Hannover. Apotheken in Niedersachsen bleiben ab Mittwoch, 14. Juni, geschlossen. Hintergrund ist der bundesweite Protesttag der Apothekerinnen und Apotheker. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) befürwortet den bundesweiten Protesttag der Apotheken vollumfänglich. Eine Regelversorgung wird an diesem Tag nicht stattfinden. Die Notfallversorgung am Protesttag wird ausschließlich über die Notdienstapotheken gewährleistet.
„Die Vorbereitungen auf den bundesweiten Protesttag der Apotheker laufen auf Hochtouren“, berichtet Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV. „Viele Apotheker planen Aktionen, Kundgebungen oder unterstützen die notdiensthabenden Apotheken mit Informationsständen. Des Weiteren sind die Kollegen seit Wochen dabei, die Patienten über den Protesttag zu informieren und aufzuklären, warum wir Apotheker den Protesttag veranstalten werden. Wir raten den Patienten, bei denen die Medikation planbar ist, den Besuch in der Stammapotheke um einen Tag zu verschieben“.
Grund sind Einsparungen der Bundesregierung
Hintergrund des bundesweiten Protesttages der Apotheker sind Einsparungen der Bundesregierung, wie zum Beispiel die Folgen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes. „Lieferengpässe, Sparmaßnahmen und Honorarkürzungen durch die Bundesregierung machen es für uns Apotheken immer schwieriger, die Arzneimittelversorgung für die Patienten aufrecht zu erhalten“, sagt Berend Groeneveld. „Die Bundesregierung hat ihr Versprechen, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken, gebrochen. Die Politik spart das System Apotheke kaputt und gefährdet so die Arzneimittelversorgung der Patienten. Viele Apotheken sind bereits am Limit, andere müssen ihre Türen für immer schließen. Die Patienten müssen sich wegen des Versagens der Politik auf noch längere Wartezeiten, verkürzte Öffnungszeiten in Apotheken und weitere Wege einstellen.“
Aktuell sorgt außerdem eine Veröffentlichung des Bundesgesundheitsministeriums zum Protesttag der Apotheken für weiteren Unmut unter den Apothekern. „Die Reaktion des BMG macht uns Apotheker fassungslos. Das BMG verwechselt Umsatz mit Erträgen und hat offenbar keine Ahnung, was es bedeutet, selbstständig zu sein. Es verschließt zudem die Augen davor, dass die Apotheken während der Corona-Pandemie zum Teil hohe Investitionen aufbringen mussten, um die zusätzlichen Aufgaben während der Pandemie stemmen zu können. Die Honorarkürzungen durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz oder die lächerlichen anvisierten 50 Cent für den immensen Aufwand, den wir für das Lieferengpass-Management erhalten sollen, sind zudem kein Anreiz für junge Apotheker, eine Apotheke zu übernehmen oder neu zu gründen. Das bringt nun das Fass zum Überlaufen.“
Geplantes Gesetz wird kritisiert
Des Weiteren kritisieren die Apotheker das geplante Lieferengpass-Gesetz. „Lieferengpässe werden auch nach Inkrafttreten des Gesetzes unseren Alltag bestimmen“, sagt Groeneveld und blickt schon jetzt besorgt Richtung Herbst. „Es nützen keine kurzfristigen Maßnahmen, sondern die Politik muss eine längerfristige Strategie entwickeln, um die flächendeckende Arzneimittelversorgung weiterhin zu sichern. Die ersten Schritte sind Bürokratieabbau bei der Arzneimittelabgabe, Beendigung von Nullretaxationen und eine Erhöhung der schon lange nicht mehr ausreichenden Apothekenvergütung.“
Eine zentrale Forderung der Apotheken bundesweit ist insbesondere die nach einem fairen Honorar. Seit 2013 wurde die Apothekenvergütung nicht angepasst. Darüber hinaus ist das Honorar anders als bei anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen von der Inflation abgekoppelt. „Deshalb protestieren wir am 14. Juni – für den Erhalt der Arzneimittelversorgung der Patienten“, sagt Groeneveld.
Natalie Tönnies, geboren 1999 in Schönebeck (Elbe), ist das Küken in der Redaktion des HELMSTEDTER SONNTAG und steckt mitten in ihrem Volontariat. Die Danndorferin ist eine leidenschaftliche Sportschützin mit einer kleinen Abneigung gegenüber (Führerschein-)Prüfungen. Sie schreibt unheimlich gerne die Fleischerseite des HELMSTEDTER SONNTAG.