Im Monatsthema Februar 2021 geht es um die Frage, ob Deutschland eine Nation der Raser ist und ob es sich im Geschwindigkeitsrausch befindet.

Teil I: Tempolimit, Bußgeldkatalog, Maut, Autorennen und Co. – Im Februar dreht sich alles um des Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel

(erschienen am 7. Februar 2021)

Na klar: Deutschland ist ein Industriestaat, ein Land der Autobauer. Daher gibt es automatisch eine große Auto-Lobby, die auf den ersten Blick immer Sonderrechte zu erstreiten weiß.
Doch ist es wirklich so, dass die Autoindustrie in Deutschland über allem steht? Sind die Deutschen eine Nation der Raser? Befindet sich das ganze Land in einem Geschwindigkeitsrausch?
Im Februar soll es beim Monatsthema des HELMSTEDTER SONNTAG um solche Fragen gehen: Warum ist es so schwer, Autofahrer zu gängeln – etwa durch ein generelles Tempolimit, durch höhere Bußgelder oder eine Maut?  Im ersten Teil des Monatsthemas soll es um Lobbyismus gehen: Denn durch einen „guten Draht“ zur politischen Regierung können Automobilunternehmen ihre Ziele leichter umsetzen. Das wurde insbesondere beim Abgasskandal deutlich.

Einer der einflussreichsten Interessenverbände der BRD

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) ist der Spitzenverband der deutschen Automobilunternehmen. Er gehört zu den einflussreichsten Interessenverbänden in der Bundesrepublik. Der Verband vertritt rund 600 Mitgliedsunternehmen aus der Automobilindustrie und ist bekannt für seine große Nähe zur Politik, insbesondere zur Bundesregierung. Auf der Internetseite lobbypedia.de werden der Einfluss und die Ziele des VDA detailliert dargestellt. Der VDA selbst sagt, dass sein Ziel sei, die Interessen der Automobilhersteller und Zulieferunternehmen national und international zu vertreten, „damit sie ihre Erfahrung und Kompetenz weiterhin wettbewerbsführend einsetzen können“. Um das zu erreichen, stehe der Verband „in regem Dialog mit Industrie, Öffentlichkeit, Politik und Kunden“, zitiert die Internet­seite lobbypedia. Dort wird weiter beschrieben, dass der VDA regelmäßig persönlichen Kontakt mit Entscheidungsträgern suche. „Während der Wahlperiode 2009 bis 2013 gab es mindestens 40 Treffen zwischen Vertretern der Automobilindustrie und der Bundeskanzlerin und ihrem Staatsminister, bei denen es sich zu 80 Prozent um Einladungen der Autoindustrie ins Bundeskanzleramt handelte“, schreibt lobbypedia.de. Der VDA äußere seine Interessen und Ziele außerdem in zweimal jährlich erscheinenden öffentlichen Politikbriefen. In besonders dringenden Angelegenheiten wende sich der VDA aber auch persönlich an die Politik. Beispiele für die Lobbyarbeit des Verbandes der Automobilindustrie werden bei lobbypedia ebenso genannt.

