Es geht auf die Suche nach Leben im Universum – Teil I, 2. Mai 2021:

von Katja Weber-Diedrich

Wir schreiben das Jahr 2076, die Erde hatte zwar unter dem Klimawandel massiv gelitten, sie hat sich aber wiederum relativ gut „erholt“, wenn auch mit einer dezimierten Tier- und Pflanzenwelt sowie Bevölkerungszahl.Die Polkappen waren so gut wie weggeschmolzen, viel Land wurde vom Meer verschlungen und gleichzeitig an zahlreichen Stellen ausgetrocknet. Dank umfangreicher Forschungen schon zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelang es aber, Leben auch in unwirtlichen Regionen der Erde gedeihen zu lassen. Nun verdunkelt sich der Himmel über Europa und Asien, weil ein unbeschreiblich großes Raumschiff sich zeigt. Auf dem Roten Platz in Moskau landet ein Geschöpf, das jeder menschlichen Vorstellungskraft widerspricht. Es wird sofort stark beschossen, weil die Menschen fürchten, was sie nicht kennen. Darauf dreht die außerirdische Lebensform kurzerhand den Spieß um und zerstört die ganze Welt auf einen Schlag. Dies ist eine Science-Fiction-Erzählung wie es sie in ähnlicher Form in Hollywood unzählige Male gegeben hat und weiterhin geben wird. Fast 100 Jahre Filmgeschichte hat dieses Genre, das mit dem 1927 in Potsdam Babelsberg produzierten „Metropolis“ von Fritz Lang seinen cineastischen Auftakt feierte, auf dem Buckel.

Enthält Science-Fiction ein Fünkchen Wahrheit?

Aber sind solche Science-Fiction-Geschichten eigentlich wirklich nur fantastisch? Könnte nicht etwas Wahres dahinter stecken? Michael Schetsche, Soziologieprofessor der Universität Freiburg, jedenfalls glaubt daran. Wie er in einem Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Spektrum.de im Juni 2020 ausführte, könne er sich den Film „Independence Day“ durchaus in der Realität vorstellen. In dem Emmerich-Blockbuster greift eine technologisch überlegene Spezies die Erde an und pulverisiert das Weiße Haus per Laserstrahl. „Wenn wir uns dämlich anstellen, kann das im schlimmsten Fall zum Ende der Menschheit führen“, sagte Schetsche dem Journalisten Steve Przybilla für Spektrum.de. Damit es nicht soweit kommt, dass die Menschheit überlegenen Aliens zum Opfer fällt, treibt der Professor das Forschungsgebiet der Exosoziologie voran: Als Teil der Zukunftsforschung sollen Exosiziologen sich mit den Folgen eines Erstkontaktes beschäftigen, damit die Menschheit auf ein solches Ereignis vorbereitet wäre.

Ein Lehrbuch für den Erstkontakt

Zusammen mit seinem Kollegen Andreas Anton hat Schetsche das Lehrbuch „Die Gesellschaft der Außerirdischen“ veröffentlicht, das drei verschiedene Versionen eines Erstkontaktes darstellt; den Fernkontakt, den Fund von Alienartefakten und die direkte Begegnung im hiesigen Sonnensystem. Forscher hatten außerdem kurz vor dem Interview mit Schetsche eine Berechnung veröffentlicht, die ergab, dass allein in der Milchstraße 36 außerirdische Zivilisationen leben müssten.Diese Studie ist zwar umstritten und auch Michael Schetsche wird sicherlich von vielen als Fantast belächelt. Dennoch ist ein großer Teil der Menschheit seit Jahrhunderten fasziniert vom Weltall und den Möglichkeiten, die sich darin offenbaren könnten.

