Erfolg hat viele Gesichter – mal stehen sie im Rampenlicht, mal wirken sie im Hintergrund und bleiben fast unerkannt

Vom Tellerwäscher zum Millionär? So sieht der Weg zu „Ruhm“ nicht immer aus – aber leicht ist er meist nicht und war es auch nie. Nichtsdestotrotz haben es immer wieder Menschen, auch aus dem Landkreis Helmstedt, in den unterschiedlichsten Bereichen, ganz nach oben geschafft. Das Monatsthema für den April im HELMSTEDTER SONNTAG richtet den Blick auf echte „Stars“, die aus dem Landkreis Helmstedt kommen.

Was macht einen „Star“ aus?

Laut der Online-Enzyklopedie Wikipedia ist ein Star eine prominente Persönlichkeit mit überragenden Leistungen auf einem bestimmten Gebiet und einer herausragenden medialen Präsenz.
Gerade der letztere Punkt ist dabei zumindest für die eigentliche Definition wichtig, gepaart mit der Voraussetzung „Fans“ zu haben.

Ein kleiner Kreis mit großer Ausstrahlung

Diese eher strenge Beschreibung trifft nicht auf ganz viele Personen zu. Die Schöninger Peter Hayduck, seinerzeit Bundesligaspieler bei Eintracht Braun-schweig, oder Box-Europameis­ter Conny Velensek zum Beispiel, ebenso wie der ehemalige SV Viktoria Königslutter-Kicker Gordon Banks, berühmt durch das Wembley-Finale, würden diese Voraussetzungen im sportlichen Bereich sicher erfüllen. Im Bereich Musik dürfte der DJ Justin Pollnik, der viele Jahre im Raum Helmstedt gelebt hat, mittlerweile als Star gelten. Und auch wenn der Name August Heinrich Hoffmann von Fallersleben vielen Menschen heutzutage zwar nur irgendwie im Hinterkopf sein mag, so ist sein Schaffen durch die deutsche Nationalhymne weltberühmt.
Auch im Bereich Medizin, zumindest im weiteren Sinne, gibt es eine Berühmtheit: Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie, lebte eine Zeit lang in der Domstadt Königslutter.

Auch „stille“ Stars gibt es

Deutlich größer noch ist die Zahl der „stillen“ Stars. Menschen, die Herausragendes geleistet haben, aber denen die mediale Aufmerksamkeit fehlt, vielleicht auch die Fangemeinschaft. Manchmal sind sogar sie selbst nicht bekannt, sondern nur ihre Errungenschaften. Das bezieht sich nicht nur auf Erfindungen oder Werke, wie das bereits genannte von Hoffmann von Fallersleben, sondern liegt manchmal auch schlicht daran, dass die Nische, die die Personen besetzen, von medial so geringem Interesse ist, dass die eigentliche Definition von „Star“ nicht greift.

Aus der Geschichte

Dann wiederum gibt es natürlich noch „historische Stars“ – solche eben, die vor Aufkommen der Massenmedien in ihrer Zeit durchaus populär waren, hohe Ämter bekleideten oder eben Herausragendes geleistet haben.
Zu letzteren zählt sicherlich die Tochter des Helmstedter Professoren Conring, Marie Sophie Schellhammer, die als eine der ersten Frauen ein Kochbuch veröffentlichte. „Das Brandenburgische Kochbuch oder: die wohlunterwiesene Köchin“ fand deutschlandweit Verbreitung – über Jahrhunderte hinweg. Und das, obwohl die erste Auflage nicht einmal ihren Namen trug.
Und dann gab es in der Historie doch noch zwei Stars, vielleicht sogar Superstars aus dem Landkreis Helmstedt. Der eine ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche und stammt aus Schöningen: Willigis. Er wurde von Kaiser Otto II. zum Erzbischof von Mainz ernannt und gilt als Bauherr des Mainzer Doms. Viel bedeutsamer war aber seine Ernennung zum Reichserzkanzler und seine Funktion als „Vormund“ (und damit faktisch Regent) des noch nicht mündigen Kaisers Otto III.
Und auch ein Kaiser selbst lebte im Kreis Helmstedt. In Süpplingenburg wuchs Lothar III. auf, der nach einer bewegten Lebensgeschichte mit Aufstieg vom Herzog zum König immerhin einige Jahre als Kaiser des römisch-deutschen Reiches fungierte.

Das Auge des Zuschauers

Für die Generation Netflix dürfte ein Titel wohl als allgemein bekannt gelten: „The Walking Dead“. Und vermutlich ebenso dessen Co-Serie „Fear the Walking Dead“. Was hat das nun mit dem Landkreis Helmstedt zu tun? Ganz einfach: Der Kameramann hat viele Jahre im Südkreis gelebt. Jalaludin Trautmann, 1981 in London geboren und in Dobbeln aufgewachsen, hat mittlerweile in mehr als 100 Produktionen als Kameramann im Bereich Kino, Werbung, Musikvideo, Dokumentation und Kurzfilm mitgewirkt. Für Letzteres erhielt er sogar den Deutschen Kamerapreis.

