Hannover. Bereits zum vierten Mal beteiligt sich Niedersachsen an der jährlichen länderübergreifenden Verkehrssicherheitsaktion ,,sicher.mobil.leben.“. In diesem Jahr lautet das Motto „Fahrtüchtigkeit im Blick“. Im Fokus stehen dabei jegliche Formen einer möglichen Beeinflussung der Verkehrsteilnehmenden.
Die Aktion beginnt am Donnerstag, 5. Mai, um 4 Uhr. In Niedersachsen wird die Polizei über einen Zeitraum von 24 Stunden mit verschiedenen Kontroll- und Präventionsaktionen für mehr Aufmerksamkeit sowie körperliche und geistige Fitness bei der Teilnahme am Straßenverkehr werben. Unterstützt werden die rund 750 Polizeibeamten an etwa 140 Kontrollorten in Niedersachsen und den weiteren vielfältigen Präventionsaktionen auch von Angehörigen der Verkehrswachten, des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und der Landessektion Niedersachsen des Bundes gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.
Klare Meinung von Boris Pistorius
Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagt: „Alkohol, Drogen und alle anderen Rauschmittel haben im Straßenverkehr nichts zu suchen. Wer sich betrunken oder berauscht hinters Steuer setzt, riskiert den Tod anderer Menschen. Auch wegen deutlich gestiegener Unfallzahlen im Bereich der Fahrtüchtigkeit haben wir jetzt gemeinsam mit unseren Partnern eine landesweite Kampagne unter dem Motto #FAHRKLAR gestartet. Die eindeutige Botschaft: Wer Alkohol, Drogen oder Medikamente konsumiert, hat nichts im Straßenverkehr zu suchen.“
Auch Zweiradfahrer werden kontrolliert
Der Schwerpunkt bei den diesjährigen Kontrollen liegt nicht nur auf dem Pkw-, Lkw- und Busverkehr: Auch Fahrende von E-Scootern, Fahrrädern und Motorrädern stehen im Fokus der Beamten. Die Polizei wird hierzu ihre Kontrollen nicht nur im alltäglichen Streifendienst verstärken, sondern insbesondere auch im regionalen Bereich abgestimmte landesweite Kontrolltermine im Hinblick auf das Thema „Fahrtüchtigkeit“ vorbereiten. Gemeinsam mit den Partnern der Verkehrssicherheitsarbeit wird die Polizei auch vor und nach dem Aktionstag landesweit über die Gefahren rund um die Beeinflussung der Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr hinweisen.
Zahl der Verstöße ist gestiegen
Im Jahr 2021 hat die Polizei in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Zunahme bei den Verstößen gegen die gesetzlichen Vorschriften im Zusammenhang mit dem Führen eines Fahrzeuges unter Beeinflussung durch Alkohol oder andere berauschende Mittel festgestellt. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 19.453 Anzeigen und damit 2.404 mehr als 2020. Auch die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen aufgrund einer Beeinflussung durch Alkohol oder andere berauschende Mittel tödlich Verunglückter ist in Niedersachsen von zehn im Jahr 2020 auf 22 Personen in 2021 gestiegen. Ebenso registrierte die Polizei eine Zunahme bei den Verkehrsunfällen insgesamt, bei denen Alkohol oder sonstige berauschende Mittel eine maßgebliche Rolle spielten. Dort verzeichnete Niedersachsen ein Plus von 4,5 Prozent auf 3.734 Verkehrsunfälle im Jahr 2021.
Auch Medikamente und Müdigkeit spielen eine Rolle
„Die landesweite Kontrollaktion hat nicht nur Personen im Blick, die sich zum Beispiel betrunken oder unter Drogeneinfluss hinters Steuer setzen. Es geht auch um diejenigen, die müde und schläfrig sind oder vielleicht unter Krankheiten leiden, die das Fahrvermögen beeinträchtigen können. Es gibt viele Ursachen, die zu einer Einschränkung der Fahrtüchtigkeit führen. Auf diese Problematik wollen wir aufmerksam machen, weil viele Menschen meinen, dass es in Ordnung sei, auch leicht müde oder unkonzentriert zu fahren. Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert aber volle Konzentration. Wenn das nicht der Fall ist, muss das Fahrzeug stehen bleiben“, so Pistorius weiter. „Im vergangenen Jahr hat im Schnitt alle zweieinhalb Stunden ein fahruntüchtiger Mensch in Niedersachsen einen Unfall verursacht. Das wollen wir mit dieser Aktion verdeutlichen und dafür sensibilisieren.“
Gefahr für andere und sich selbst
Der Präsident der Landesverkehrswacht Niedersachsen, Heiner Bartling, sagt: „Das Freizeitverhalten vieler Menschen ist oft geprägt durch eine hohe Mobilität, besonders an Wochenenden. Leider kommen allzu oft Alkohol und Drogen oder auch Übermüdung als Wegbegleiter hinzu. Schlimme Folgen sind vorprogrammiert. Nicht nur Alkohol, sondern auch Drogen und Medikamente beeinträchtigen ganz erheblich die Fähigkeit, ein Fahrzeug sicher zu führen. Nach Genuss, Konsum oder Einnahme all dieser Produkte kann es teils zu enormen Wahrnehmungsstörungen kommen. Hör- und Sehfähigkeit werden beeinträchtigt, Koordinations- und Reaktionsvermögen lassen nach, Distanzen und Geschwindigkeiten werden falsch eingeschätzt. Jegliche Auswirkungen lassen die Teilnahme am Straßenverkehr, sei es mit Auto, Lkw, Motorrad oder auch mit einem Fahrrad, zu einer unberechenbaren Gefahr für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmende werden.”„Leider gilt nach wie vor bei einigen Fahrzeugführenden das Fahren unter Alkohol und/oder Drogen als Kavaliersdelikt und wer erwischt wird, sieht sich meist in der Rolle des ertappten Pechvogels. Das Unrechtsbewusstsein ist oft sehr gering, manchmal nicht vorhanden. Im Straßenverkehr geht es darum, Menschenleben nicht zu gefährden“, so Bartling weiter.
Aufklärung in Schulen und Betrieben
Gerd Weinreich, Vorsitzender der Landessektion Niedersachsen vom Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, sagt: „Als Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr widmen wir uns seit Jahren der Prävention von rauschbedingten Verkehrsdelikten und -unfällen. Wir klären durch unsere Referenten in allgemeinbildenden Schulen, Beruf- und Fahrschulen, sowie in Betrieben, vor Studierenden und bei der Bundeswehr über die Gefahren von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr auf. Unterstützt wird diese Präventionsarbeit mit Fahrsimulatoren, T-Walls, Rauschbrillen und bestimmten Programmen mittels Smartphones. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unseren Botschaften die entsprechenden Zielgruppen sensibilisieren, um die Verhaltensweisen im Straßenverkehr nachhaltig zu verändern.“
Natalie Tönnies, geboren 1999 in Schönebeck (Elbe), ist das Küken in der Redaktion des HELMSTEDTER SONNTAG und steckt mitten in ihrem Volontariat. Die Danndorferin ist eine leidenschaftliche Sportschützin mit einer kleinen Abneigung gegenüber (Führerschein-)Prüfungen. Sie schreibt unheimlich gerne die Fleischerseite des HELMSTEDTER SONNTAG.