Experten sind „vor der Haustür“ zu finden

Im Mai soll das Thema „Auf der Suche nach Leben im Universum“ deshalb im HELMSTEDTER SONNTAG einmal beleuchtet werden. Da passt es sich gut, dass mit dem Planetarium in Wolfsburg sowie vor allem mit dem Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig die Experten quasi „vor der Haustür“ zu finden sind. Sie sollen natürlich auch einmal zu Wort kommen. Außerdem soll in den kommenden Teilen die Geschichte des Glaubens an außerirdische Lebensformen beleuchtet werden. Auch soll der Frage nachgegangen werden, ob es der Menschheit überhaupt möglich ist, sehr weite Strecken in andere Galaxien zu reisen. Oder waren die Außerirdischen womöglich schon da und gab es vor der Menschheit bereits eine intelligente Zivilisation auf dem Planeten Erde?

Vom Rand der Erde über den Mann im Mond zum Marsianer – Teil II, 9. Mai 2021:

Bis Nikolaus Kopernikus das Weltbild der Menschen komplett auf den Kopf stellte, sollen die Menschen daran geglaubt haben, dass die Erde eine Scheibe ist, an deren Rand Seefahrer in einen tiefen Schlund stürzen würden. So wurde es Jahrzehnte lang in der Schule gelehrt. Allerdings ist heute sicher: Dass die Erde eine Kugel ist, war nicht nur den alten Griechen und Römern seit Aristoteles klar, sondern auch im europäischen Mittelalter weitestgehend akzeptiert. Schon im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung be-schrieben Pythagoras oder Platon die Erde als Kugel. Aristoteles verfasste im vierten Jahrhundert vor Christus sogar eine Schrift darüber, warum die Erde von kugeliger Gestalt sei, ebenso wie Plinius 79 vor Christus. Ihre Werke waren im Mittelalter längst übersetzt und bekannt.Wenn heute behauptet wird, dass die Menschen im Mittelalter so rückständig waren, die Erde für eine Scheibe zu halten (allerdings gibt es unter Verschwörungstheoretikern sogar heute noch eine große Anzahl an Menschen, die genau dies glauben), wird ihnen also Unrecht getan. Zu diesen Zeiten war lediglich ungeklärt, wie die Erdkugel genau aussieht. Zudem prägte das geozentrische Weltbild der christlichen Kirche das mittelalterliche Europa. Demzufolge stand die Erde im Zentrum des Universums und kirchliche Weltkarten zeigten keine anderen Kontinente als Europa, Afrika sowie Asien, um die christliche Lehre zu unterstreichen. Der islamische Kulturkreis war da schon weiter. Deren Karten zeigten die Welt viel detailgetreuer als die Karten der Kirche.

Und dann kamen Kopernikus und Galilei…

Dieses Bild „zerstörten“ schließlich Nikolaus Kopernikus, der 1543 das heliozentrische Weltbild beschrieb, und Galileo Galilei, der nach der Erfindung des Fernrohrs Kopernikus‘ Theorien beweisen konnte. Es kam zur „Kopernikanischen Wende“, die den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit markiert. Womöglich stellt das, was Galilei durch sein Fernrohr sah, den Anfang des Glaubens an außerirdi-sches Leben „da draußen“ dar. Denn er stellte bei seinen Himmelsbeobachtungen unter anderem fest, dass die Oberfläche des Mondes rauh und uneben ist, mit Erhebungen, Klüften und Kratern. Womöglich daraus resultierend glaubte die Menschheit lange an „den Mann im Mond“.

Die ersten Menschen auf dem Mond setzten dem ein Ende

Doch als in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 zum ersten Mal ein Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, war das zwar eine Sensation – auch für 600 Millionen Menschen, die dies live im Fernsehen verfolgten. Aber Lebewesen wurden von Neil Armstrong und Edwin Aldrin nicht angetroffen, ebenso wenig von den Astronauten, die den beiden ersten Menschen auf dem Mond folgten. Seit 1972 hat zwar kein Mensch mehr den Mond betreten. Jedoch ist natürlich klar, dass auf dem Erdtrabanten kein Leben zu finden ist, geschweige denn intelligentes. Deshalb sehen Forscher den Mond „lediglich“ als touristisches Ziel an. Etwas anders verhält es sich beim Mars. Dort können sich Forscher ein dauerhaftes Leben der Menschheit vorstellen.

