Querenhorst. Im Rahmen der Bauernproteste, die seit einigen Wochen massiv in ganz Deutschland geführt werden, ruft das Niedersächsische Landvolk Braunschweiger Land zur Teilnahme an einem Mahnfeuer in Querenhorst auf.
„Die aktuellen politischen Entwicklungen im Bereich von Düngung, Insekten- und Klimaschutz legen die Axt an die Basis der bäuerlichen Betriebe“, schreibt das Landvolk in einer Pressemitteilung. Weiter heißt es: „Dabei haben die beiden vergangenen Jahre gezeigt, dass die zunehmenden Klimaextreme unsere Betriebe, auch ohne auf kurzfristigen politischen Erfolg zielende Maßnahmen der Bundesregierung, stark belasten. Offensichtlich haben die in der Millionenmetropole Berlin handelnden Politiker völlig den Bezug zu den Verhältnissen im ländlichen Raum verloren.“
Landwirtschaft werde nur noch als Gefahr angesehen und nicht mehr als das, was sie sei, nämlich der Teil der Wirtschaft, der für gesunde, nachhaltige Nahrung sorge und auf den man auch in einem Industrieland nicht verzichten könne.
„Bisher haben wir auch vielfach in freiwilligen Kooperationen zum Wohl des Umweltschutzes mitgearbeitet. Das ist vorbei, wenn es nur noch Naturschutz mit der Knute von oben gibt“, kündigen die Landwirte an. „Wo unsere Pflanzen durch politische Vorgaben hungern müssen, gibt es kein Verständnis von unserer Seite.“
Grüne Kreuze sind Mahnung auf den Feldern
Das Landvolk erinnert daran, dass bereits seit einigen Wochen in einer Bewegung „von unten“ vielfach Grüne Kreuze und andere Symbole auf den Feldern aufgestellt worden, was auch gut sei.
Deshalb werde nun zu einem Mahnfeuer im Landkreis Helmstedt aufgerufen, das am Montag, 28. Oktober 2019, um 18 Uhr in der Feldmark Querenhorst entzündet wird. Zu dieser Aktion sind die Verantwortlichen aus der Politik und den Medien eingeladen.
„Wir machen auf die Dramatik der Situation aufmerksam, in der wir und dadurch auch der gesamte ländliche Raum stecken“, kündigt das Landvolk an und lädt ein: „Bringen Sie Ihre Familien und Freunde mit und laden Sie auch diejenigen mit ein, die in den Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum arbeiten und damit auch direkt vom Wohl und Wehe der Landwirtschaft abhängig sind. Getreideaussaat und Rübenernte müssen in diesen Stunden hinten anstehen und ruhen, wenn die Landwirtschaft eines gesamten Landkreises gemeinsam aufsteht und deutlich macht, dass Haupt-, Nebenerwerbsbetriebe, konventionelle und biolo-gisch wirtschaftende Bauern gemeinsam dafür stehen, damit auch unsere Kinder noch eine Zukunft in einer nachhaltigen und bäuerlich geprägten Landwirtschaft haben.“
Unterstützung von der Helmstedter CDU
In seiner jüngsten Vorstandssitzung bezog der CDU-Kreisverband Helmstedt Stellung zu den Protesten der Landwirtschaft gegen eine Verschärfung von Auflagen wie der Düngemittelverordnung.
„Die Landwirte sorgen mit ihrer täglichen Arbeit für die Versorgung mit guten Nahrungsmitteln und stellen im Landkreis Helmstedt den zweitgrößten Wirtschaftszweig dar. Wir nehmen die Proteste aus der Landwirtschaft ernst.“ Die Vorstandsmitglieder Christoph Weihe und Britta Michel stellen darüber hinaus fest: „Fachlich begründete Argumente unserer Landwirte, werden von uns mitgetragen.“
Daher fordert auch der CDU-Kreisverband Helmstedt dazu auf, dass die Gespräche zwischen Landwirtschaft und Politik wieder aufgenommen werden. Zugleich ruft er zur Teilnahme am Mahnfeuer in Querenhorst auf. „Wir freuen uns, wenn viele Menschen diese Aktion und unsere Landwirte durch ihre Teilnahme unterstützen.“
Auch Strube solidarisiert sich mit den Landwirten der Region
Mit dem Aufstellen eines Grünen Kreuzes vor der Unternehmenszentrale am Ortseingang Söllingen solidarisiert sich auch die Firma Strube mit der landesweiten Protestaktion der deutschen Landwirte.
Dazu teilt das Unternehmen mit: „Agrarpaket, Düngeverordnung, Klimagesetz, Insektenschutz – derzeit lassen die zunehmenden Auflagen viele Landwirte verzweifeln. Die Landwirte befürchten, dass durch die Umsetzung des Agrarpakets die Produktion auf den Äckern und in den Ställen so sehr erschwert wird, dass es zu einem großen Höfesterben kommen könnte. Aus diesem Grund haben Landwirte auf zahlreichen Feldern in Deutschland Grüne Kreuze aufgestellt.“
Die Initiatoren der Aktion Grüne Kreuze wollen mit ihrer stillen aber eindrucksvollen Protestform gegen die steigenden Vorgaben und das negative Image der Landwirtschaft demonstrieren.
„Wir als Saatgutunternehmen sind nah bei den Landwirten und haben Verständnis für die berechtigten Sorgen. Aus diesem Grund solidarisieren wir uns mit der Protestaktion“, so Martin Reisige, Geschäftsführer der Strube D&S GmbH.
Frust herrscht bei den Landwirten auch durch die Preispolitik des Einzelhandels. Die mächtigen Handelsketten versuchen die Einkaufspreise der Agrargüter immer weiter zu senken. „Die niedrigen Preise für die Erzeugnisse der Landwirtschaft sind ein großes Problem. Die Bauern fühlen sich weder von der Politik, noch von großen Teilen der Gesellschaft verstanden“, ergänzt Dr. Thomas Engels, Leiter Vertrieb Deutschland. Für die Landwirte wird es so immer schwieriger, ein rentables Betriebsergebnis zu erzielen.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.