Teil I: Wie entsteht eigentlich die Energie, die wir verbrauchen? Wo kommt sie her? Und warum spielen die Preise dafür scheinbar verrückt?

Dass die Preise für praktisch alle möglichen Arten der Energie, die für den Haushalt benötigt werden, gestiegen sind, zum Teil sogar drastisch, wird niemandem entgangen sein. 

Rund um diese Entwicklung fallen Schlagworte wie „Blackout“, „Energieknappheit“, „Gasdeckel“ oder „Merit Order“ und viele mehr. Doch was genau hat es damit auf sich? 

Das Monatsthema im Oktober im HELMSTEDTER SONNTAG soll unter dem Titel „Die Energie(preis)-Krise“ einen Blick hinter die Kulissen von Energie-Erzeugung, Rohstoffbeschaffung und letztlich auch die der Preisbildung werfen. Dafür ist es sinnvoll die zumindest groben Strukturen zu kennen, die bei all dem eine Rolle spielen und die sich zum Teil gegenseitig beeinflussen.

Es gibt nicht „das Netz“; weder für Strom noch für Gas

Immer wieder ist die Rede vom deutschen und europäischen Strom- oder dem Gasnetz. Bei genauer Betrachtung der Strukturen wird aber schnell klar: Ein solches, allumfassendes Netz gibt es überhaupt gar nicht. Weder für den Strom und auch nicht für Gas.

Beim Strom gibt es zwar etwas, von dem man zumindest sagen könnte, es erstreckt sich über weite Teile des Kontinents, nämlich das Europäische Verbundsystem, aber selbst das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur für Teile der EU zuständig. Und das ist in diesem Kontext die Kernbotschaft: Auch wenn darin praktisch alle Stromerzeuger vereint sind, bedeutet das keinesfalls, dass wir bei einem „Ausfall“ alle dauerhaft ohne Strom darstehen. Zwar ist es grundsätzlich richtig, dass durch dieses Netz Auswirkungen eines „Blackouts“ in Spanien auch bei uns deutlich zu spüren wären, aber wenn es „hart auf hart kommt“, gibt es noch zahlreiche nationale Übertragungsnetze, die rein technisch für regionale Stabilität sorgen könnten. 

Rohrverbindungen in alle Himmelsrichtungen

Beim Thema Gas ist die Situation anders, da es viel weniger „Erzeuger“ gibt, aber dennoch ähnlich. Die einzelnen Netze nämlich sind nicht unbedingt miteinander verknüpft. Das so genannte H-Gas, das bisher überwiegend aus Russland und Norwegen stammte, hat eine andere Zusammensetzung als das L-Gas, das einerseits in Deutschland selbst gefördert wurde und wird, zu größeren Anteilen aber aus den Niederlanden kommt. Die unterschiedlichen Gassorten werden nicht vermischt. Da aber die natürlichen Gasreserven beim L-Gas nahezu erschöpft sind, erfolgt seit einigen Jahren die „Marktraumumstellung“. Es ist also bisher sogar zwingend so, dass es verschiedene Netze gibt. 

Gasproduzenten sind zudem nicht nur in fremden Ländern zu suchen. Wenngleich das Thema Flüssiggas (LPG) immer mehr zum Thema wird, das überwiegend auch von Extern in die Republik kommt, gibt es in Deutschland auch eigene Erzeugung, zum Beispiel durch Biogas-Anlagen. Diese müssen sich mit dem von ihnen erzeugten Gas an die Vorgaben der Netzbetreiber halten und entsprechendes Gas liefern.

Tiefer in die Materie 

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Infrastruktur, die in Europa, vor allem aber in Deutschland vorherrscht, ist zumindest in großen Teilen grundsätzlich auch dezentral auf Regionen heruntergebrochen im Betrieb zu halten… Wenn denn die entsprechende Energie dort jeweils vorhanden ist, beziehungsweise bezogen werden kann.