Marsmännchen und ein Lebenszeichen der Venus

Nachdem also Anfang der 70er Jahre der Mond ein beliebtes „Ausflugsziel“ von Astronauten war und später vor allem Gesteinsproben genau unter die Lupe genommen wurden, war klar: Es gibt keinen „Mann im Mond“. Spätestens das war der Zeitpunkt, zu dem der rote Erdnachbar mehr ins Bewusstsein der Menschen rückte. Schriftsteller und Filmemacher liebäugeln auch heute noch mit dem Mars; sehen die Menschheit längst dorthin ausgewandert oder bringen in ihren Geschichten Begegnungen mit Marsianern unter das Volk, das inzwischen natürlich auch nicht mehr an „menschenähnliches“ Leben auf dem Nachbarplaneten glaubt, zumindest nicht aktuell, aber die Hoffnung auf Spuren nicht aufgibt. Ähnlich verhält es sich mit der Venus, die wegen ihrer Sonnennähe allerdings viel zu heiß er-scheint, um jedwedes Überleben zu ermöglichen. Die Meldung, dass britische Forscher ein Gas aufgespürt haben, das auf Mikroben auf dem unwirtlichen Planeten hindeutet, schlug im vergangenen Jahr ein wie eine Bombe. Allerdings erklärte das Forscherteam der Universität Cardiff bei der Veröffentlichung dieser Entdeckung im Fachblatt „National Astronomy“ auch: Das Gas weise zunächst nur auf unbekannte geologische und chemische Prozesse hin. Co-Autorin Sara Saeger von Technologischen Institut Massachusetts sagte Journalisten: „Wir behaupten nicht, dass wir Leben auf der Venus gefunden haben. Wir haben das Gas Monophosphan detektiert, des-sen Herkunft ein Geheimnis ist.

Ein ,,Geheimnis“ befeuert den Glauben ungemein

Genau solche Aussagen sind es aber, die den Glauben an außerirdische Lebensformen anheizen. Und bei der Venus schließen Forscher trotz eines starken Treibhauseffektes, Temperaturen von 400 Grad Celsius und einer dichten Wolkendecke dennoch nicht aus, dass es Leben auf der Venus geben könnte. Allerdings nicht auf der Erde des Planeten, sondern in den oberen Atmosphäreschichten, rund 50 Kilometer über der Oberfläche. Wo kommt das Gas her, wurde es dort von einer Lebensform „ausgesetzt“, um in geraumer Zukunft die Venus besiedeln zu können? Solchen Vermutungen werden unter „Alien-Jägern“ gleich laut, wenn Forscher solche Beobachtungen veröffentlichen. Im Fall der Venus untersuchte ein niederländisches Forscherteam die britischen Daten erneut und unterstellte, dass es sich womöglich um einen Messfehler gehandelt hatte. Dennoch bleibt die Hoffnung, Lebenszeichen zu finden, bestehen.

Auf dem Weg zur Kolonialisierung des roten Planeten – Teil III, 16. Mai 2021:

Im vergangenen Teil des Monatsthemas wurde festgestellt, dass außerirdisches (intelligentes) Leben nicht „vor der Haustür“ zu finden sein wird. Wer aber in weite Galaxien reisen möchte, wie es in Science Fiction-Erzählungen gern angepriesen wird, der muss sich ein „Sprungbrett“ dafür schaffen, oder am besten gleich mehrere. Mond und Mars könnten zwei solcher Zwischenstationen sein, um das Weltall zu erforschen. Aufgrund einer steigenden Weltbevölkerung, der Erschwernisse, die der Klimawandel mit sich bringt, sowie der Herausforderung, die weltweite Nahrungsmittelproduktion zu steigern, wird der Mars immer mehr auch zur Besiedlung ins Auge gefasst. Und das sogar inzwischen ganz konkret mit dem Projekt EDEN ISS am Südpol.

