Das Monatsthema für März beschäftigt sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ und was es für uns bedeutet

Erster Teil (erschienen am 5. März 2023): Kann die Welt uns auf Dauer ertragen?

In Bezug auf unsere moderne Welt gilt Hans Carl von Carlowitz als „Vater“ des Begriffes „Nachhaltigkeit“. 1713 tauchte das Wort erstmalig in einem seiner Werke zur Forstwirtschaft auf. Abgeleitet hatte er es von dem seinerzeit noch gebräuchlichen Wort „Nachhalt“, das sinngemäß für Vorrat stand. Von Carlowitz ging es in seinem Werk um exakt das, was der Begriff auch heute, zumindest im Kontext ökologischer (aber zum Teil auch ökonomischer) Verwendung, bedeutet: Um ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (vor allem von Lebewesen und Ökosystemen) gewährleistet werden soll.

Kurzum: Nachhaltigkeit im ursprünglichen Sinne bedeutet, dass wir mit unseren Ressourcen so umgehen, dass sie (auf absehbare Zeit) nicht weniger werden.

Aus dieser Quasi-Definition heraus wird klar, dass die inflationäre Verwendung des Begriffes in der heutigen Zeit in unterschiedlichsten Zusammenhängen kaum erfüllt wird. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: „Kann die Welt uns auf Dauer ‚ertragen‘?“, die zeitgleich Einleitung in das Monatsthema für den März zum Schlagwort „Nachhaltigkeit“ sein soll.

Warum beschäftigt uns das Thema überhaupt?

Über Jahrzehntausende hinweg entwickelte sich die Menschheit als Jäger und Sammler, war, gezwungenermaßen das, was wir heute als naturverbunden bezeichnen würden. Würden wir heute noch so leben, sähe die Welt anders aus. Sie wäre vor allem deutlich ärmer an menschlichen Bewohnern. Das liegt zwar auf der Hand, bedenkt man alleine die medizinischen Errungenschaften, die nicht nur für ein längeres Leben sorgen, sondern nicht selten auch dazu beitragen, dass überhaupt neues menschliches Leben die Welt erblicken kann.

Etwas weiter gedacht wird aber auch klar, dass bestimmte Ressourcen auch für unsere Vorfahren endlich waren. Waren alle Beeren von einem Strauch gepflückt, war der Strauch bis zur nächsten Erntezeit verbraucht. Das natürliche Limit an vorhandenen Ressourcen setzte die Grenze für die Anzahl an Menschen, die damit versorgt werden konnten.

Als der Mensch lernte, Ackerbau und Viehzucht für sich zu nutzen, änderte sich die Situation dramatisch. Im Vergleich zu heute würde man die damalige Wirtschaft vermutlich noch immer als nachhaltig bezeichnen, doch Schritt für Schritt, Jahrhundert für Jahrhundert wuchsen die Bedürfnisse der Menschen und die Zahl der Menschen selbst.

Verschwendung ist kein ganz neues Phänomen

Denken wir an Schlagworte wie „Ausbeutung der Erde“, verbinden wir das in aller Regel mit dem vergangenen Jahrhundert. Selbst wenn der Blick dabei eingeschränkt auf den Ausschnitt des Luxus gelegt wird, stimmt das aber nur begrenzt. So exis-tieren Kochrezepte aus der Römerzeit, in denen Tiere genannt werden, die heute nicht mehr existieren – die Schlussfolgerung: Es wurden so viele davon gegessen, dass sich die Bestände nicht mehr erholen konnten.