Das bisher Gesagte kratzt allerdings nur an der Oberfläche des Themas. Einen tieferen Einstieg, insbesondere in Richtung der Erzeugung von Strom – auch aus Gas – und warum letztere notwendig ist, soll es in der kommenden Ausgabe des HELMSTEDTER SONNTAG geben.


Teil II: Wie kommt der Strom in die Steckdose?

Stecker in die Dose, Strom ist da. Wie er da hin kommt, das wurde im ersten Teil des Monatsthemas im HELMSTEDTER SONNTAG für den Monat Oktober schon ansatzweise geklärt. Wie kommt er aber überhaupt in das Stromnetz und wie wird er erzeugt?

Zunächst einmal muss dazu der Blick wieder auf die Verbraucher gerichtet werden. So ist zum Beispiel – das ist nichts Neues – der Stromverbrauch am Tag deutlich höher als in der Nacht. Nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in der Industrie. Ältere Semester kennen vielleicht noch den günstigen „Nachtstrom“ – ein Phänomen, das es heute praktisch nicht mehr gibt. Doch warum war das überhaupt so?

Das Teekessel-Dilemma

Der Grund dafür ist in zwei Schlagworten zu suchen, die in den vergangenen Monaten immer wieder zu lesen waren. Grund- und Spitzenlast. Bevor die erneuerbaren Energien eine Rolle spielten und ganz klar fossile Energieträger (und Atomkraft) im Fokus standen, zudem die (europaweiten) Übertragungsnetze weit weniger gut ausgebaut waren, gab es im Grunde keinen Bedarf für solche Erzeugung, die über den Durchschnitt deutlich hinaus geht, also so genannte Spitzenlasten. 

Es war klar: Tagsüber wird im Schnitt Summe X produziert – und zwar dauerhaft, nachts kann ein wenig herunter gefahren werden. Daher war die Produktion, mit Kohle als mit Abstand größtem Energieträger, gefolgt von Gas, Öl und Atomkraft immer leicht über dem Durchschnitts-Tagesverbrauch angesetzt, sodass keine Engpässe entstehen können. Falls unerwartet einmal doch ein Kraftwerk ausfallen sollte, konnte das in der Regel durch Leistungssteigerung in anderen ausgeglichen. 

Nun bestand allerdings folgendes Problem: Kein Kohlekraftwerk und schon gar nicht ein Atomkraftwerk, lassen sich einfach „ausschalten“ und noch weniger schnell „anschalten“. Ein Kohlekraftwerk lässt sich dabei prima mit einem Teekessel vergleichen. Wenn das Feuer an ist, erhitzt sich das Wasser darinnen und wenn es kocht, entweicht der Dampf. Beim Kraftwerk treibt der Dampf eine Turbine an, die wiederum dafür sorgt, dass sich ein Generator dreht, der den Strom erzeugt. Würde man einen solchen Kraftwerkskessel nun „ausschalten“, würde für die Zeit in der nicht erhitzt wird, das Wasser abkühlen und müsste beim Anfahren erst wieder auf Temperatur gebracht werden. In der Folge ist klar: Diese Lösung ist wenig flexibel. Aus diesem Grund war (und ist) es einfacher, die Leistung einfach nur ein wenig zu reduzieren. Durch den damals deutlichen Überschuss der bei normalen Preisen wohl verpufft wäre, wurden die Nachtstrom-Tarife eingeführt, um so einen Anreiz dafür zu schaffen, den ohnehin produzierten Strom auch zu nutzen.

Spitzenlast als Ausgleich

Anders als bei den Kraftwerken die vorrangig mit Dampf arbeiten, um eine Turbine zu drehen, gab es schon lange Zeit auch Gas-Kraftwerke, die mit einer Turbine, wie sie ähnlich bei einem Düsenjet zum Einsatz kam. Dabei entsteht die Drehung durch den Abgasstrom der Verbrennung. Wie bei einem Jet lässt sich eine solche Gasturbine schnell an und ausschalten. Diese Technik – auch weil sie vergleichsweise günstig zu bauen ist gegenüber einem Kohlekraftwerk – sorgte dafür, dass flexibler auf Schwankungen reagiert werden konnte. 