Persönliche Briefe wirkten bei den Politikern

So heißt es, dass der damalige VDA-Chef Matthias Wissmann im Mai 2013 einen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben habe, um strengere Auflagen zum CO2-Ausstoß von Autos zu verhindern. Darin habe er die „Liebe Angela…“ daran erinnert, dass „wir unser leistungsfähiges und starkes Premiumsegment, das fast 60 Prozent der Arbeitsplätze unserer Automobilhersteller in Deutschland ausmacht, nicht über willkürlich gesetzte Grenzwerte buchstäblich kaputt regulieren lassen dürfen“. Laut dem Bericht „Die dunkle Seite der Macht“ des „Spiegel“ (32/2017) haben sich Daimler-Cheflobbyist Eckart von Klaeden und VDA-Präsident Matthias Wissmann im Frühjahr 2015 im Bundeskanzleramt erfolgreich gegen strenge Abgastest bei Diesel eingesetzt, die die EU-Kommission gefordert hatte. Der VDA-Präsident etwa schrieb eine E-Mail an Kanzleramtsminis­ter Peter Altmeier („Lieber Peter“), um das Regulierungsvorhaben der EU zu bremsen. Wie lobbypedia in Bezug auf den Spiegel-Artikel berichtet, habe Altmaier daraufhin von seinen Beamten eine „Stellungnahme“ bekommen, in der es hieß, man werde das Umweltministerium und das Verkehrsministerium bitten, bei der Sitzung in Brüssel „explizit die von VDA/Daimler geäußerte Befürchtung“ zu den Mess­verfahren „anzusprechen“ und das geforderte „realistische Gesamtkonzept“ bei den „weiteren Diskussionen zu berücksichtigen“. Innerhalb von 24 Stunden habe die Bundesregierung ihre Haltung geändert. Im Vorschlag Deutschlands für die Sitzung des Technischen Ausschusses in Brüssel Ende März 2015 war das konkrete Datum für die Einführung strenger Abgastests verschwunden. Bei der eigentlichen Entscheidung im Herbst 2015 sei die Bundesregierung den Herstellern weit entgegen gekommen. Ist die große Lobby der Grund dafür, dass Autofahrer und -unternehmen in Deutschland so große Freiheiten haben?

 


Teil II: Monatsthema „Geschwindigkeitsrausch“: Illegale Rennen dienen der Präsentation; ein Bleifuß scheint angeboren

(erschienen am 14. Februar 2021)

Die aktuelle Wetterlage macht es unmöglich, aber sobald die Straßen wieder komplett frei sind, werden notorische Schnellfahrer auch wieder kräftig auf das Gaspedal treten. Beim Monatsthema „Geschwindkeitsrausch“ geht es um illegale Autorennen, Hobby-Raserei und dergleichen mehr.

Auch die Pandemie trug zum Flitz-Rekord bei

Im April 2020 machte ein Ferrari-Fahrer deutschlandweit auf sich aufmerksam. Die durch den ersten Corona-Lockdown leere Autobahn 7 verleitete den Fahrer des Ferrari LaFerrari dazu, einmal seine Höchstgeschwindigkeit auszutesten, Die ist mit „über 350 km/h“ seitens des Autobauers angegeben. Auf der A7 überbot der Raser diese Höchstgeschwindigkeit deutlich: 372 km/h zeigte der Tacho, der bestens zu sehen war, da der Fahrer sich selbst gefilmt und das Video später online gestellt hatte. Nicht nur, dass der Unbekannte so schnell unterwegs war, sondern die Tatsache, dass er sein Fahrzeug einhändig lenkte, weil er mit der anderen Hand filmte und dabei auch noch die Pers­pektive wechselte sorgte für Erstaunen und Kopfschütteln. Und das zu Recht, denn laut Statistik ist zu schnelles Fahren die Ursache Nummer eins bei Verkehrsunfällen mit Todesfolge. Zwar ist die Zahl der Todesopfer in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, doch noch immer stirbt in Deutschland alle neun Stunden ein Mensch bei einem Geschwindigkeitsunfall.

