Helmstedt. Ist Deutschland „müde“, was Erste Hilfe anbelangt? Nur etwa jeder fünfte Passant in Deutschland ist einer Studie zufolge bereit eine Herz-Massage vorzunehmen. In weiteren Versuchen wurde beobachtet, wie viele Fahrzeuge an einem möglicherweise schwerwiegenden Verkehrsunfall einfach vorbei fahren – mit noch deutlich schlechteren Ergebnissen.

In anderen europäischen Ländern sieht diese Quote deutlich besser aus: in Schweden zum Beispiel liegt sie bei über 50 Prozent. Einer der Gründe, so ist zu vermuten, könnte darin zu suchen sein, dass den Menschen die Erste Hilfe seit ihrer Schulzeit Jahr für Jahr auf ein Neues vermittelt wurde. In Deutschland ist der einzige verpflichtende Kurs, abgesehen von beruflich notwendigen Ausbildungen, der für den Führerschein. Der allerdings ist bei nicht ganz wenigen Menschen schon einige Jahre her.

Klassische Kurse dauern zu lange

So ist das Argument der „Unsicherheit“ nicht gänzlich unverständlich. Die klassischen Kurse dauern meist rund acht Stunden und sind mit Kosten und meist einem ansonsten freien Wochenende verbunden. Zu unattraktiv für die „kurze Wissensauffrischung“, die Leben retten kann.
Im Kreisverband des Deutschen Roten Kreuz Helmstedt will man dem mit dem Kurs „Fit in Erster Hilfe“ etwas entgegen setzen. „Wir wollen ein ganz niedrigschwelliges Angebot schaffen. Kurze Veranstaltungen zu einzelnen Themen. Damit können sich die Menschen das heraussuchen, was sie wirklich interessiert“, erklärt Elke-Menzel Schäfer vom DRK Kreisverband Helmstedt. „Wenn die Leute aus eigenem Interesse kommen, bleibt mit Sicherheit auch mehr hängen“, stimmen Enno Deuter, ehrenamtlicher Ausbildungsbeauftragter beim DRK Kreisverband und Phillip Faltenberg, Erste Hilfe-Ausbilder im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres in den Tenor von Menzel-Schäfer mit ein.

Montags um 18 Uhr werden Kurzkurse in Helmstedt angeboten

Deuter und Faltenberg leiten die neuen Kurzkurse, die das DRK in der Schöninger Straße in Helmstedt seit der vergangenen Woche jeweils montags um 18 Uhr anbietet. Eine kleine Gebühr für den rund 90-minütigen Kurs fällt zwar an, dafür ist die Themenbandbreite groß und nicht nur auf die Erste Hilfe, wie sie für den Führerschein benötigt wird, bezogen.
So behandelt der Kurs am morgigen Montag, 11. Februar, das Thema „Akute Erkrankungen“, womit zum Beispiel Schlaganfälle oder Herzinfarkte gemeint sind. In der kommenden Woche, am 18. Februar, sind „Verletzungen“ das Thema: anlegen eines Wundverbandes und Co. stehen auf dem Programm. Wie wichtig Letzteres ist, weiß Enno Deuter aus seinem Berufsalltag als Rettungsassistent: „Man kann es ja überall lesen zur Zeit, dass die Rettungsdienste zum Teil wegen Kleinigkeiten gerufen werden. Da wird auch schon mal, oft aus Unwissenheit gepaart mit Überforderung in der jeweiligen Situation, bei einer größeren Schnittwunde am Finger die 112 gewählt. Das gab es tatsächlich schon.“
Weitere Themen des Erste-Hilfe-Angebotes sind: „Herz-Lungen-Wiederbelebung (mit Defibrilator)“, „Kinder“, „Persönliche Notfallvorsorge“, „Senioren“, „Sport“ und „Verkehr“.
Anmeldungen sind über die Website des DRK-Kreisverbandes unter https://www.drk-kv-he.de/de/erste-hilfe/fit-in-erster-hilfe.html möglich. Telefonisch können Anmeldungen unter der Nummer 05351/58580 abgegeben werden.

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Nico Jäkel, geboren 1981 in Helmstedt, ist ausgebildeter Redakteur, selbstständiger Fotograf und ein leidenschaftlicher Hobbykoch mit einer gigantischen Sammlung an Kochbüchern. Seine Markenzeichen sind verschachtelte Sätze. Zusätzlich zu seinem Faible für Produkttestungen, engagiert sich der Lokalpatriot in seiner Heimatstadt Schöningen.