In Verbindung mit einem Dampfkessel, dass heißt, der „Düsenantrieb“ nutzt die heißen Abgase zur Erhitzung eines Kessels, sind diese Kraftwerke zudem sehr effizient. 

Durch Zunahme der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung in den vergangenen 30 Jahren war es möglich, nach und nach, vorrangig Kohle und Atomkraftwerke in Höhe von rund 50 Prozent der seinerzeit vorhandenen Erzeugnungskapazität vom Netz zu nehmen. Im Regelfall gab es somit einen Energieträgerwechsel hin zu den Erneuerbaren. Damit einhergehend gewann aber Gas an Bedeutung, denn durch dessen schnelle Einsatzbereitschaft ist es möglich, die natürlichen Schwankungen von Wind und Photovoltaik zu kompensieren.

Warum nun ein „Schritt zurück“, zum Beispiel durch Verlängerung von Laufzeiten, aktuell nicht unbedingt alle Probleme löst, ist in der kommenden Ausgabe zu lesen.


Teil III: Gas- und Strompreis hängen zusammen; Was ist „Merit Order“?

Eigentlich sollte genau das, was aktuell mit den Strom- und Gaspreisen europaweit passiert, nie eintreten. Einer der Mechanismen aber, der einerseits der Sicherung der Energieversorgung, andererseits auch einer Senkung der Stromkosten generell bewirken sollte, sorgt nun maßgeblich dafür, dass genau das Gegenteil passiert.

Wie und warum das so ist, soll im dritten Teil des Monatsthemas Oktober im HELMSTEDTER SONNTAG erklärt werden.

Das „Merit Order“-Prinzip

Der Strom, der aus der Steckdose kommt, wird, das wurde in den vergangenen Ausgaben schon beleuchtet, von unterschiedlichsten Erzeugern produziert. Während eine Windkraft- oder Solaranlage, zumindest stark vereinfacht formuliert, nur einmal bezahlt werden muss und danach ohne nennenswerte weitere Kosten Strom liefert, wenn auch nur unter bestimmten Umständen, kosten Rohstoffe zur Energieerzeugung wie Öl, Kohle, Gas und Brennelemente für Kernkraftwerke Geld. 

Nun ist es aber so, dass die reine Grundlast, auch in Verbindung mit Mittellast in bestimmten Situationen, nicht genug Strom liefern kann, also die Spitzenlast dafür eintritt. Dies kann kurzfristig über eine Erhöhung der Kapazitäten in bereits laufenden Kraftwerken geschehen. Sind diese ausgereizt wird zugeschaltet. Nach einer fest definierten Reihenfolge, die auch die Dauer der Anfahrzeiten berücksichtigt.

An (spätestens) diesem Punkt tritt „Merit Order“ ein. Diese Regelung soll dafür sorgen, dass Stromproduzenten keine -Verluste einfahren oder sogar in finananzielle Schieflage geraten. 

Ohne eine solche Regulierung nämlich würde die enorme Preisdifferenz zwischen dem Strom aus Wind- und Sonnenenergie und solcher aus fossilen Energieträgern nämlich zu großen Verwerfungen am Markt führen.

Daher ist über „Merit Order“ geregelt, dass immer das Kraftwerk mit den höchsten Kosten für den Betrieb (Grenzkosten), das in der aktuellen Situation für die Sicherstellung der Stromversorgung notwendig ist, den Preis für alle anderen Erzeuger vorgibt.

Und hier greifen die Mechanismen übergreifender Stromnetze dann mit den Gaspreisen ineinander. 

