Helmstedt. Gemäß des inzwischen umstrittenen Inzidenzwertes gilt der Landkreis Helmstedt seit heute, 22. März 2021, als so genannte Hochinzidenzkommune. Eine erste Handlung der Kreisverwaltung, die darauf beruht, ist, die Kreistagssitzung am kommenden Mittwoch, 24. März 2021, anzusagen.

Die Absage der Kreistagssitzung durch den Landrat Gerhard Radeck sei das Ergebnis eines Abstimmungsgesprächs zwischen ihm  und dem Kreistagsvorsitzenden Gregor Nitschke, heißt es in einer kurzen Mitteilung aus dem Kreishaus. Grund für die Absage seien die stark angestiegenen Corona-Infektionszahlen und die hohe Anzahl an Personen, die bei einem Kreistag anwesend sind: 42 Kreistagsabgeordnete, Landrat, Verwaltungsmitarbeiter, Presse, Technik und Zuschauer erschienen den Verantwortlichen zu viel.

Weil die Tagesordnungspunkte dennoch mit einem Beschluss abgeschlossen werden sollen, komme ein kreistagsweites Umlaufverfahren zum Einsatz. Möglich mache dieses Umlaufverfahren ein neues Gesetz im Land Niedersachsen, das nach der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 verabschiedet wurde. Die Ergebnisse der Umlaufbeschlüsse würden nach Abschluss des Verfahrens auf der Homepage des Landkreises veröffentlicht, heißt es abschließend.

Am dritten Tag in Folge über 100er Wert

Der Landkreis Helmstedt wird auf der offiziellen Seite des Landes Niedersachsen seit heute als Hochinzidenzkommune geführt, weil der Inzidenzwert (die Zahl der positiv getesteten Kreishelmstedter, bezogen auf 100.000, innerhalb der vergangenen sieben Tage) drei Tage in Folge über der 100er Marke lag.

Aktuell sieht die Corona-Verordnung dazu vor, dass in einem solchen Fall die „Notbremse“ zu ziehen ist und die Kommune wieder in den kompletten Lockdown muss. Dazu hat der Krisenstab des Landkreises Helmstedt allerdings bisher noch keine Mitteilung gemacht.

Grund dafür könnte sein, dass die Bundeskanzlerin sich heute erneut mit den Länderchefs berät. In dieser Videokonferenz soll angeblich ohnehin ein erneuter Lockdown bis nach Ostern beschlossen werden. Allerdings könnte auch auf der Tagesordnung stehen, für das Herunterfahren des alltäglichen Lebens andere Berechnungsgrundlagen zu Rate zu ziehen, statt nur den Inzidenzwert.

Studenten-Vorschlag: Negativtestungen einbeziehen

Dieser wird in den vergangenen Tagen überall diskutiert. Bei Facebook kursiert beispielsweise gerade ein Video von Patrick Schönherr aus Bayrisch Gmain. Der Student des Lehramts für Mathematik und Physik der Universität Regensburg rechnet in dem Video vor, warum die Inzidenz bei steigenden Testzahlen die Werte „verfälscht“ und schlägt vor, die negativen Testergebnisse mit einzubeziehen. Da aktuell ja immer mehr getestet werde, würden auch mehr Infektionen entdeckt, die wiederum den Inzidenzwert verzerren würden. Wenn eingerechnet würde, wie hoch die Quote der positiven Testergebnisse gegenüber den negativen Ergebnissen ist, würde der Inzidenzwert ein reelleres Bild abgeben, so Schönherr in seinem viel diskutierten Video, das hier angeschaut werden kann: https://www.facebook.com/100002916693690/videos/3797816113658908/

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Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.