Forschungsarbeit unter Extrembedingungen

Die Forscher der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die in der Antarktis arbeiten, müssen „hart im Nehmen“ sein: Neun Wochen Dunkelheit und Kälte bis minus 50 Grad Celsius sind zu überstehen. Aber es scheint zu gelingen. Mit eindrucksvollen Bildern und einer virtuellen Führung wurde das Projekt EDEN ISS kürzlich Pressevertretern der ganzen Welt näher gebracht. Der HELMSTEDTER SONNTAG war dabei. So konnte ein „Live-Blick“ in das Gewächshaus geworfen werden, in dem die erste umfangreiche Überwinterungskampagne bereits stattgefunden hatte. 2018 wurden in dem gerade einmal 12,5 Quadratmeter großen Gewächshaus in der Antarktis in neuneinhalb Monaten insgesamt 268 Kilogramm Nahrung produziert: unter anderem 67 Kilo-gramm Gurken, 117 Kilogramm Salat und 50 Kilogramm Tomaten. Jess Buncheck aus den USA ist eine der Wissenschaftlerinnen vor Ort im DSLR Antarktisgewächshaus und damit Teil des zehnköpfigen Überwinterungsteams auf der vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) betriebenen Neumayer Station III.

Rucola, Radieschen und Kräuter schmeckten bereits

Im Pressegespräch berichtet sie mitreißend vom „alltäglichen“ Tun. Bis 2022 erforscht die NASA-Gastwissenschaftlerin, wie Astronauten zukünftig mit möglichst wenig Zeit- und Energieeinsatz viel Salat, Gemüse und Kräuter züchten können. Buncheck stellt Gewächshaustechnik und Pflanzensorten auf die Probe. Zudem erfasst sie, wie das grüne Habitat und seine Früchte auf die isolierte Crew im ewigen Eis wirken. Stolz zeigt sie erntereife Gurken und Tomaten und schwärmt vom Rucola, den Radieschen und Kräutern, die bereits geerntet wurden. Sie hätten köstlich geschmeckt. „Es ist faszinierend, in dieser lebensfeindlichen Welt das Grün ohne Erde unter künstlichem Licht gedeihen zu sehen.“

„Es ist fast so wie auf einem anderen Planeten“

Ihr kommt es offenbar so vor, als sei sie mitten in einem Science Fiction-Streifen „gefangen“: „Allein mit den neun weiteren Mit-gliedern der Überwinterungscrew fühlt es sich fast so an, als würden wir auf einem anderen Planeten ganz auf uns allein gestellt sein“, sagt Bunchek. Das wird auch tatsächlich so kommen, denn am 21. Mai beginnt dieses Jahr die Polarnacht an der Neumayer Station III. Erst ab dem 23. Juli werden wieder erste Sonnenstrahlen auf die Station scheinen. Säen, ernten, pflegen, putzen, warten, kalibrieren, reparieren und wissenschaftliche Tätigkeiten. Das sind die Aufgaben, die Jess Buchnek im Team auch in der neun Wochen andauernden Dunkelheit weiter erledigen wird. Die NASA wird im EDEN ISS-Modul auch ein Konzept zur Pflanzenbewässerung testen, das unter Schwerelosigkeit wie auf der Internationalen Raumstation funktionieren kann. Das System hält und transportiert das Wasser durch eine passive Methode zu den Pflanzen. „Dies ermöglicht einen direkten Vergleich mit den bisher bei EDEN ISS aktiv aeroponisch befeuchteten Pflanzen“, sagt Dr. Ray Wheeler, Pflanzenphysiologe am Kennedy Space Center. Bei der aeroponischen Bewässerung, wer-den die Wurzeln der Pflanzen ohne Erde regelmäßig mit einer Nährstofflösung besprüht. Ein geschlossenes Gewächshaus ist ein vielversprechendes Konzept für zukünftige Missionen zu Mond und Mars. Auf der Erde ermöglicht es von Wetter, Sonne und Jahreszeit unabhängige Ernten sowie weniger Wasserverbrauch und den Verzicht auf Pestizide und Insektizide. Mit dem Projekt EDEN ISS ist solch ein Modell-Gewächshaus der Zukunft unter antarktischen Extrembedingungen in der Langzeiterprobung.