Teures Gas = teurer Strom?

Ist also der Bedarf am gesamten europäischen Strommarkt so groß, dass auch an und für sich teure Produktion das Marktgeschehen bestimmt – und zwar über einen längeren Zeitraum, dann schlägt sich das auch auf die allgemeinen Preise nieder.

Genau das war in diesem Sommer der Fall. 

Aus verschiedenen Gründen konnte zum Beispiel Frankreich nicht die volle Kapazität seiner Kernkraftwerke nutzen. Um die Schwankungen der Erzeugung aus erneuerbaren Energien zu kompensieren, mussten aber nicht nur die Kohlekraftwerke ihre Lasten steigern, sondern eben auch Gaskraftwerke in Betrieb gehen, die wiederum vergleichsweise teures Gas verbrennen mussten. Da die Nachfrage aber so groß war, dass dies nicht nur „Mal“ der Fall war, sondern eigentlich permanent – und das voraussichtlich auch auf den Winter zutreffen wird, da in Frankreich hauptsächlich per Strom geheizt wird, bestimmt der Gaspreis gewissermaßen den Strompreis.

Erzeuger bereit zum Teilen

Dieses Problem zu lösen scheint schwierig, weil sich dahinter noch deutlich mehr Fallstricke befinden, als auf den ersten Blick ersichtlich. 

Auch herrscht offenbar weitestgehend Unklarheit darüber, ob das „Merit Order“-Prinzip trotz aller berechtigter Kritik (auch abseits der gegenwärtigen Gas-Preise) beibehalten werden soll, oder aber nicht.

Unfair erscheinen die auf diese Weise entstandenen „Zufallsgewinne“ bei den anderen Erzeugern, allemale zu sein, da die Preisspanne zwischen Produktionskosten und Verkaufserträgen immer weiter auseinander klafft.

Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien zeigt man sich allerdings selbst unzufrieden mit der Situation. Die Vorsitzende des Landesverbands erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen, Bärbel Heidebroek, zeitgleich Geschäftsführerin der Landwind Gruppe sagte dem NDR dazu: „Wir verdienen im Moment so viel, dass wir uns gegen Abgaben nicht sperren.“

Was damit gemeint ist und welche Lösungsansätze für den Energiemarkt es gibt, wird in der kommenden Ausgabe zu lesen sein.


Teil IV: Was hinter Preisdeckeln und Umlagen steckt

Viel Aufregung gab es um die letztlich doch gekippte Gasumlage. 

Das Konstrukt hätte dafür gesorgt, dass Gasverbraucher im Schnitt rund 2,5 Cent pro Kilowattstunde mehr hätten zahlen müssen, auf der anderen Seite durch eine Ermäßigung der Mehrwertsteuer entlastet worden wären. Das so per Umlage erhobene Geld wäre dann genutzt worden, um die in Schieflage gekommenen Gasversorger zu unterstützen. 

Für die privaten Verbraucher hätte dies zwar – je nach konkretem Liefervertrag – bedeutet, dass sie etwas mehr hätten zahlen müssen, mit Blick auf die ohnehin gestiegenen Gaspreise und die einhergehende Steuersenkung aber wäre der Mehraufwand eher gering ausgefallen. 

Deutlich anders ausgesehen hätte dies bei der Industrie, die zu ganz anderen Konditionen ihr Gas bezieht als Privathaushalte. Wie in einem Interview mit dem Vorstandschef der Firma Henkel, Carsten Knobel, deutlich wurde, wäre die Gasumlage für das Unternehmen nämlich teurer geworden als die gesamte Gasrechnung für das Jahr 2021. 

Deckel statt Umlage

An die Stelle der Gasumlage tritt nun in der politischen Diskussion ein „Gaspreisdeckel“, der Teil eines 200 Milliarden Euro schweren „Schutzschirms“ sein soll. 

