Räbke/Frellstedt. „Alles im Fluss“ lautet das Motto der zweiten Gewässerwoche Niedersachsens, bei der es sich bis zum 26. Mai 2019 rund um die Schunter dreht, vom Quellort Räbke bis zur Mündung in die Oker bei Walle.
Die Gewässerwoche Schunter beginnt am Sonntag, 19. Mai 2019, mit einem bunten Tag in den Dörfern Räbke und Frellstedt.
Mit einem Gottesdienst im Räbker Freibad wird der Veranstaltungsreigen um 11 Uhr beginnen. Im Kirchenkalender steht der Sonntag „Kantate“ (Singet) an, also wird auch reichlich gesungen.
Die drei Pfarrverbände Räbke-Warberg-Lelm, Frellstedt-Wolsdorf sowie Süpplingen-Süpplingenburg richten den Gottesdienst aus, der von den Pfarrern Tobias Crins und Bernhard Sieverling gemeinsam gehalten wird. Zudem werden alle Musikgruppen der drei Pfarrverbände beteiligt sein und dem Motto „Kantate“ das gewünschte Ausrufezeichen verleihen.
Dem Gottesdienst schließt sich eine Pilgerwanderung entlang der Schunter an, die von Dieter Prüschenk, Projektleiter Jakobsweg im Theologische Zentrum Braunschweig, geführt wird. Abmarsch ist um 12.30 Uhr direkt am Freibad.
In Frellstedt geht es um 12 Uhr los
Bereits um 12 Uhr starten bunte Aktionen in Frellstedt. Im Dorfzentrum geht es dabei bis 17 Uhr viel um Kunst und Kreativität.
So werden im Atelier Mühlenweg Kunst und Kinderaktionen angeboten. Es wurden und werden alle möglichen Geschichten rund um die Schunter gesammelt. Ortsansässige Künstler, die Schriftstellerin Maria Eilers und die Illustratorin Hela Woernle werden diese Geschichten live aufschreiben und bebildern.
Es werden blaue Bilder mit einer speziallen Technik gemalt, aus übergroßen Papierbögen Origami gefaltet und um 13 Uhr das Bilderbuchkino der Bibliothekarin Sarah Brodner direkt an die Schunter verlegt.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr findet ein Kinderfest statt, bei dem auch die Drehleiter der Helmstedter Feuerwehr erklommen werden kann. Die Heimatstube berichtet über die frühere Bedeutung der Schunter und deren historischen Wandel, die Gemeinde Frellstedt stellt realisierte und geplante Projekte zur Umgestaltung der Schunter vor.
Imker Rainhardt Lüer öffnet seinen Imkerhof. Im Mühlenweg wird ein Kunsthandwerkermarkt aufgebaut, im ganzen Dorf ein Flohmarkt und die Gruppe „Zuna Rota“ sorgt an verschiedenen Stellen für Straßenmusik. Die Musiker begleiten auch einen Marsch nach Räbke um 17.30 Uhr, wo der Tagesabschluss auf dem Hof Angerstein gefeiert wird.
Musik von 27 Gruppen auf vier Höfen
In Räbke gibt es vor allem Musik. Von 14 Uhr an treten auf den Höfen Angerstein, Borkam, Buchholtz und Lippelt 27 Gruppen auf, die Abwechslung garantieren.
Es beteiligen sich Chöre aus Räbke, Süpplingen (Chorgemeinschaft und Grundschulchor), Essenrode, Behnsdorf, Flechtorf (auch der Kinderchor), Bornum, Helmstedt (Shanty-Chor und Chor des Julianum Gymnasiums) sowie die Blasorchester der Feuerwehr Räbke, Blau-Gelb Königslutter und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Süpplingenburg. Auch machen der Posaunenchor der Sing- und der Gitarrenkreis aus Warberg, der Gitarrenkreis Frellstedt sowie der Sing- und Instrumentalkreis Süpplingenburg mit.
Des Weiteren sind von der Kreismusikschule Helmstedt das Akkordeonensemble, das Ensemble Nowottny, das Elm-Sax-Quartett und das Saxophon-Quartett Lubijos zu hören, genauso wie Wolfgang und Jürgen (Gitarren), die Gruppe Aerophon vom Julianum Gymnasium, die Kirchenband aus Lelm und die Jagdhornbläser.
In der Mühle Liesebach wird indes ab 12 Uhr altes Handwerk präsentiert. Dabei wird vor allem – nach 60 Jahren Pause – erstmals wieder Korn gemahlen, aber auch Papier geschöpft und so einiges mehr vorgestellt.
„Lions Party Band“ spielt zum zentralen Abschluss
Den zentralen Abschluss, zu dem alle Akteute sich treffen wollen, bildet dann ab 18.30 Uhr die „Lions Party Band“ auf dem Hof Angerstein.
Besucher, von denen sich die Veranstalter eine Vielzahl versprechen, können auf ausgewiesenen Flächen parken, der Dorfkern Räbkes wird gesperrt.
