Hannover. Endlich wird es richtig Frühling – das freut nicht nur Amsel, Sperling und Co., auch Vogelfreundinnen und -freunde haben Grund zur Freude: Vom 12. bis 14. Mai 2023 ruft der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland wieder gemeinsam mit seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) zur „Stunde der Gartenvögel“ auf.
„In diesem Jahr wollen wir uns die Veränderungen in der Vogelwelt durch die Klimakrise anschauen“, sagt Gina Briehl vom Nabu Niedersachsen. Eine Gewinnerin des wärmeren Winterwetters könnte beispielsweise die Türkentaube sein. Bei ihr ergeben die Sichtungen seit Jahren eine leicht steigende Tendenz. Eventuell erzeugt eine stärkere Bindung an Siedlungen und die damit häufigere Zählung die leicht positive Tendenz – trotz des allgemein eher rückläufigen Bestands. „In Niedersachsen konnte die Türkentaube bei der Zählung in 2022 einen Zuwachs von 26 Prozent verzeichnen. Es wird sich zeigen, ob der Trend bei dieser Zählung anhält“, so Briehl.
Feldsperling bereiten Sorgen
Sorgen macht den Ornithologen der Feldsperling. Die Spatzenart steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste, auch in Niedersachsen, und wird bei der „Stunde der Gartenvögel“ immer weniger gezählt. Er steht in Konkurrenz zum kräftigeren Haussperling, darum ist er häufiger im ländlichen Siedlungsraum anzutreffen. Dort ist der Feldsperling durch die intensive Landnutzung bedroht, weil er kaum noch Nahrung, wie Samen und Insekten, sowie Nistplätze findet. Im vergangenen Jahr belegte der Feldsperling in Niedersachsen Platz 6 und folgte damit auf Haussperling, Amsel, Star, Kohlmeise und Blaumeise.
Dank der vielen Teilnehmenden an der Nabu-Aktion ist es möglich, Trends für den Siedlungsraum abzulesen und wissenschaftlich auszuwerten. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit 67.000 Menschen, die aus über 44.000 Gärten über 1,5 Millionen Vögel gemeldet haben. Davon kamen 7.381 Teilnehmende aus Niedersachsen, die in 5.002 Gärten knapp 183.000 Vögel gezählt haben. Gemeinsam mit der Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“ handelt es sich damit um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion. „Wer teilnimmt, profitiert auch selbst, denn Studien haben gezeigt: Wer Vögel beobachtet, beeinflusst sein psychisches Wohlbefinden positiv und lebt gesünder“, betont Gina Briehl. „Und natürlich lernt man viel über Vögel und die Natur vor der eigenen Haustür.“
So funktioniert die Vogelzählung
Von einem ruhigen Platz im Garten, Park, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden, aber auch per Post oder am 13. Mai von 10 bis 18 Uhr per Telefon unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1157115. Gemeldet werden kann auch mit der kostenlosen NABU-Vogelwelt-App, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt. Meldeschluss ist der 22. Mai.
Foto: NABU/M. Schäf
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.