„Damit die Preise sinken, spannen wir einen großen Abwehrschirm“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz dazu. Dies solle dazu beitragen, dass Rentner, Familien, Handwerksbetriebe und Industrie die Energiepreise bezahlen könnten. 

Wie genau der Gaspreisdeckel aussehen wird, ist allerdings noch in Abstimmung. Auch im europäischen Kontext. Der erste Vorschlag der Expertenkommission in Deutschland sieht vor, dass der Staat die Abschlags-Zahlung für Dezember übernehmen soll, ab März 2023 solle dann ein gedeckelter Gas-Preis von zwölf Cent pro Kilowattstunde folgen – für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Doch auch weitere Modelle werden noch beleuchtet.  

Der Preis für Gas bestimmt auch den Strompreis

Da sich, wie im Rahmen des Monatsthemas Oktober schon in der vergangenen Ausgabe erläutert, durch verschiedene Effekte der Preis für Gas auch auf den Strompreis auswirkt, gibt es auch dazu langwierige Debatten, zum Beispiel die eines Strompreisdeckels oder die zu einer möglichen – auch temporären – Entkoppelung von Gas- und Strompreis, die allerdings nicht nur kompliziert, sondern auch rechtlich fraglich scheint.

Ebenso wurde und wird die Abschöpfung von so genannten „Zufallsgewinnen“ in der Energie-Branche debattiert. 

Dazu hatte auch Bärbel Heidebroek, Geschäftsführerin der Landwind-Gruppe und Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes Windenergie, vor einigen Wochen schon Stellung bezogen. Demnach versperre man sich dem Gedanken gar nicht, von eben jenen Zufallsgewinnen einen Anteil abzutreten. 

Da die Betreiber von Anlagen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien durch die entsprechende Gesetzgebung dazu „gezwungen“ sind, den Strom aktuell teurer zu verkaufen, als das eigentlich notwendig wäre, sei das ein sinnvoller Beitrag, der geleistet werden könnte, so auch der allgemeine Tenor der Branche.

Weniger Freiwilligkeit scheint da bei den großen Energiekonzernen zu herrschen, wenngleich auch dort die Aussage „Wir verdienen hier Geld, das wir normalerweise nicht verdienen würden“, von Seiten eines Unternehmens verlautet wurde. Ob man das Geld dort „freiwillig“ abgeben wolle, scheint aber doch eher unwahrscheinlich.

Nicht nur Sparen bringt einen Schritt voran

Im letzten Teil des Monatsthemas Oktober sollen nächste Woche Potenziale aufgezeigt werden, mit denen jeder Einzelne im kleinen, aber auch größeren Umfang, einen Beitrag zur Bewältigung der Energie(preis)krise liefern und damit auch dauerhaft seinen eigenen Geldbeutel schonen kann.


Teil V: Kleine Dinge können große Wirkung haben

Viele Vokabeln der Themen Energieversorgung und -preisbildung wurden im Rahmen des Monatsthemas Oktober bereits beleuchtet. Auch erklärt wurden grundlegende Mechanismen dazu und aufgezeigt: es ist komplex. Darüber ist sich natürlich auch die Bundesregierung im Klaren, denn gäbe es eine einfache Lösung, die nicht nur -Symptome lindert, wäre sie schon längst umgesetzt. Das, was die Minister und Abgeordneten aber in den kommenden Jahren vor sich haben, ist ein riesiges, schwer zu entflechtendes Wirrwarr, das aber sehr wohl angepackt werden muss – mit Bedacht und Weitblick.

Nicht auf das falsche Pferd setzen

In Anbetracht eines definitiv „teueren“ Winters, stellt sich natürlich jedem Einzelnen die berechtigte Frage: Was kann ich tun, damit meine Rechnungen nicht ganz so hoch ausfallen?