AgrarScouts kommen nach Räbke und es findet ein Dorfflohmarkt statt
Es gibt aber noch mehr zu erleben. So ist es Christian Lukowitz gelungen, drei AgrarScouts nach Räbke zu holen.
Ein hochmoderner Schlepper mit Verschlauchungstechnik, gestellt von Landwirt Friedrich Reinold aus Wobeck, wird als praktisches Beispiel auf der Breiten Straße stehen und zu intensiven Gesprächen anregen.
Der Verbraucher soll im Gedankenaustausch mit den Agrar-Scouts erfragen können, was Landwirtschaft heute und zukünftig will und zu leisten in der Lage ist.
Organisiert von Dagmar Kersten finden schließlich auch noch ein Dorfflohmarkt in Räbke statt, bei dem 25 Standorte im ganzen Ort zum Stöbern einladen.
Fachkonferenz auf Burg Warberg
Nach Veranstaltungen zum „Thementag Bach“ in Cremlingen-Schandelah am Montag, folgt bei der Gewässerwoche am Dienstag eine Fachkonferenz auf der Burg Warberg, die um 9 Uhr von Landrat Gerhard Radeck eröffnet wird und den Titel trägt „Heute für morgen denken und handeln – Was können wir gemeinsam tun?“. Neben vielen anderen Experten spricht am Vormittag auch TV-Moderator und Diplom-Meteorologe Sven Plöger über die Auswirkungen des Klimawandels.
Der Thementag „Gewässer“ am Mittwoch, 22. Mai 2019, lädt ein nach Lehre-Flechtorf sowie nach Königslutter.
Gewässertag in Königslutter mit Führungen, Vorträgen und einigem mehr
In der Domstadt wird am Vormittag zur Lutterführung „Mühlen und Brauhäuser in Königslutter“ eingeladen. Treffpunkt ist um 11 Uhr das Quellhaus Lutterspring, die Leitung übernimmt Stadtführer Wilfried Kraus. Es geht von der Quelle bis zum Kaiserdom entlang der Lutter.
Highlight ist die Besichtigung des historischen Quellhauses, oberhalb des Ortes.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit, auch am zweiten Teil der Führung durch die Innenstadt teilzunehmen.
Dafür ist um 12.30 Uhr Treffpunkt am Löwenportal des Kaiserdoms. Es wird der Fokus auf die wirtschaftliche Bedeutung des Wassers und die Wassernutzung gelegt. Beginnend am Kaiserdom geht es unter fachkundiger Begleitung von Werner Denneberg, Verbandsvorsteher des Unterhaltungsverbandes Schunter, durch die Innenstadt bis hin zum Amtsgarten.
Es gibt Informationen über Wassermühlen, Brauhäuser und das berühmte Ducksteinbier sowie die Brautradition, die der Stadt seinerzeit zu großem Wohlstand verhalf. Für das geschmackliche Erlebnis sorgt am Ende jeder Führung für Interessierte eine Ducksteinbier-Verkostung.
Bachpatenschaften werden ausgezeichnet
Am Nachmittag wird der Gewässertag um 14 Uhr im Lutteraner Rathaussaal fortgesetzt. Dort werden zunächst Bachpaten ausgezeichnet, bevor vier Vorträge gehalten werden.
Stefan Ludwig vom Angel- und Gewässerschutzverein Wolfsburg-Vorsfelde spricht zum Thema „20 Jahre Bachpatenschaft mit dem AGV“ und stellt die häufigsten Fischarten vor.
„Die Fließgewässer im Schuntergebiet der Stadt Königslutter am Elm – faszinierende Vielfalt direkt vor der Haustür“ ist das Thema, das Professor Dr. Heiko Brunken von der Hochschule Bremen beleuchtet.
Weiter geht es mit dem Film „Fließgewässer-Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern des Unterhaltungsverbandes Schunter“ von Hans-Jürgen Sauer von der Aller-Oker-Lachsgemeinschaft.
Werner Denneberg beschließt den Vortragsreihen mit „Renaturierungsprojekte im Schuntergebiet und Vorstellung des Stemmwiesenprojektes“.
Im Anschluss findet gegen 17 Uhr eine Elektrobefischung statt. Interessierte treffen sich dazu auf dem Parkplatz der Haupt- und Realschule am Rieseberger Weg in Königslutter.
Mittels der Elektrofischerei können speziell geschulte Personen mit Sondererlaubnis Fische auf schonende Weise fangen, um sie zu bestimmen und zu vermessen. Anschließend werden sie wieder zurück in das Gewässer gesetzt, ohne davon Schaden genommen zu haben.
Kraniche und Fischotter haben sich wieder angesiedelt
Zum Abschluss des Tages können Besucher um 18 Uhr das Stemmwiesenprojekt besichtigen. Treffen ist auf dem Feldweg an der L 295, aus Flechtorf kommend etwa 100 Meter vor der ICE-Brücke, beim Silo links rein.
