedanken sich abschließend bei der Kirchengemeinde St. Andreas sowie Christina Gothieu für die Bereitstellung der Kirche, „die den idealen Rahmen für diese Inszenierung bildete. Ebenso gilt der Dank Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse für ihre historische Einordnung und das wertschätzende Grußwort, das die Bedeutung dieser Inszenierung aufzeigte, sowie allen Mitwirkenden, Gewandeten, Helfenden und Gästen –ihr Engagement hat diesen Tag zu einem Ereignis von bleibender Wirkung gemacht.“
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.