Problematischer zeigt sich das Ganze aber, wenn es sich um tatsächlich existenzielle Fragen dreht. Dann nämlich geht es mitunter um das Konfliktpotenzial zwischen kurzfristigem und langfristigem Überleben. So zum Beispiel zur Zeit, als Hans Carl von Carlowitz den Begriff prägte: In der deutschen Holzwirtschaft des 18. und 19. Jahrhunderts gab es kaum noch Wälder. Zu dieser Zeit herrschte eine „kleine Eiszeit“ mit überaus kalten Wintern und die Menschen waren auf jedes bisschen Brennholz angewiesen, um nicht zu erfrieren. Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft setzt jedoch voraus, dass genügend Bäume stehen bleiben und abgeholzte nachgepflanzt werden. Daher mussten die Wälder zum Teil mit polizeilicher Gewalt vor dem Diebstahl durch verzweifelte Menschen geschützt werden. Und auch wenn das fern erscheint, ähnliche Interessenkonflikte gibt es auch heute noch in weiten Teilen der Erde.

Wie gehen wir damit um?

Unschwer erkennbar ist die gesamte Debatte untrennbar mit Moralvorstellungen verknüpft, was der Begriff „Enkelgerechtigkeit“ deutlich widerspiegelt. Die Frage „Soll es uns jetzt gut gehen, oder wollen wir es nachfolgenden Generationen ermöglichen, dass es ihnen überhaupt gut gehen kann?“ ist eine der elementaren Überlegungen der Fridays for Future-Bewegung. Wie sich die Problematik verträglich für alle Menschen lösen lässt, eine, die seit Jahren schon weltweit geführt wird und zu der es im Kern drei Leitstrategien gibt.


Zweiter Teil (erschienen am 12. März 2023): Wir müssen uns gemeinsam anstrengen

Dass es Dinge gibt, die endlich sind, ist keine neue Erkenntnis. Die Vorräte an zum Beispiel Erdöl werden, werden sie weiterhin so intensiv genutzt, irgendwann aufgebraucht sein. Das gilt natürlich nicht nur für das Öl, sondern auch für diverse andere Bodenschätze. Gerade im Helmstedter Revier zeugen die großen Tagebau-Restlöcher davon, wie groß der Eingriff in die Natur sein kann und wie vergleichsweise schnell – bezogen auf die Menschheitsgeschichte sind 150 Jahre nämlich nicht so sehr viel – wir die gewonnene Kohle aufgebraucht haben.

Um also auch in Zukunft irgendwie – sprichwörtlich – vorwärts zu kommen, bedarf es anderer, nachhaltigerer Lösungen. Dieser Problematik widmet sich das Monatsthema März im HELMSTEDTER SONNTAG unter dem Schlagwort „Nachhaltigkeit“.

Die drei Leitzsätze

Wenn es um die Frage geht, frei nach Hans Carl von Carlowitz, unseren Vorrat nicht zu verbrauchen, sondern so anzulegen, dass er auf Dauer bestand hat, gibt es drei wesentliche Leitsätze, die dem globalen Handeln zugrunde liegen sollten.

An erster Stelle steht dabei „Suffizienz“. Der Begriff Suffizienz (lateinisch für ausreichen, genügen) steht für „das richtige Maß“. Gemeint ist damit konkret, Produktion, aber auch Konsum von Gütern an die tatsächliche Notwendigkeit anzupassen. Es geht, wie oft anders dargestellt, gar nicht in erster Linie um Verzicht auf eine Sache an sich, sondern vielmehr darum, diese nicht über den Bedarf hinaus zu produzieren, beziehungsweise zu konsumieren.

Das ist nicht nur eine generell sinnvolle Strategie in der Betrachtung von nachhaltigem Handeln, sondern insbesondere auch wirtschaftlich spannend. Eine Verringerung einer Überproduktion nämlich, steigert letztlich auch den Gewinn, so denn die sonstigen Rahmenparameter stimmen.

Der zweite Leitsatz lautet „Effizienz“. Was das bedeutet, kann jeder leicht erahnen: Geringerer Aufwand für den gleichen oder besser noch größeren Ertrag. Deutlich wird das zum Beispiel an einer Glühlampe, die bei 60 Watt Leistungsaufnahme etwa gleich hell leuchtet, wie eine moderne LED-Lichtquelle, die aber nur zehn oder noch weniger Watt an Leistung benötigt. Sie gilt deshalb als effizienter, weil sie die Aufgabe, Leistung in Licht umzuwandeln, deutlich ressourcenschonender absolviert als eine herkömmliche Glühfadenlampe, bei der ein Großteil der aufgenommenen Leistung nicht in Licht, sondern in Wärme umgewandelt wird.