Wer forscht, der fährt – und das möglichst schnell

Wo kommt dieser Geschwindigkeitsrausch her? Sind die Menschen mit dem „Bleifuß“ ständig in Eile? Oder berauscht es sie tatsächlich, wenn sie durch die Landschaft „fliegen“?
Bereits im Jahr 2009 schrieb die „Welt“ einen Artikel über den damals 83 Jahre alten Professor an der Universität Göttingen, Bernt Spiegel. Der Verhaltensforscher, Psychologe und Fahr­trainer hatte zeitlebens den Wunsch nach Geschwindigkeit untersucht – auch am eigenen Leib. Selbst im hohen Alter gab Spiegel noch Vollgas mit seinem Motorrad, einer Honda Fireblade, deren 178 PS auf eine Höchstgeschwindigkeit von 293 km/h. Im Laufe des Monats wird sicherlich noch einmal ein Blick auf Spiegels berühmt-berüchtigte Methoden bei Fahrtrainings geworfen, aber vorerst soll es um seine Meinung zum Wunsch nach Geschwindigkeit der Menschen gehen. Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte“, hatte Spiegel 2009 der „Welt“ gesagt. „Hätte der Mensch nicht dieses ungeheure Mobilitätsbedürfnis, dann wäre nicht die ganze Welt von ihm besiedelt worden.“ Im Artikel der Welt hieß es weiter: „‚Anders als ein Hund oder andere Tiere schauen wir Menschen immer wieder zum Horizont, der bei freier Sicht etwa 30 Kilometer entfernt liegt.‘ Und wenn es dort etwas Interessantes zu entdecken gebe, ‚müssen wir da hin‘. Je schneller, desto besser. Motorisierte Mobilität ist laut Spiegel Ausdruck unseres forschenden Geistes: Wer forscht, der fährt.“

Wichtig ist vielen auch, wer der Schnellste ist

Und dann kommen Spielfilme wie die sehr erfolgreiche „The Fast And The Furious“-Reihe in die Kinos und der Zuschauer fiebert mit, wer beim nächsten Straßenrennen heile ankommt und vor allem als Erster…
Wegen des Geschwindigkeitsrausches (und womöglich solcher Filme) gibt es immer wieder und weltweit Street Races, bei denen der öffentliche Straßenverkehr ohne Absperrungen für diese in Deutschland seit 2017 unter Strafe stehenden, illegalen Rennen genutzt wird. Die Internetseite tuningblog.eu führt den Wunsch nach illegalen Straßenrennen auf den gewünschten Nervenkitzel zurück.
Auch müssten getunte Fahrzeuge, die oft eine höhere Leistung mit sich bringen, auch einmal richtig „ausgefahren“ werden, heißt es dort weiter. Natürlich gibt es dafür auch die Möglichkeit, etwa bei Jedermann-Rennen auf Rennstrecken wie beispielsweise in der Motorsport Arena in Oschersleben als Privatmensch einmal richtig Gas zu geben. Aber ein illegales Rennen bringt wegen des Verbotenen eben noch mehr Nervenkitzel mit sich. Rund um die Rennen auf offenen Straßen hat sich laut tuningblog.eu sogar eine ganz eigene Kultur gebildet.

Das Vorzeigen der eigenen Tuningarbeit spielt eine Rolle

Ein Straßenrennen kann mit einem Preis dotiert sein, gibt der Expertenblog bekannt und ergänzt: „Zugleich dienen sie aber auch für die Präsentation getunter Fahrzeuge. Dabei legen die Fahrer sowohl Wert auf die äußere Gestaltung des Wagens, als auch auf ein leistungsstarkes Innenleben.“ Das Vorzeigen der eigenen Arbeit am Fahrzeug beziehungsweise des monströsen Gefährt an sich ist also ein wichtiger Aspekt der Schnellfahrer, womit es zum Anfang des Textes zurück geht. Denn der Ferrari-Fahrer auf der A7 legte ja besonderen Wert darauf, beim Spurwechsel mit über 350 km/h nicht nur seinen Tacho und die Autobahn, sondern vor allem auch seinen Luxusschlitten zu filmen und im Internet einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren…

 


Teil III: „Deutschland, ein Land im Geschwindigkeitsrausch?“ – Diese Frage stellt sich im Monatsthema Februar

(erschienen am 21. Februar 2021)

Alles, was mit der „Gängelung“ von Autofahrern zu tun hat, ist in Deutschland ein höchst emotionales Thema: Sei es die Verschärfung des Bußgeldkataloges oder die generelle Überarbeitung der Straßenverkehrsordnung.

„Gegen jeden Menschenverstand“?