Die Praxis wiederum ist gar nicht so kompliziert. Energie sparen lässt sich häufig sehr einfach. Natürlich, das Thema Heizen wurde schon hundertfach diskutiert, mit dem Fazit in Kurzform: ein bisschen geht, zu kalt darf es aber auch nicht werden, da dies unter anderem Schimmelbildung begünstigt. 

Da, wie aufgezeigt wurde, Strom und Gas preislich zusammen hängen, ist der alternative Griff zur Elektro-Radiator-Heizung also auch keine Option, vor allem, da diese sehr ineffizient heizt. Auch ein Teelicht-Ofen, wie sie häufig hoch gelobt werden, sollte keine Option sein. Zum einen ist die Heizleistung mit etwa 30 Watt sehr gering (zum Vergleich: ein ruhender Mensch strahlt bis zu 100 Watt Heizenergie ab), zum anderen besteht auch noch akute Gefahr, zum Beispiel eines Wachsbrandes.

Aber was kann ich tun?

Eine Überlegung, die bei der Lösungssuche hilft, ist, dass Dinge, die den Geldbeutel schonen, dies auch langfristig tun können. 

Der Spartipp Nummer eins heißt daher: Gewohnheiten ändern. 

Geräte im Stand-by Modus verbrauchen Strom, aufsummiert sogar eine ganze Menge. Wird etwas nicht gebraucht, wird der Stecker gezogen. Das gilt auch für Handy-Netzteile. Die verbrauchen nämlich auch Strom, wenn gar kein Handy dran hängt.

Rollläden und Vorhänge sollten genutzt werden. Viel Energie verlässt das Haus über die Fenster. Wenn es nachts dunkel (und kalt) ist, einfach die Rollos schließen und falls nicht vorhanden, die Gardinen zuziehen. Alleine die kleine Luftschicht zwischen Fensterscheibe und (dichter) Gardine/Vorhang hilft als Isolator. Ein Vorhang lässt sich auch prima vor der Haus- oder Wohnungseingangstür anbringen.

Ebenso sollte man Zugluftstopper nutzen. Vor allem dort, wo kalte Luft ins Haus ziehen kann. Im Zweifel reicht dazu eine alte Decke oder ein Handtuch vor dem Türspalt.

Ebenso zu den Gewohnheiten zählt: darauf achten, dass die Heizkörper ihren Job machen können. Zum Entlüften der Heizungen muss man kein Profi sein, noch einfacher ist es aber, darauf ein Auge zu haben, dass nichts vor den Heizkörpern steht, damit diese die Wärme in den Raum anstrahlen können. 

Investitionen in die Zukunft

Wirkliche Anschaffungen für eine energiesparende (oder erzeugende) Zukunft sind im Gros wohl Wohneigentümern vorbehalten. Doch auch ganz kleine Lösungen sind häufig möglich. So sollten zum Beispiel wärmeführende Rohrleitungen isoliert sein, vor allem dort, wo die Wärme nicht gebraucht wird. Das ist bei älteren Häusern häufig so. Wer die Möglichkeit hat, sollte passende Rohrisolierung in Betracht ziehen. Eine Maßnahme für wenig Geld mit vergleichsweise viel Effekt.

Deutlich teurer, aber ebenso langfristig gedacht, ist die Dämmung des ganzen Gebäudes. Das sollte aber unbedingt von jemandem getan werden, der genau weiß, was er tut. Mangelhafte Dämmung kann nämlich auch zu großen Problemen führen.

Die Anschaffung einer Solarthermie oder Solaranlage schluss-endlich, ist eine ebenso teurere Lösung, die sich aber meist schnell amortisiert. Insbesondere Solarstrom sorgt nicht nur für eigene Energie und entlastet damit den Geldbeutel, sondern trägt durch überschüssige Einspeisung sogar zum Gelingen der Energiewende bei. Aber: Die bürokratischen Hürden und -Tücken sind vor allem bei so genannten Balkonkraftwerken nicht zu unterschätzen…

Nico Jäkel