Bleibt als dritter Leitsatz die „Konsistenz“. Damit ist natürlich nicht flüssig oder fest gemeint, sondern „gleichbleibend“ beziehungsweise „beständig“, wie es sich aus der Definition im Wörterbuch ableitet. Inhaltlich bezieht sich Konsistenz im Kontext der Nachhaltigkeit darauf, den gesamtbetrachteten Ist-Zustand in einem Bereich einer Nutzung möglichst zu halten. Weniger sperrig formuliert also um das, was „Nachhaltigkeit“ in der Werbung häufig zum Inhalt hat: den Rückgriff auf naturverträgliche Stoffkreisläufe, also zum Beispiel Recycling oder die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Grundsätzlich fällt aber auch die Vermeidung von Müll in diesen Leitsatz.

Die Summe aller Teile

Nun ist es, wie so oft im Leben aber so, dass sich alle drei Leitsätze hin und wieder nicht so vereinbaren lassen, dass sie alle gleichzeitig zur Anwendung kommen. Zumindest nicht, wenn die Nachhaltigkeit vom reinen Aspekt der Verträglichkeit mit der Umwelt auch im Zusammenhang mit Wirtschaftlichkeit und (zeitgleich) Sozialverträglichkeit gesehen wird. Langfristig betrachtet aber kann das selbst bei zunächst absurd erscheinenden Dingen dennoch der Fall sein.

Vor einigen Jahren noch hat zum Beispiel eine typische 100W Glühlampe etwa 50 Cent gekostet, eine entsprechende 12W LED, wenn sie nicht gerade im Angebot war, etwa 15 Mal so viel.

Auf den ersten Blick eine klare Sache: Um die rund sieben Euro Differenz zu erwirtschaften, muss die Lampe schon ziemlich lange brennen… oder doch nicht?

Eine durchschnittliche Glühlampe hat eine Lebensdauer von 1.000 Stunden. Das heißt, die 100W-Lampe hätte in dieser Zeit 100 KWh verbraucht, die LED demgegenüber nur zwölf. Es werden als 88 KWh eingespart. Selbst vor dem Energiepreissprung wären bei günstigen Strompreisen rund 20 bis 30 Euro zu sparen gewesen, heute könnten es rund 40 Euro oder sogar mehr sein. Die LED hat ihren höheren Preis somit mehr als erwirtschaftet.

Bei dieser Variante sind in der Nachbetrachtung, also über die Zeit hinweg die Leitsätze Suffizienz (die LED spendet „ausreichend“ viel Licht – nämlich genauso viel, wie die herkömmliche Lampe), Effizienz (die LED verbraucht weniger Energie) in jedem Falle erfüllt. Aber, wie sieht es mit der Konsistenz aus?

Eine gewöhnliche Glühlampe ist zu fast 100 Prozent recyclingfähig – bei LEDs mit vielen Kunststoffteilen ist das schon deutlich schwieriger. An dieser Stelle aber tritt ein weiterer Effekt der Technologie auf den Plan: In der Regel haben LED eine Lebenszeit von einem Vielfachen der herkömmlichen Lampe – es fällt also auf die Zeit gesehen nur ein Teil des Materials an, dass demgegenüber bei der Verwendung von konventionellen Lampen anfallen würde.


Dritter Teil (erschienen am 19. März 2023): Praktische Tipps für mehr Nachhaltigkeit

Dass grüne Energie ein Schlüssel zur Nachhaltigkeit ist, dürfte mittlerweile klar sein. Dass eine Windkraftanlage im Garten eher schwierig zu realisieren ist, aber mindestens ebenso. Das Monatsthema „Nachhaltigkeit“ im HELMSTEDTER SONNTAG für den Monat März gibt stattdessen einige ganz praktische Tipps, die im Grunde fast ein jeder umsetzen kann.