Früh übt sich…

Sein Handwerk allerdings hat er nicht klassisch gelernt, sondern gewissermaßen als Autodidakt. Das Studium in der Filmklasse der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig hat er an den Nagel gehängt, um ohne festen Wohnsitz durch die Welt zu reisen und mit der ersten eigenen Kamera unterwegs Filme zu drehen, in Saudi-Arabien, Australien, Nordafrika, den USA, Asien und Europa. Heute lebt Jalaludin Trautmann in Los Angeles und zählt zum festen Team der bereits genannten Erfolgsserien. Die Genres „Zombies“ und „Endzeit“ begleiten den fast Vierzigjährigen dabei seit seinen Anfängen. Ob auf Schöninger Hinterhöfen oder im Wald wurde mit Freunden zusammen schon lange vor dem eigentlichen Karrierestart die Kamera gekonnt geführt. Diesem Hobby entwuchs parallel noch ein weiterer „Star“ auf seinem Gebiet. Der Schöninger Markus Haage, hat mit seinem „Zombie“-Magazin mittlerweile bundesweit Bekanntheit erlangt. Er ist, wenn nicht gerade Corona ist, auf Fachmessen in der ganzen Welt unterwegs und gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der B-Movies, Splatter- und Zombiefilme.

An der Spitze angekommen

Zurück aber zu Jalaludin Trautmann und seine eigene „Zombie-Geschichte“. Nachdem die Anfänge gemacht waren, er sprichwörtlich (Kunst-)blut geleckt hatte, zog es ihn in den professionellen Filmbereich. Während er an der HBK Braunschweig nicht das fand, was er sich erhofft hatte, nahm er dennoch viel von dort mit. Offene Augen und ein offener Geist, die Fähigkeit Neues zu sehen und zu lernen brachten ihn schließlich an Orte und zu Persönlichkeiten, die ihm den Weg „nach oben“ öffneten. So hatte er Gelegenheit dem damals eher für Zombie- und Splatterfilme wie „Braindead“ oder „Bad Taste“ bekannten Regisseur Peter Jackson bei seiner Arbeit zu begegnen. Erstmals gekrönt wurde die Arbeit von Trautmann im Jahr 2015 als es wieder das Zombie- und Endzeitgenre war, mit dem er überzeugte: Sein Kurzfilm „Sweetheart“ erhielt den Deutschen Kamerapreis. Seit 2019 arbeitet Jalaludin Trautmann als Director of Photography an den Sets von „The Walking Dead“ und „Fear the Walking Dead“. Zum Inhalt der neuen Staffel(n) schweigt Trautmann allerdings wie ein Grab – ohne Zombie darin.

Der Nachwuchs steht bereit

Das „hinter der Kamera Stehen“ scheint den Dobbelnern zu liegen. Fabius Schöndube zum Beispiel hat mehrfach bei der Helmstedter Filmklappe gute Platzierungen erreicht und studiert nun im Ausland – die Kamera immer dabei.

Gar nicht so wenig Berühmtheiten aus dem Kreis

Die Nische ist der große Platz für Menschen aus dem Landkreis Helmstedt, wenn es darum geht, Bekanntheit zu erlangen. So scheint es zumindest. Da ist zum einen die Band „Kambrium“, die sich mit Melodic-Death-Metal mindestens bundesweit einen Namen gemacht hat. Auf der anderen Seite des musikalischen Spektrums wären da der in Schöningen aufgewachsene Stefan Stern, der heute in den USA lebt und als musikalischer Direktor der Montana Ballet Company schon Auftritte in der berühmten Carnegie Hall in New York hatte.
Und natürlich gibt es noch mehr solcher Beispiele: Christian Leonhard, besser bekannt als „Leo“, lebt in Königslutter und ist ehemaliger Schlagzeuger der erfolgreichen Wolfsburger Rockband „Oomph!“. Demgegenüber gibt es mit Tokunbo Akinro, die in Helmstedt aufgewachsen ist, eine Musik-Koryphäe die bereits fünf German Jazz Awards einsammeln konnte.
Ein weiterer Star, Justin Pollnik, wurde bereits im ersten Teil des Montatsthemas vorgestellt. Und das sind natürlich längst nicht alle. Kleine wie auch große Stars aus dem Bereich Musik gibt es aus dem Landkreis Helmstedt nämlich tatsächlich eine ganze Menge.