Von 2011 bis 2012 wurde im Schuntertal zwischen Flechtorf und Lehre, den so genannten Stemmwiesen, das seinerzeit größte Fließgewässerrenaturierungsprojekt in Niedersachsen umgesetzt.
Auf einer Länge von knapp zwei Kilometern wurde in Anlehnung an historische Karten die Schunter wieder in ihr altes Bett verlegt. Nach fast acht Jahren sind Tierarten wie Fischotter und Kranich, aber auch viele Fischarten wieder zurückgekehrt und nutzen diesen Bereich mittlerweile als Brut- und Lebensraum.
Um „Abwasser und Landwirtschaft“ geht es am Donnerstag auf den Kläranlagen Lehre und Wolfsburg-Hattorf.
Sind Frösche denn wirklich immer grün?
Außerdem wird am Donnerstag, 23. Mai, ein Event für Kinder ab vier Jahre in der Grundschule an der Schunter in Süpplingen angeboten. Der Verein „Frelle“ hat in Zusammenarbeit mit der Grundschule an der Schunter einen Theaterworkshop für Kinder organsiert.
Zweimal an diesem Tag wird das Theaterstück „Frösche sind immer grün“ aufgeführt und anschließend in einem Workshop Interessantes vermittelt.
Die Vormittagvorstellung ist schulintern, für alle interessierten Kinder ab vier Jahre besteht am Nachmittag um 15 Uhr aber die Möglichkeit, das Theaterstück zu sehen und ab 16 Uhr am Workshop teilzunehmen.
Zu Gast in der Grundschule ist das Theater „Karo Acht“, das mit der Aufführung nicht nur Kinder faszinieren wird, sondern auch (Groß-)Eltern. Mit einfachen Bildern, mitreißenden Liedern und viel Empathie für Dialoge und Stimmungen im Miteinander bringen die drei Schauspieler eine kurzweilige Aufführung nach Süpplingen.
Im Workshop sollen die Kinder mit Fantasie und Einfühlung in neue Rollen schlüpfen, sich präsentieren und mit anderen gemeisam eine kleine Geschichte erzählen, die sich natürlich ebenfalls mit Fröschen beschäftigt, die womöglich doch nicht immer grün sind…
Mit „Hochwasser/Niedrigwasser“ als Extreme in Zeiten des Klimawandels beschäftigt sich das Leichtweiß-Institut der TU Braunschweig am Freitag von 11 bis 17 Uhr.
Im Wasserwerk Bienroder Weg und im Naturerlebniszentrum Hondelage dreht sich am Sonnabend alles um das Thema „Trinkwasser & Gewässerökologie“. Parallel lädt auch das Rittergut in Lucklum ein.
Den Abschluss bildet am Sonntag, 26. Mai 2019, ein Familiensonntag in Groß Schwülper.
Geführte Radtouren des ADFC
Der ADFC Braunschweig bietet geführte Fahrradtouren zur Auftaktveranstaltung in Räbke sowie eine Tour zur Abschlussveranstaltung nach Groß Schwülper an.
Alle Programm-Informationen gibt es unter: www.gewaesserwoche.de.
Menschen für ihre Heimatgewässer begeistern
Ziel der Gewässerwoche ist es, lokale Akteure zu vernetzen und darüber hinaus die Menschen der Region für ihre Heimatgewässer zu begeistern. Schönheit und Naturreichtum der Schunterregion stehen im Jahr 2019 exemplarisch im Mittelpunkt. Die Veranstaltungen beleuchten vielfältige Aspekte rund um das Thema Wasser. Sie machen den hohen Stellenwert und die lebendige Bedeutung unserer Gewässer erfahrbar. Die wirtschaftliche Bedeutung von Gewässern, die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie und die Herausforderungen durch den Klimawandel, zum Beispiel durch Hochwasserereignisse, werden Kernthemen der Veranstaltungen sein. Im Ergebnis kann und soll Erkenntnis und Leidenschaft für zukünftiges gemeinsames Handeln in der Region und überregional erwachsen.
Initiator der Gewässerwoche 2019 ist der Verein Kommunale Umwelt-AktioN (UAN) im Rahmen des vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz geförderten Projektes Wasserrahmenrichtlinien-InfoBörse (wib). Veranstaltet wird die Gewässerwoche 2019 von der ILE-Region „Elm-Schunter“, vertreten durch das Regionalmanagement der Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft. Projektträger ist der Wasserverband Weddel-Lehre (WWL) aus Cremlingen. In einem Steuerungskreis sind zahlreiche regionale Partner und Mitveranstalter organisiert. Auch die Kommunen der Region wurden als wichtige Akteure von Anfang an einbezogen und am Prozess beteiligt. Die erste Gewässerwoche in Niedersachsen wurde im Jahr 2017 in der Jaderegion veranstaltet.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.