In vielen Bereichen agiert Deutschland vorbildlich und wird deshalb von der ganzen Welt beneidet. Aber beim Thema Tempolimit basiert der Neid anderer nicht auf den hervorragend ausgebauten deutschen Autobahnen, sondern darauf, dass auf ihnen Gas gegeben werden kann ohne Ende. Denn noch immer gibt es „nur“ eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.Die Bundesrepublik ist in diesem Bereich ein Entwicklungsland, was ein Blick auf andere Staaten in Europa und auf der ganzen Welt überdeutlich macht. Denn außer in Deutschland gibt es lediglich noch auf der britischen Insel Isle of Man, in einigen Bundesstaaten in Indien, in Nordkorea, Haiti, Somalia, Libanon, Nepal, Myanmar, Burundi, Bhutan, Afghanistan, Mauretanien oder in den Northern Territories von Australien keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. In Deutschland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel bisher ein allgemeines Tempolimit auf den Autobahnen abgelehnt, weil weite Teile des Straßennetzes ohnehin bei der Geschwindigkeit eingegrenzt seien. Laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur umfasste das Netz deutscher Autobahnen im Jahr 2017 insgesamt eine Strecke von 25.767 Kilometern – in beide Fahrtrichtungen. Auf ganzen 18.115 Kilometern davon gibt es (oder gab es 2017) allerdings keine Geschwindigkeitsbegrenzung, was stolzen 70,4 Prozent „freier Fahrt“ entspricht.
Dennoch spricht sich auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer nach wie vor gegen die generelle Gängelung auf den Autobahnen aus. 2019 bezeichnete er den Vorschlag der Grünen im Bundestag, ein generelles Limit von 130 Stundenkilometern einzuführen, sogar als „gegen jeden Menschenverstand“ gerichtet.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache

Statistische Zahlen hingegen sprechen eine deutliche Sprache. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen sterben jährlich über 70 Prozent der Autobahn-Todesopfer auf Strecken ohne Tempolimit.
Auch nicht aus dem Blick verloren werden darf bei der Diskussion der Klimawandel. Denn laut einer Studie, die das Umweltbundesamt vor genau einem Jahr veröffentlichte, würde ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern 2,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Eine Beschränkung auf 130 km/h würde zu einem um 1,9 Millionen Tonnen geringeren CO2-Ausstoß führen.
Der Präsident des Bundesumweltamtes, Dirk Messner, hatte bei der Vorstellung der Studie zudem angeführt, dass ein Tempolimit die Emission sofort senken würde und dies quasi ohne Mehrkosten. Entgegen anderer Klimaschutzvorhaben sei dies ein großer Vorteil. Deshalb freuten sich Umweltverbände so sehr über diese Studie. Greenpeace etwa hatte seinerzeit kommentiert: „Jetzt hat es die Bundesregierung schriftlich: Weniger Rasen schützt das Klima.“

Warum denn eigentlich nicht?

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob in Deutschland ein generelles Tempolimit auf Autobahnen eingeführt werden sollte. Dabei müsste die Frage doch eigentlich anders formuliert sein: Warum denn eigentlich nicht?

 


Teil IV: Zum Abschluss des Monatsthemas „Deutschland, ein Land im Geschwindigkeitsrausch“ geht es auch um Gefühle

(erschienen am 28. Februar 2021)