Voll im Rampenlicht

Zwei „Stars“, die insbesondere durch ihre starke Medienpräsenz in den vergangenen Jahren aufgefallen sind, sind Fabian Riaz und Ayke Witt. Der Wine aus dem Süden des Landkreises, der Andere aus dem Norden. Es ist fast ein bisschen wie mit den Rettungswachen: eine in Schönigen, eine in Groß Twülpstedt. Das trifft gewissermaßen auch auf die Herkunft der beiden Musiker zu, einer aus Hoiersdorf, einer aus Klein Twülpstedt.
Beide eint, dass sie am Gesangskontest „The Voice of Germany“ teilgenommen haben – und dabei sogar ziemlich gut abgeschnitten haben. Ayke Witt, Zweitplatzierter, musste sich im Finale gegen die heutige Verlobte von Fabian Riaz, Jamie-Lee Kriewitz, geschlagen geben. Riaz selbst schaffte es in der achten Staffel des TV-Formates zwar nicht ins Finale, konnte durch die Show bis zur Niederlage gegen den späteren Sieger Samuel Lösch aber dennoch bundesweite Aufmerksamkeit erlangen.
Und noch etwas eint die Beiden: Sowohl Fabianz Riaz, der heute in Magdeburg lebt, als auch Ayke Witt sind ihrer Heimat stark verbunden. Und sie sind keinesfalls „abgehoben“. So kann es durchaus passieren, die „Stars“ aus dem TV beim ganz normalen Einkauf am Kassenband zu treffen…

Landkreis Helmstedt ist im Sport breit aufgestellt

Wie schon erwähnt, gibt es im Bereich Sport besonders viele Stars im Landkreis Helmstedt. Es gibt kaum eine Sportart, die dabei keine Erwähnung bekommt. Vom Schwimmen über den Fußball, den Tanzsport, das Schießen bis hin zu Alpinsport ist alles dabei.
Einer, der gleich in mehrere Kategorien einzusortieren ist, ist Thomas Nolte aus Räbke. Den Biathleten zeichnet dabei weniger aus, dass er an den Rollstuhl gefesselt ist, sondern dass er mit seinen Leistungen bereits mehrfach an den Paralympics teilgenommen hat.
Am „Gewehr“ gibt es aber noch eine ganze Reihe von weiteren „Meistern“ auf ihrem Gebiet. So zum Beispiel der Europameister der Junioren Christian Stautmeis­ter aus Lehre. In den bundesdeutschen Ranglisten indes tummeln sich mehr als eine Hand voll Schützen aus dem Landkreis in unterschiedlichsten Disziplinen vom Bogen über die Pistole bis hin zum Gewehr.
Beim Boxen fand der damalige Europameister Conny Velensek bereits im Auftaktartikel Erwähnung, ist aber beileibe nicht der einzige Vertreter des Sports mit Rang und Namen: Thomas Dubielzig aus Helmstedt erreichte in den frühen 1980er Jahren den Titel des Deutschen Meisters.
Auf Europa- und sogar Weltmeisterschaftsebene gab es aus Schöningen wiederum eine Dauerbesetzung im Bereich Tanzsport. Die Jazz- und Modern-Dance Formation „Imagination“ reiste für ihre Turniere einige Male um die halbe Welt.
Lange Reisen wiederum nehmen seit einigen Jahren schon die Radpolo-Virtuosen Theresa Sielemann und Luisa Artmann auf sich. In 2019 holten sich die beiden sogar das deutsche Double, also Pokal und Meisterschaft.
Weitere deutsche Meister kann der Landkreis Helmstedt zum Beispiel in unterschiedlichen Schwimmdisziplinen, im Kugelstoßen oder im Reitsport vorzeigen.
Im Bereich Leichtathletik machte zum Beispiel Laura Gläsner mit ihrer Berufung in den Landeskader von sich Reden. Bei den Reitern konnte Antonia Fulst schon mehrfach mit deutschem Gold glänzen.

Kein „König Fußball“?

Beim Fußball steht, so könnte man auf den ersten Blick meinen, seit der Zeit der großen Talente vor etwa 50 Jahren, der Landkreis Helmstedt etwas hintenan. Doch der Schein trügt. Die sportlich eher „regionale“ Ausprägung bezieht sich nämlich auf den Herrenfußball. Die Damen sind dabei eine Spielfeldlänge voraus: Der TSV Barmke kickt nämlich immerhin in der Oberliga und eifert damit dem weiblichen VfL Wolfsburg Team in vielerlei Hinsicht nach.

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Nico Jäkel, geboren 1981 in Helmstedt, ist ausgebildeter Redakteur, selbstständiger Fotograf und ein leidenschaftlicher Hobbykoch mit einer gigantischen Sammlung an Kochbüchern. Seine Markenzeichen sind verschachtelte Sätze. Zusätzlich zu seinem Faible für Produkttestungen, engagiert sich der Lokalpatriot in seiner Heimatstadt Schöningen.