Anregungen dazu gab es nicht nur bei der Helmstedter Kinder- und Jugenduni (Seite 1), sondern auch von Lesern. Den vielleicht wichtigsten dazu liefert Leserin Birgit Tostmann, die sich auf den Energiespareffekt der LED-Leuchten bezieht. Sie schreibt: „Eine effizientere, also stromsparende, LED Leuchte führt nur dann zum Einsparen von Energie, wenn wir Menschen trotzdem weiter sparsam mit dem Verbrauch von Strom  umgehen. Sonst kommt es zum sogenannten ‚Rebound‘ Effekt: Weil wir weniger Geld für die Beleuchtung unseres Hauses durch den eingesparten Strom ausgeben, kommen wir vielleicht auf die Idee, uns eine Lampe mehr aufzustellen oder Lampen länger brennen zu lassen. Dann fällt die mögliche Energieeffizienz von LED Leuchten geringer aus, als rein rechnerisch zu erfassen ist.“

Im Falle der LED ist der Verzicht auf das unnötige Licht brennen lassen die „Suffizienz“, also die Verringerung von Produktion und Konsum, während die Energiespareigenschaft der LED die „Effizienz“ betrifft. In sehr vielen Fällen ist nur wirklich von Nachhaltigkeit zu sprechen, wenn mindestens zwei der drei Leitsätze, der dritte ist „Konsistenz“ (naturverträgliche Stoffkreisläufe, Wiederverwertung, Müllvermeidung) zutreffen.

Nichts verschwenden, wieder verwenden!

Da eine ehrliche Betrachtung von Nachhaltigkeit eben auch die genannten Stoffkreisläufe mit einbezieht, ist die Frage nach Recycling eine ganz Große.

Heutigen Kindern dürfte sich ein Spruch dabei bereits ins Hirn gebrannt haben: „Nichts verschwenden, wieder verwenden!“ ruft nämlich „Rocky“, einer der Protagonisten der beliebten Zeichentrickserie „Paw Patrol“. Rocky ist der Recyclingspezialist der Serie.

Mehrweg statt Einweg

Und genau da setzen die -ersten Tipps im Rahmen des Monatsthemas an:

Erst vor wenigen Wochen hat die Stadt Helmstedt im Rahmen einer Marketing-Aktion Mehrweg-Kaffeebecher verteilt. Alleine durch solche Gefäße lassen sich gewaltige Berge an Müll vermeiden.

Einen Schritt weiter gehen Aktionen, an denen die Gastronomie teilnimmt, indem sie ebenfalls Mehrweggeschirr anbietet, das zum Teil mit einer Art Pfandsystem arbeitet, man also nicht zwingend die Behältnisse immer mit sich herumtragen muss.

Ebenso schon seit einigen Jahren gebräuchlich sind Unverpackt-Möglichkeiten, nicht nur bei zum Beispiel kleineren Fleischereien, sondern auch in Supermärkten. Das Prinzip ist denkbar einfach: Der Kunde bringt eine eigene Mehrweg-Verpackung mit (oder kauft sie im Laden), diese wird verwogen und anschließend die Ware eingefüllt, sodass der Kunde diese in seiner eigenen Verpackung mitnehmen kann.

Noch viel niedrigschwelliger, aber nicht minder Wirkungsvoll sind zum Beispiel angebotene Mehrweg-Gemüsenetze statt der bekannten dünnen Plastikbeutel.

Konkret wird mit all diesen Methoden Müll vermieden. Eine wichtige Sache, bedenkt man, dass vieles davon Plastikmüll ist, mit dem wir in den vergangenen 50 Jahren dazu beigetragen haben, dass es wahre Müllinseln auf unseren Ozeanen gibt.