Ehrgeiziges Langzeitziel: Pflanzenanbau auf dem Mars

Das ersehnte Ziel ist dabei, nicht nur auf der ISS im Weltraum Nahrungsmittel anzubauen, sondern auf anderen Planeten, wie dem Mars. Allein dies stellt eine große Herausforderung dar. Wie „National Geographic“ im November 2018 und zwei Jahre später veröffentlichte, hätten Bodenanalysen gezeigt, dass der Marsboden unfruchtbar und voller giftiger Perchlorate ist. Aber ambitionierte Weltraumingenieure arbeiteten „schon jetzt an Plänen für die nächste Generation von atombetriebenen, chemischen und solarbetriebenen Technologien, die nicht nur die Forschung auf dem Mars voranbringen, sondern auch die Grundlage für autarke Habitate schaffen werden“, heißt es bei der „National Geographic“. Die Forscher in der Antarktis könnten im Hinblick auf einen möglichen Pflanzenanbau auf dem Mars am Ende einen Schritt voraus sein. Denn auch auf dem roten Planeten muss wochenlange Dunkelheit, gepaart mit regionalen Staubstürmen, überstanden werden. Wenn sich ein zukunftsweisendes Gewächshaus wie EDEN ISS nebst Personal auf den Nachbarplaneten transportieren lässt, könnte dies auch in einem „echten“ Praxistest untersucht werden…

Warum überhaupt in die Ferne schweifen…? – Teil IV, 23. Mai 2021:

Für die „Men in Black“ ist es ganz selbstverständlich und Freunde von „Alf “ oder „E.T.“ wünschen es sich: Außerirdische leben schon lange auf der Erde und bewegen sich ganz natürlich unter den Menschen. Wem das jetzt viel zu fantastisch klingt, der sollte sich vielleicht einmal die Meinungen einiger Forscher zu Genüge führen. Denn unter Wissenschaftlern ist die These, dass Aliens längst auf der Erde angekommen sind, gar nicht so selten…Beim Monatsthema „Auf der Suche nach Leben im All“ bleiben wir mit der Recherche in dieser Woche einfach einmal „daheim“ und schauen, ob es vor vielen Jahren womöglich schon einmal intelligentes außerirdisches Le-ben auf der Erde gegeben hat oder ob Aliens sogar inzwischen unter uns leben.

Hunderte Milliarden Sonnen, ebenso viele Zivilisationen?

In der Milchstraße gibt es Hunderte Milliarden Sonnensyste-me, weshalb es für die Weltraumforschung eigentlich ganz selbstverständlich ist, dass „irgendwo da draußen“ eine Zivilisation existiert, die womöglich den Menschen sehr ähnlich ist. Diese Auffassung vertritt beispielsweise auch Dr. Christian Gritzner, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raum-fahrt (DLR) in Bonn untersucht, wie das Universum, die Erde und das Leben überhaupt entstanden sind. Mit ihm sprechen wir zum Abschluss des Monatsthemas in der nächsten Woche ganz ausführlich. In diesem Teil stellt sich aufbauend auf der These der Milliarden anderen Sonnensystemen die Frage, warum sich die Aliens dann noch nicht der Menschheit gezeigt haben.

