Braunschweig. In der ganzen Region ist es am Sonntag, 6. Sptember 2020, soweit: Um 10 Uhr beginnen die ersten Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide mit einer Eröffnungsveranstaltung im Internet.
Nach der Begrüßung durch Ulrich Knufinke, Präsident des Israel Jacobson Netzwerks für jüdische Kultur und Geschichte, und Grußworten von Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbands der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Schirmherr der Veranstaltungen, wird Frank Ehrhardt vom Arbeitskreis Andere Geschichte /Gedenkstätte Schillstraße eine Einführung zur Person und zum Wirken von Max Jüdel geben.
Max Jüdel ist das „Oberthema“ der Kulturtage
Die Stadt Braunschweig ist mit Max Jüdel in diesem Jahr Gastgeber und Partner der Kulturtage. Der vor 175 Jahren in Braunschweig geborene Jüdel steht als diesjährige Persönlichkeit für jüdische Unternehmer und Mäzenaten, wie es sie an vielen Orten der Region gab – in Gifhorn war es die Familie Menke, die seit dem 18. Jahrhundert in der Stadt lebte, im Holzhandel aktiv war aber auch in der Politik und bei der Gründung des Historischen Museums sowie des Museums- und Heimatvereins aktiv war. Weil der inzwischen in Hamburg lebende Alexander Menke 1880 dem Schützenverein für seinen Ball Kisten Orangen schickte, heißt der Ball bis heute Apfelsinenball. In Halberstadt hat die Unternehmerfamilie Hirsch, deren Kupfer- und Messingwerke AG im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem marktführenden Unternehmen im Metallhandel aufstieg und schließlich nach Berlin verlagert wurde, zur Entwicklung der jüdischen Gemeinde und der Stadt beigetragen.
Zugleich Europäischer Tag der jüdischen Kultur
Am 6. September, der gleichzeitig „Europäischer Tag der jüdischen Kultur“ ist, finden gleich mehrere Veranstaltungen in der Region statt: Die Stadt Goslar bietet um 10, 12.30 und 15 Uhr einen Stadtrundgang zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Goslar mit Besuch des seit 400 Jahren bestehenden jüdischen Friedhofs an.
Um 14 Uhr kann das jüdische Halberstadt in einem Rundgang erkundet werden.
Ausstellungen können in Celle, Goslar und Braunschweig besichtigt werden – im Mönchehaus Goslar findet um 11.30 Uhr eine Führung durch die Ausstellung des jüdischen Künstlers Alexander Iskin statt. Am Abend singt und erzählt Rabbiner Walter Rotschild ab 19 Uhr im Goslarer Trollmönch.
Teilnahme ist „vom Sofa aus“ möglich
Wer sich vom eigenen Sofa aus mit den Initiatoren der Jüdischen Kulturtage austauschen möchte, kann dies am Abend um 19 Uhr im Online-Gesprächskreis „Lassen Sie uns reden!“ tun. Dau und zu den meisten anderen Veranstaltungen sind Anmeldungen erforderlich, Näheres ist auf der Webseite des IJN unter www.ij-n.de zu finden.
Das vielfältige Programm mit über 40 Veranstaltungen in allen Teilen der Region verspricht einen spannenden September.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.