Ein weiterer Tipp, der eigentlich auf der Hand liegt, ist es, saisonal und regional einzukaufen. Natürlich ist es möglich, sich eine Gurke mitten im Winter zu kaufen. Die Inflation ist aber keineswegs der einzige Grund dafür, warum diese dann rund zwei Euro kostet.

Der Preis ergibt sich zum Beispiel über die Energiekosten zur Beheizung der Gewächshäuser oder den langen Transportwegen.

Das im Hinterkopf, ist es natürlich schwierig, eine möglichst breite Palette an Lebensmitteln auf dem Tisch zu haben, die diese Voraussetzung erfüllen, vor allem dann, wenn auch der Fleischkonsum weitestgehend oder zumindest ein bisschen reduziert werden soll. Eine Avocado nämlich, ist, so schmackhaft sie auch sein mag, alles andere als nachhaltig. Und das nicht nur wegen der Transportwege.

Dennoch gibt es einen einfachen Weg dafür. Es reicht ein Blick in die Kochbücher unserer (Ur-)Großeltern. Die bieten nämlich in der Tat eine breite Auswahl an Speisen aus einer Zeit, in der es üblich war, sich überwiegend vegetarisch zu ernähren.


Vierter Teil (erschienen am 26. März 2023): Nachhaltigkeit darf auch lecker schmecken

Filme über Zeitreisen, bei denen die Protagonisten in die Vergangenheit reisen, haben in der Regel eins gemeinsam: Schon bei einer kleinen Veränderung werden große Auswirkungen auf die Zukunft befürchtet. Warum eigentlich glauben wir dann auf der anderen Seite, dass unsere kleinen Beiträge für eine bessere Zukunft nicht ebenso einen großen Einfluss haben könnten?

Und dabei geht es aktuell um nicht weniger als unsere Zukunft selbst, wenn wir über das Thema Nachhaltigkeit, das Monatsthema im März im HELMSTEDTER SONNTAG, sprechen.

Schon früher mahnte man gegen Verschwendung

Neben allen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Moderne  wusste schon die Bibel, dass nur ein maßvoller Umgang mit der Welt dauerhaft funktionieren kann. Eine Leserin gab dazu den Hinweis auf die Bergpredigt von Jesus, in der es heißt: „Glücklich sind die Mildgestimmten, da sie die Erde erben werden“, während sie Kapitel fünf, Vers fünf aus dem Matthäus Evangelium ergänzt: „Gott wird die beseitigen, die für die Krisen auf der Erde verantwortlich sind, diejenigen, die die Erde zugrunde richten.“

Natürlich darf man berechtigte Zweifel daran haben, dass die beiden Bibelzitate zum einen in einem irgendwie gearteten Kontext stehen und zweitens, die Menschen damals schon genau wussten, was sie damit eigentlich beschreiben würden. Eine gewisse Beschreibung der aktuellen Situation ist es aber dennoch. Denn nehmen wir der Erde mehr, als sie nachproduzieren kann, nehmen wir uns irgendwann dadurch unsere Lebensgrundlage.

Aus wenig viel machen

Doch wie soll das gehen? Ist ein Leben, das so gestaltet ist, dass wir einen möglichst kleinen Fußabdruck auf der Erde hinterlassen, überhaupt möglich? Das ist in der Tat einfacher als man häufig denkt. Wie in den vergangenen Ausgaben nämlich dargestellt, fängt es häufig im Kleinen an. Was die Ernährung anbelangt, lehren das zum Beispiel alte Kochbücher. Nicht die, die der gut betuchten Bürgerschaft oder gar der Sammlungen der Adligen entstammen, sondern die des einfachen Bauern, Handwerkers oder noch viel eher der Magd. Da es nämlich auch damals schon so war, dass man eben nicht nur satt werden wollte, sondern, insbesondere dann, wenn Besuch ins Haus stand, auch sozial dazugehören, war viel Trickserei angesagt, um aus der faden „Bauernkost“ ein „fürstliches Mahl“ zu zaubern.