Dass das Tempolimit auf deutschen Autobahnen ein „heißes Eisen“ ist, darüber wurde in der vergangenen Woche beim Monatsthema „Deutschland, ein Land im Geschwindigkeitsrausch“ berichtet. Einige Leserzuschriften bestätigten in der vergangenen Woche, dass die Meinungen zur Geschwindigkeitsbegrenzung stark auseinander gehen. Ernst-Otto Hanne aus Söllingen machte sich sogar die Arbeit und recherchierte für eine zweiseitige Stellungnahme, warum ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen nicht notwendig ist. Auch Hartmut Hoburg ging dem Thema weiter auf den Grund und kam – wenn auch kürzer zusammengefasst – auf ähnliche Ergebnisse wie Ernst-Otto Hanne: Im Vergleich zur Streckenlänge ist die Anzahl der Todesopfer auf deutschen Autobahnen, die wegen zu hoher Geschwindigkeit verunglückten, verschwindend gering.
Während Hanne genaueste Zahlen recherchiert hat und feststellt, dass die meisten Todesopfer im Straßenverkehr innerorts zu beklagen sind und noch dazu Radfahrer und Fußgänger in der Überzahl, beruft sich Hoburg auf eine Argumentation der „Süddeutschen Zeitung“. Diese schreibt: „Auch die Zahl der Getöteten bei Geschwindigkeitsdelikten auf freien Strecken lag in fast allen Jahren höher – hier ist der Abstand allerdings wesentlich geringer. 2016 waren es laut BASt 15,6 Verkehrstote pro 1.000 Kilometer Autobahn auf unbegrenzten Abschnitten versus 14,4 tödlich Verunglückte auf Strecken mit Tempolimit.“ Soweit erst einmal zum Thema Tempolimit auf Autobahnen. Denn zum Abschluss des Monatsthemas sollte noch ein anderer Bereich beleuchtet werden: Die Frage, ob das „Straßenverkehrschaos“ in Deutschland an Personen festzumachen ist.

„Nein, es kam schlimmer mit Herrn Scheuer“

Er ist ein gern zitierter Politiker in Satiresendungen, scheint er doch irgendwie immer einen Tick „daneben“ zu liegen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat es nicht leicht in seinem Amt. Ihm werden das so genannte Mautdebakel und die gründlich missglückte Novelle der Straßenverkehrsordnung angelastet. Mancherorts (im Internet) wird er als schlechtes-ter Verkehrsminister aller Zeiten gehandelt. Aber der Posten scheint geradezu an dem Bayern festzukleben.
Das hatte sogar den Verkehrsexperten der Grünen, Oliver Krischer, schon einmal aus der Haut fahren lassen. Er hatte Folgendes ins Plenum des Bundestages gerufen: „Ich habe mich 2017 hier geirrt. Da habe ich gesagt, nach Ramsauer und Dobrindt kann es nicht schlimmer kommen. Nein, es kam schlimmer mit Herrn Scheuer.“ Deshalb appellierte Kirscher an Kanzlerin Angela Merkel: „Entlassen Sie endlich diesen Minister.“
Krischer blieb bisher wie so viele andere Kritiker ungehört. Denn irgendwie scheint das Amt des Verkehrsministers von Alters her eines der umstrittens­ten zu sein: Wer vor Andreas Scheuer hat es denn in den Augen der deutschen Bevölkerung richtig gemacht? Irgendwie niemand.
Die Diskussion um eine deutsche PKW-Maut gab es schon Jahre bevor Andreas Scheuer Bundesverkehrsminister wurde. Vor allem die CSU störte sich an der vermeintlichen Ungerechtigkeit, dass Deutsche eine Vignette für Österreich oder die Schweiz kaufen mussten, ausländische Autofahrer hingegen in der Bundesrepublik kostenfreie Fahrt hatten, ob im PKW oder großem Wohnmobil.
Deshalb zog die bayerische Partei schon 2013 mit dem Thema PKW-Maut, für das sich Andreas Scheuer jetzt aktuell auf allen Ebenen – relativ allein gelassen – rechtfertigen muss, in den Wahlkampf…
Was bleibt als Fazit zum Februar-Thema im HELMSTEDTER SONNTAG? Deutsche Fahrer treten tatsächlich gerne auf das Gaspedal und dürfen dies auch auf zumindest 70 Prozent der Autobahnen „bis zum Anschlag“ und noch dazu kostenfrei tun.
Wenn dann aber doch an einigen Stellen insbesondere Autofahrer „begrenzt“ werden sollen, ist der Aufschrei groß. Vielleicht liegt es daran, dass sie seit jeher viele Freiheiten hatten, vielleicht ja auch daran, dass das Autofahren in Deutschland einfach ein höchst emotionales Thema – ähnlich dem Fußball – ist…

Chefredakteurin at Helmstedter Sonntag | + posts

Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.