Wolfenbüttel. Viel Input erhielten die Gäste des Thementages des UNESCO Global Geoparks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen und der Brunswick European Law School (BELS) der Ostfalia Hochschule. Das Symposium zum Thema „Nachhaltige Ernährung“ fand in den Räumen der Hochschule statt.
Professor Dr. Udo Wolfgang Becker (BELS) führte durch die mehrstündige Veranstaltung. Landrat und Vorsitzender des Geopark-Trägervereins Gerhard Radeck, Dekan Professor Dr. Kai Litschen und Geopark-Geschäftsstellenleiter Dr. Henning Zellmer begrüßten die Teilnehmenden. Der Thementag ist eine Plattform, bei der Menschen aus verschiedenen Bereichen miteinander ins Gespräch kommen. Er dient als Vernetzung und bestenfalls entwickeln sich neue Kooperationen und Projekte in und für unsere Region.
Wertschätzung von Lebensmitteln von klein auf fördern
Den Auftakt der Vortragsreihe machte Meike Schreiber vom Niedersächsischen Landfrauenverband. Sie betonte, dass eine Wertschätzung von Lebensmitteln und der Umgang mit ihnen bereits in der Kindheit gefördert werden muss und fordert dementsprechend die Etablierung eines Schulfachs, was einen nachhaltigen Einkauf, die Zubereitung von Lebensmitteln und damit zu einer gesünderen Ernährung führt, umfasst. Der Biolandwirt und Initiator der Ökomodellregion Goslar gab wissenswerte Einblicke in seinen ökologischen und sozialen Landwirtschaftsbetrieb und stellte in seinem praktisch orientierten Vortrag konventionellen Anbau dem ökologischen gegenüber.
„Solidarische Landwirtschaft“ als Modell
Daniel Fischer stellte die innovative Idee der „Solawi“ (Solidarische Landwirtschaft) vor. Ein Projekt, das eine Alternative zur bekannten Vermarktung darstellt. Dabei werden regionale und saisonale Lebensmittel über einen eigenen von den VerbraucherInnen selbst organisierten Wirtschaftskreislauf vermarktet. Sie erhalten qualitativ hochwertige Lebensmittel, fördern die regionale Nachhaltigkeit und erhalten transparente Einblicke in die Herstellung von Lebensmitteln.
Dänische Handhabung geschildert
Nach einer Mittagspause wurden mit großer Freude Mitarbeiter des dänischen Partner-Geoparks Odsherred begrüßt. Claus Rex, Tourismusmanager von VisitOdsherred, beschrieb nachhaltige Lebensmittel als „regionalen Wachstumsmotor“. So legt der Geopark seinen Fokus auf eine hohe Qualität und eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln, die in der dänischen Region einen hohen Stellenwert haben – auch in Bezug auf den Tourismus.
Direktvermarktung als Chance
Ursula Kleber stellte den Gästen ihren Betrieb „Lindenhof Eilum“ vor. Sie referierte über Möglichkeiten der Direktvermarktung als Chance für die lokale Versorgung. Wichtig ist ihr, Transparenz zu schaffen, bspw. verweisen verschiedene farbliche Schilder auf die Herkunft des Produkts. Außerdem reagiert sie auf aktuelle Trends, z. B. durch eigenen Anbau von Kichererbsen.
Lebensmittelverluste vermeiden
Den Abschluss machte Stefan Lange, Forschungskoordinator des Thünen-Instituts und Mitglied der globalen Initiative gegen Lebensmittelverluste und -abfälle, mit seinem Vortrag zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und -verlusten als wichtiger Baustein der weltweiten Ernährungssicherheit. Als Grundlage für eine weltweite Ernährungssicherheit thematisierte er weiter eine stabile Landwirtschaft, flächenunabhängige Produktionen (z. B. Urban Gardening) und modifizierte Konsummuster. Außerdem stellte er die internationale Initiative „Collaboration Initiative Food Loss and Waste“ und den im vergangenen Jahr gegründeten Ernährungsrat Braunschweig und Braunschweiger Land („ERBSL“) vor.
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Referenten wurde vor allem das Pro und Kontra traditioneller versus ökologischer Landwirtschaft lebhaft diskutiert.
Nächstes Forum am 10. Mai, Thementag am 7. Oktober
Die BELS veranstaltet regelmäßig Nachhaltigkeitsforen. Das nächste Forum findet am Mittwoch, 10. Mai 2023, um 18 Uhr zum Thema „Niedersächsisches Klimaschutzgesetz“ statt. Der nächste Geopark-Thementag wird am Sonnabend, 7. Oktober 2023, zu „Biotop- und Geotopschutz“ angeboten.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.