Aus dem eigenen Garten

Die zwei Stichworte, um nachhaltig kochen zu können, heißen saisonal und regional. Und, das galt zumindest früher ganz allgemein, waren eben jene Waren auch noch am günstigsten. Letzteres lag nicht zuletzt auch daran, dass vieles davon selbst angebaut werden kann. Zumeist im heimischen Garten. Heute ist das im Schrebergarten oder in begrenztem Maße auf dem Balkon möglich. Garten ist ohnehin ein gutes Stichwort, hilft das eigene Grün und noch mehr eigener Anbau von Obst und Gemüse doch nicht nur dem Geldbeutel, sondern letztlich auch der Umwelt. Vor allem dann, wenn es sich um Produkte handelt, die zum Teil ganz unnötig lange „um die ganze Welt geschifft“ werden, wenn sie genauso gut vor Ort angebaut werden können.

Was lässt sich zaubern?

Zubereiten lassen sich beispielsweise verschiedene Salate mit Gemüse der Saison. Die müssen gar nicht einmal nur Beilagen sein, sondern können durchaus – gepaart mit einer kleinen Brotzeit eine Hauptrolle spielen. Als nächstes stehen Gemüsesuppen auf dem Speiseplan und mit etwas Einfallsreichtum und Improvisationstalent lassen sich daraus auch asiatische oder indische Varianten zaubern.

Dann gibt es noch einfache und schnelle Klassiker, die praktisch in Vergessenheit geraten sind. Pellkartoffeln zum Beispiel kommen heute recht selten auf den Tisch. Aber auch ein Blumenkohl, mit Bröseln und Butter übergossen, bedarf kaum großer Beilagen, außer vielleicht ein paar Kartoffeln und etwas Schinken – genau so, wie man zum Beispiel auch Spargel isst.

Soll es etwas besonderer sein, wäre da zum Beispiel die Möglichkeit von Ofengemüse, bestehend aus Kartoffeln, Möhren, Tomaten, Zwiebeln, Paprika und eventuell Fenchel. Alles Dinge, die auch im heimischen Garten wachsen könnten. Mit etwas Salz, Pfeffer, Basilikum und Oregano gewürzt, mit Olivenöl übergossen, ist nach etwa einer Stunde im Rohr ein tolles Essen gezaubert. Wer es nicht vegan will, der ergänzt zum Beispiel vor dem Backen Feta oder Hähnchenbrust.

Reste nicht wegwerfen

Der Punkt allerdings, bei dem sich in der Küche wohl am einfachsten etwas sparen lässt, ist eine clevere Resteverwertung. Früher gab es den klassischen Sonntagsbraten, von dem -bestenfalls die Reste am Montag als Einlage für eine Suppe genutzt wurden. Aus überschüssigen Kartoffeln, die auch gerne bewusst in größerer Menge gekocht wurden – das spart, wenn richtig gemacht, natürlich auch Energie – wurden am Folgetag Bratkartoffeln gezaubert.

Eines der „Restegerichte“ schlechthin ist heute übriges „egg fried rice“, gebratener Eierreis. Ganze Kanäle auf YouTube widmen sich diesem Gericht, das auf Reis vom Vortag basiert, mit wenigen Zutaten auskommt und verdammt lecker sein kann.

Bleibt zu hoffen, dass der Hunger auf Nachhaltigkeit nun geweckt ist.

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Nico Jäkel, geboren 1981 in Helmstedt, ist ausgebildeter Redakteur, selbstständiger Fotograf und ein leidenschaftlicher Hobbykoch mit einer gigantischen Sammlung an Kochbüchern. Seine Markenzeichen sind verschachtelte Sätze. Zusätzlich zu seinem Faible für Produkttestungen, engagiert sich der Lokalpatriot in seiner Heimatstadt Schöningen.