Vielleicht meiden Aliens die Menschheit schlichtweg

Es könnte natürlich sein, dass es überhaupt keine Außerirdischen gibt, weil alle anderen unzähligen Planeten schlichtweg unbe-wohnbar sind. Das erscheint aufgrund der Masse natürlich am unwahrscheinlichsten. Möglich wäre aber, dass die Aliens – wobei hier immer intelligentes außerirdisches Leben gemeint ist – entweder in der Entwicklung hinter der Menschheit stehen oder ihr weit voraus sind. So könnten entfernte Zivilisationen entweder gar nicht die notwendigen Technologien haben, um mit anderen Kontakt aufzu-nehmen oder sie wären so weit voraus entwickelt, dass auf der Erde niemand imstande ist, die „Kontaktanfragen“ zu verstehen. Vielleicht ist das Universum aber auch einfach zu groß und die Erde mit den Menschen zu weit weg oder die Aliens haben kein Interesse an uns. Auch möglich wäre natürlich, dass Außerirdische uns schlichtweg meiden, weil a) wir sie nicht interessieren, b) wir als zu un-terentwickelt angesehen werden, um sie überhaupt zu „verstehen“ oder c) sie sich nicht einmischen wollen in die menschliche Entwicklung. Schließlich gibt es die These, dass die Außerirdischen einfach schon da sind und ein unerkanntes Leben führen… Insbesondere zu Letztgenanntem haben tatsächlich hin und wieder (bisher) namhafte Wissenschaftler eine schräg erscheinende Meinungen. So berichtete die „Jüdische Allgemeine“ im Dezember 2020 beispielsweise von Haim Eshed, dem mit drei Preisen ausgezeichneten, langjährigen Leiter des israelischen Weltraumprogramms. Einer israelischen Tageszeitung habe Eshed anvertraut: „Die Außerirdischen haben darum gebeten, nicht anzukündigen, dass sie schon hier sind. Die Menschheit ist noch nicht bereit“, zitiert die „Jüdische Allgemeine“.

Hat da einer zu viel Star Trek geschaut?

So soll es ganz Star Trek-mäßig eine „Galaktische Föderation“ geben, die sich für den Gleichklang im Universum einsetzt und zugleich einen „Draht“ zu den USA hat. Eshed wird mit dem Ausspruch zitiert: „Wenn mir das, was ich heute sage, vor fünf Jahren eingefallen wäre, hätte man mich ins Krankenhaus eingeliefert.“ Allerdings klingen die Behauptungen des Professors wirklich danach, als hätte er einen kleinen „Knacks“ abbekommen: In einem geheimen Pakt mit Washington betreibe die Galaktische Föderation eine unterirdische Marsbasis. US-Präsident Donald Trump sei kurz davor gewesen, dieses Geheimnis auszuplaudern, weshalb er „gestoppt“ werden musste. Außerirdische hätten auch schon Atomkatastrophen verhindert, sei sich Eshed sicher, berichtet die „Jüdische Allgemeine“, die sich abschließend fragt, warum Interviewfragen von der Galaktischen Förderation bisher unbeantwortet blieben…

Leben auf Silicium-Basis wäre für Menschen unsichtbar

Mal davon ab, dass auch weniger ernst genommene Autoren wie Erich von Däniken behaupten, Außerirdische hätten schon zu biblischen Zeiten die Erde besucht, gibt es mit der britischen Astronautin Helen Sharman wiederum eine fachlich eigentlich fundierte Meinung dazu. Wie merkur.de berichtete, sprach Sharman in einem Interview mit „The Observer“ über die Existenz von Außerirdischen – eventuell sogar auf der Erde. „Außerirdische existieren, es gibt keinen Zweifel daran. Es gibt so viele Milliarden von Sternen da draußen im Universum, dass es alle möglichen Arten von Lebensformen geben muss“, zitiert merkur.de die Naturwissenschaftlerin aus dem Interview. Die fremden Lebensformen müssten ja nicht zwingend aus Stickstoff und Kohlenstoff bestehen wie Menschen und Tiere, sondern ihre Existenz auf Basis von Silicium begründen. Dann wären sie für das menschliche Auge womöglich unsichtbar, so-dass die Aliens, die bereits auf der Erde leben, schlichtweg „unsichtbar“ wären. Um aber einmal zu einem Schluss zu kommen: Vielleicht machen es sich die Menschen einfach nur zu leicht und rechnen alles Unerklärliche (wie unter anderem ja auch hin und wieder den Bau der Pyramiden) einer außerirdischen Kraft an, um eine einfache Antwort auf ungeklärte Fragen zu haben…

