Königslutter. Auf Entdeckungstour an einem Nebenfluss der Schunter ging es am Mittwoch, 22. Mai, in Königslutter. Dort ging es um die Lutterquelle und das Wasser für die Stadt, sowie die Bewirtschaftung von Gewässern im Allgemeinen.
Zwei Führungen rund um Wasser, Wassernutzung und Bedeutung der Lutter
Entlang der Lutter ging es für gut zwei Dutzend Teilnehmer einer von Wilfried Kraus geleiteten Führung am Vormittag. Schon am Treffpunkt, dem Quellhaus Lutterspring, wurde ersichtlich, wie mächtig die Quelle eigentlich ist. Wenige Meter weiter, am Wasserwerk Königslutter, wartete Christian Seidenkranz, Geschäftsführer der Stadtwerke Königslutter, mit vielen ausführlichen Details zur Wasserversorgung. So versorge zum Beispiel die Lutterquelle, auch wenn sie es könnte, nicht die ganze Stadt Königslutter. Die Wasserversorgung basiere nämlich auf gewachsenen Strukturen. Die Kernstadt und Lauingen würden vom Wasserwerk der Kernstadt aus versorgt, dessen Wasser direkt aus zwei Brunnen bei der Lutterquelle gespeist wird. Die weiteren zu Königslutter gehörenden Dörfer hätten zum Teil eigene Wasserverbände mit eigenen Wasserwerken gehabt, deren Strukturen später übernommen wurden. Somit gibt es zum Beispiel in Scheppau durchaus „anderes“ Wasser, als in der Kernstadt.
Sauberes Wasser aus einer starken Quelle
Dabei, das machte Seidenkranz deutlich, bekommen die Menschen vor Ort ein sehr natürliches, wenn auch kalkhaltiges Wasser. Das liege daran, dass die beiden recht flachen Brunnen das Wasser aus der Karstquelle beziehen. Die einzige Aufbereitung die erfolge sei eine Desinfektion per UV Licht. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung bestehe zudem noch eine Leitung vom Wasserverband Elm, der seinerseits Mischwasser aus Wolfenbüttel und dem Harz bezieht.
Die rund 10.000 Königslutteraner, die im Einzugsgebiet des Wasserwerkes Königslutter versorgt werden, benötigen rund 1.000 Kubikmeter Wasser pro Tag. Im Vergleich zu dem, was die Lutterquelle in der Lage zu liefern ist, ist das aber ein Klacks. Im Durchschnitt sprudeln rund 20.000 Kubikmeter Wasser aus der Quelle. Jeden Tag. Damit sei die Quelle eine der stärksten in ganz Norddeutschland, hakt Stadtarchivar Wilfried Kraus ein. Die gute Grundwasserführung sei zudem auch ein Garant zur Sicherstellung der Versorgung, bestätigt Christian Seidenkranz. So habe man nicht einmal ein nennenswertes Absinken der Pegel festgestellt, als sich nach mehreren Monaten Dürre im Jahr 2018 das Wetter wieder zum Normalen wandte. Ebenso habe man aber auch bei den Starkregenereignissen der vergangenen Tage keine „nassen Füße“ bekommen, scherzte Seidenkranz.
Auf dem Abt-Fabrizius-Weg zum Dom
Mit dem Wasserwerk im Rücken ging es im Rahmen der Führung noch einmal am Quellhaus der Lutter vorbei, den Abt-Fabrizius-Weg entlang in Richtung Kaiserdom. Auf dem Weg erfuhren die Gäste, was es mit dem Pfad auf sich hat und was noch alles von historischer Bedeutung den Quellpfad der Lutter begleitet. Auch erklärte Führer Kraus, was es mit der Lutter und dem Duckstein, beziehungsweise den Königslutteraner Brauereien auf sich hatte und der steten Bemühung den Fluss in der Vergangenheit so sauber zu halten, damit das Wasser sich als Trinkwasser eignete. Damit leitete Kraus auch gleich zur zweiten Vormittagsführung ein, die sich ab dem Kaiserdom, dem Ziel der ersten Etappe, anschloss.
Durch den Stein: so entstand das Duckstein-Bier
Um die Wassernutzung in der Stadt ging es vorrangig in der zweiten Vormittagsführung. Werner Denneberg, Verbandsvorsteher des Unterhaltungsverbandes Schunter, berichtete über die Wassermühlen an der Lutter, die Brauhäuser der Stadt und natürlich das Duckstein-Bier. Dessen Name ist eigentlich eine Beschreibung des Brauwassers, das „durch den Stein“ musste. Dabei ging auch Denneberg noch einmal auf die Schwierigkeiten ein, den Fluss „sauber“ zu halten. Denn, besonders in der vorindustriellen Zeit war ein Bach- oder Flusslauf durch eine Stadt nicht selten auch eine gute „Entsorgungsmöglichkeit“ für Haushalte, die noch nicht ausreichend an die Kanalisation angeschlossen waren. Das stellte natürlich eine Herausforderung für die Brauhäuser dar, die ihr Brauwasser aus der Lutter bezogen – aber auch ganz allgemein für die Trinkwasserversorgung. Kreative Lösungen hatte man in der Stadt allerdings stets parat und so konnten die Teilnehmer am Ende der Führung ein „sauberes“ Duckstein-Bier verkosten.
Bachpatenschaften und Themenabend
Am Nachmittag stand eine ganz andere Nutzergruppe der Gewässer im Vordergrund. Angler und Naturschützer. So ging es einerseits um Bachpatenschaften, andererseits aber auch mit Vorträgen um Renaturierungsmaßnahmen, Fischbesatz und heimische Fischarten im Allgemeinen. Um 17 Uhr konnten Interessierte zudem einer „Elektrobefischung“ beiwohnen, bei der Fische vermessen wurden, um sie nach der schonenden Fangmethode wieder ins Wasser zu entlassen. Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch beim Stemmwiesenprojekt im Rahmen der Renaturierung der Schunteraue bei Flechtorf und deren Erfolge. Nach fast acht Jahren sind dort Tierarten wie Fischotter und Kranich zurückgekehrt.
Nico Jäkel, geboren 1981 in Helmstedt, ist ausgebildeter Redakteur, selbstständiger Fotograf und ein leidenschaftlicher Hobbykoch mit einer gigantischen Sammlung an Kochbüchern. Seine Markenzeichen sind verschachtelte Sätze. Zusätzlich zu seinem Faible für Produkttestungen, engagiert sich der Lokalpatriot in seiner Heimatstadt Schöningen.