Erstmal wieder zum Mond kommen… – Teil V, 30. Mai 2021:

Den Science-Fiction-Film „Contact“ von 1997, in dem Jodie Foster als Funkamateurin Dr. Ellie Arroway Kontakt zu Außerirdischen aufnimmt, hält er für „sehr authentisch“ und intelligentes Leben im unvorstellbar großen Universum sieht er als „sehr wahrscheinlich“ an. Nur der Überbrückung der wei-ten Entfernungen zu anderen Sternen gegenüber ist er eher pessimistisch eingestellt. Raumfahrtingenieur Dr. Christian Gritzner arbeitet beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Bonn und unterstützt dort Forscher, die sich mit der Entstehung des Universums, der Erde sowie des Lebens befassen.Mit ihm sprechen wir zum Abschluss des Monatsthemas „Auf der Suche nach Leben im Weltall“ über aktuelle Missionen, früheres Leben auf dem Mars und die zurzeit unüberbrückbar scheinenden Entfernungen zu anderen Sternen.

Wo kommen wir her, wohin gehen wir und wie lange bleiben wir überhaupt?

Es klingt schon fast philosophisch, wenn Gritzner über dieses Forschungsgebiet berichtet, geht man doch den Fragen nach, wie das Universum und die Erde sowie letztlich das Leben darauf entstanden sind. Wie aber hängt diese „ursprüngliche“ Forschungsarbeit mit dem Monatsthema, das sich um die Suche nach außerirdischem Leben dreht, zusammen?„Leben, nach dem wir suchen, können wir uns nur so vorstellen, wie wir es kennen und hier auf der Erde haben“, lautet die logische Erklärung Gritzners. Dafür sei es allerdings notwendig, genau zu verstehen, wie das Leben überhaupt entstanden ist. „Wir wissen, dass sechs Stoffe notwendig sind, um Leben zu ermöglichen: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel und Phosphor“, geht der Experte ins Detail. Außerdem brauche es ein „Lösungsmittel“ wie Wasser, in dem diese Stoffe schwimmen, sowie Energie (sowohl von der Sonne als auch aus dem Planeteninneren), damit diese „Suppe kochen“ kann. Wozu diese Bedingungen auf der Erde geführt haben, ist klar: Vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren entwickelte sich das Leben auf der Erde und erst vor etwa zwei Millionen Jahren betrat die frühe Form des Menschen die Bühne des Lebens. Wie lange die Ursuppe vor sich hin geköchelt hat, bevor aus ihr Leben entstand und wie lange dieses Leben überhaupt währt, das sei noch nicht geklärt. Ebenso sei unklar, was letztlich den Ausschlag dazu gab, dass in der Ursuppe eine Zelle entstand, macht Dr. Gritzner deutlich. „Um das alles zu verstehen, schaut man sich auf der Erde um, aber auch im Weltraum“, so Gritzner, der damit wieder in die Ferne schweift. Hauptsächlich werde nach Spuren von Leben im hiesigen Sonnensystem gesucht, aber dank Teleskopen, Radioantennen und weiteren Messinstrumenten gelinge dies inzwischen auch darüber hinaus. Denn: „Moleküle sind auch auf weite Entfernungen messbar.“

Womöglich gibt es Antworten in der direkten Nachbarschaft

Zurzeit ist der Erdnachbar Mars in aller Munde. Einige Missionen laufen aktuell, viele Geräte wurden auf den Roten Planeten entsandt, um Proben zu nehmen. Eines der ehrgeizigsten Ziele ist aber natürlich, Menschen zum Mars zu schicken.„Roboter versuchen, in den Boden des Mars zu bohren und Proben zu nehmen“, berichtet Gritzner vom aktuellen Geschehen auf dem Nachbarplaneten. Eine weitere Sonde solle in wenigen Jahren diese Proben einsammeln und zur Erde bringen. Der Mars ist so in den Fokus der Raumfahrt gerückt, nachdem bereits vor einigen Jahren festgestellt wurde, dass es dort Wasser gegeben hat. Und noch mehr: „Da sich Flusstäler und Ablagerungen auf dem Mars befinden, ist klar, dass es viele Millionen Jahre Wasser auf dem Mars gegeben haben muss“, verweist Dr. Gritzner darauf, dass es Zeit braucht, bis flüssiges Wasser derlei Spuren hinterlässt. Zugleich müsse der Mars früher eine deutlich dichtere Atmosphäre gehabt haben als jetzt, da der Planet das Wasser sonst gar nicht hätte halten können, ergänzt er. Wissenschaftler hoffen jedenfalls darauf, dass unter der Oberfläche Spuren früheren Lebens zu finden sind, die genau untersucht werden können. An diesem Punkt gibt Gritzner zu bedenken, dass es zwar des Öfteren Kritik an bemannter Raumfahrt gibt, aber: „Ein Mensch wäre deutlich flexibler und trickreicher als ein Rover.“ So könne ein Geologe oder Biologe vor Ort doch besser entscheiden, was „interessant“ aussieht und entsprechende Proben nehmen… Der Raumfahrtingenieur weiß allerdings um die Problematiken, die mit einer bemannten Mission zum Mars zusammenhängen. Allein die Flugzeit würde – für eine Strecke – rund neun Monate betragen. Ein Dreivierteljahr, in dem die Crew völlig auf sich allein gestellt wäre, gibt er zu bedenken und verweist darauf, dass etwa ein medizinischer Notfall dramatische Folgen haben könnte.

Erst (wieder) den Mond ins Visier nehmen

Dabei sollte es den Menschen wohl zunächst erst einmal (wieder) gelingen, zum Mond zu fliegen und auf ihm zu landen, schließlich ist die letzte Mondlandung fast 40 Jahre her. Eugene Cernan, Kommandant von Apollo 17, ist bislang der letzte Mensch, der im Dezember 1972 auf dem Mond war, indem er als letzter in die Mondfähre einstieg. Danach rückte der Erdtrabant beinahe in Vergessenheit. Aber heute gibt es wieder einen Wettlauf zum Mond. China und Russland haben sich mit den USA „angelegt“, und „kämpfen“ dabei auch um eine Machtdemonstration ihrer unfreien Systeme… Für die Wissenschaft ist der Mond hochinteressant, da er unser direkter Nachbar im Weltraum ist.

Spannender Vortrag ist auf YouTube abrufbar

Über den Wettlauf zum Mond, die früheren Apollo-Missionen, aber auch über Ziele der Raumfahrt über Mond und Mars hinaus referierte Dr. Christian Gritzner übrigens im 50. Jahr der Mondlandung 2019. Dieser interessante und spannende Vortrag kann auf der Videoplattform YouTube über den Link htt-ps://youtu.be/VA8K4lV-giI angeschaut werden.

Ein Dank zum Abschluss an die Leserschaft

Zum Abschluss des Monatsthemas möchte die Redaktion einmal einen Dank an die Leserschaft des HELMSTEDTER SONNTAG aussprechen. Wahre Ausarbeitungen wurden dabei seitens einiger Leser erstellt, die auf mehreren Seiten über das Leben im Universum, die Reisen zum Mond und Mars und über Aliens schreiben. Einige machten sich dabei regelrecht philosophische Gedanken, andere erstellten Satire-Geschichten. Die Redaktion, die sich darüber freut, dass dieses „ganz andere“ Thema so gut bei der Leserschaft ankam, bedankt sich für diesen unterhaltsamen, interessanten und zugleich unerwarteten „Lesestoff “.

 

 

Chefredakteurin at Helmstedter Sonntag | + posts

Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.