Teil I: Im Monatsthema November soll es darum gehen, welche Bedeutung Dankbarkeit noch hat

Es ist Mittagszeit in einem Einkaufsladen in der Stadt. Geschäftsleute, Bankangestellte, Krankenpfleger oder Schüler tummeln sich im Laden, wollen sich etwas zum Mittagessen kaufen.

An zwei offenen Kassen bilden sich lange Schlangen, die Kassierer leisten Akkordarbeit, um die Waren zu scannen. „Warum ist denn keine dritte Kasse auf?“, schallt es genervt aus einer der Schlangen.

Die Kunden nehmen wortlos ihre Ware und gehen, einer nach dem anderen. „Einen schönen Tag noch“, kommt es stetig aus den Mündern der Kassierer. „Danke, Ihnen auch“, sagt ein Kunde lächelnd. Im Gesicht eines Kassierers ändert sich etwas, ein kleines Lächeln taucht auf. Er hat soeben Dankbarkeit erfahren. Trotz des ganzen Trubels hat es jemand geschafft, „Danke“ zu sagen.

Dankbarkeit verlernt?

Diese kleine Geschichte mag der Leserschaft vielleicht etwas überspitzt vorkommen und doch ist etwas Wahres an ihr dran. Denn im Monatsthema November des HELMSTEDTER SONNTAG soll es um das Thema „Hat die Menschheit verlernt dankbar zu sein?“ gehen.

Von klein auf ist es die Regel, von seinen Eltern die Worte „Bitte“ und „Danke“ beigebracht zu bekommen. Das gehört sich einfach so. Und doch werden diese Worte anscheinend immer seltener benutzt. Woran liegt das?

Der Kitt der Gemeinschaft

Ein Grund dafür könnte die so genannte Empörungskultur sein. Den Menschen fällt es heutzutage immer leichter, vermeintlich schlimme Sachen hervorzuheben und sich konsequent auf diese Sache zu versteifen. 

Dabei vergessen viele den Blick in eine positive Richtung zu lenken, was bei einer möglichen Problemlösung hilfreich sein könnte. Kommt man auf das oben genannte Szenario zurück, fällt es anscheinend vielen Leuten einfach, sich über die derzeitige Situation aufzuregen (also, dass zu wenig Kassen offen sind), als einfach darüber dankbar zu sein, dass es einen Ort gibt, wo das Mittagessen eingekauft werden kann.

Diesem Phänomen hat sich auch die Webseite www.ethik-heute.org angenommen. 

In einem Artikel wird die Bedeutung von Dankbarkeit unter die Lupe genommen. Dabei nimmt die Webseite einen sozialpsychologischen Aspekt ein und fragt sich „Was hält eine Gesellschaft zusammen?“.

„Zunächst denken wir an die großen Institutionen – wie die Staatsorgane, Verbände und Vereine, Glaubensgemeinschaften und Gewerkschaften. Allerdings haben schon Gründerväter der Soziologie wie Georg Simmel Anfang des 20. Jahrhunderts die Bedeutung der vielen kleinen zwischenmenschlichen Gesten betont. Simmel nannte sie ‚Mikro-Interaktionen‘. Dass unsere Gesellschaft nicht auseinander fällt, liegt demnach an den unzähligen Begebenheiten im Alltag, in denen wir aus einzelnen Momenten dauerhafte Beziehungen aufbauen. Dankbarkeit ist der Kitt der Gemeinschaft. Deshalb sollten wir beim Thema Dankbarkeit nicht nur an unser indiviuelles Wohlergehen denken, sondern an das gute Gedeihen der Gesellschaft als Ganzes“, schreibt die Webseite dazu. 

Eine Gesellschaft ohne Dankbarkeit könne demnach nicht funktionieren und würde auseinander brechen. 

Corona ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr der gesellschaftliche Zusammenhalt „bröckeln“ kann. 

Während die eine Hälfte dankbar für einen Impfstoff war, der die Folgen einer Corona-Krankung drastisch minimiert, ging eine andere Hälfte auf die Straße, um gegen die „unfairen“ Corona-Regeln sowie die Impfung zu demonstrieren.


Teil II: Was passiert eigentlich bei Dankbarkeit? Neben psychologischen Vorteilen kann die gute Geste sich zudem positiv auf die Gesundheit auswirken

Im gesamten Landkreis Helmstedt wurde am Freitag auf verschiedenste Weise der Martinstag gefeiert. Bei einem Laternenumzug zogen Kinder samt ihrer Eltern durch die Straßen, um am Ziel letztendlich miteinander ein Martinshörnchen zu teilen und gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Doch wer war Martin von Tours eigentlich?

Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.

Nach diesem Erlebnis ließ sich Martin taufen und im christlichen Glauben unterrichten.

Später baten ihn die Menschen der Stadt Tours ihr Bischof zu werden. Doch der bescheidene Martin hielt sich des Amtes nicht für würdig und versteckte sich – einer Überlieferung zufolge – in einem Gänsestall. Die schnatternden Vögel verrieten ihn allerdings und er wurde doch zum Bischof geweiht.

Positive Auswirkungen

Was hat die Geschichte von Martin von Tours mit dem November-Monatsthema „Dankbarkeit“ zu tun?

Die Legende könnte man so interpretieren, dass Martin dankbar für warme Kleidung war und selbstlos genug, um diese mit einem Hilfsbedürftigen zu teilen. Für Martin ergaben sich daher durchaus Vorteile.

Die Techniker-Krankenkasse ist sich sicher, dass Dankbarkeit zum eigenen Glück und zur psychischen Gesundheit führt.

Seit einigen Jahren ist Dankbarkeit ein Thema der wissenschaftlichen Forschung. „Psychologen und Mediziner haben belegt: Dankbarkeit trägt zu psychischer Gesundheit bei. Sie fühlt sich nicht nur gut an, sondern trägt auch zu größerem Wohlbefinden und besseren Beziehungen bei. Wer dankbar ist, das zeigen Studien, leidet weniger unter Angst, Ärger, Stress, Schlafstörungen, körperlichen Krankheitssymptomen und Depressionen“, schreibt die Krankenkasse auf ihrer Internetseite.

Psychologen sind sich sicher, dass eine Emotion wie Dankbarkeit nicht gleichzeitig mit Angst oder Ärger gefühlt werden könne. Ein weiter Grund sei, dass Dankbarkeit das soziale Miteinander unterstütze. 

„Studien zeigen: Jemand anderem zu danken, tut nicht nur einem selbst gut, sondern auch demjenigen, dem man dankt. Denn unser Dank bedeutet soziale Anerkennung – ein äußerst wirksames Mittel, Beziehungen zu stärken. Das Zusammenleben wird angenehmer. Und die Wirkung potenziert sich: Wer mit dankbaren Menschen zusammen ist, entwickelt ebenfalls mehr Dankbarkeit“, heißt es auf der Internetseite weiter. 

Gut für die Gesundheit

Dass Dankbarkeit sogar gut fürs Herz ist, fand der Professor für Familienmedizin und Gesundheit Paul J. Mills heraus. An seiner Studie nahmen 186 Männer und Frauen teil, die jeweils unter Herzschwächen litten. 

Bei denjenigen, die ein Dankbarkeitstagebuch führten, besserte sich der körperliche Zustand und eine Verschlimmerung der Herzschwäche wurde so verhindert.

Da die restlichen Teilnehmer kein Tagebuch führten, und auch keine Verbesserungen festgestellt werden konnten, führte Mills die positiven Ergebnisse auf Dankbarkeit zurück. 

Grenzen setzen

Bei all den positiven Auswirkungen, die Dankbarkeit mit sich bringt, darf dieser Zustand natürlich nicht erzwungen werden. Wer beispielsweise kein gutes Verhältnis zu einem Familienmitglied hat, von dem darf ehrliche Dankbarkeit auch nicht erwartet werden. Wichtig ist, sich eigene Grenzen in dieser Hinsicht zu setzen. Viel schöner ist es außerdem, wenn Dankbarkeit aus dem Herzen kommt.

Dankbarkeit erlernen

Wie und ob Dankbarkeit erlernt werden kann, soll in der kommenden Ausgabe des HELMSTEDTER SONNTAG beleuchtet werden. Auch dann kommt das Dankbarkeitstagebuch aus Mills‘ Studie zur Sprache.


Teil III: Kann man Dankbarkeit erlernen? Egal ob Tagebuch, Brief oder durch Meditation – Es gibt viele Wege, sich und anderen eine Freude zu machen

Welchen positiven Effekt Dankbarkeit auf einen selbst und seine Mitmenschen haben kann, das wurde in der vergangenen Ausgabe des HELMSTEDTER SONNTAG im Monatsthema November beleuchtet.

In dieser Ausgabe soll der Monatsthema-Frage „Hat die Menschheit verlernt dankbar zu sein?“ die Aussage „Dankbarkeit kann erlernt werden“ gegenüber gestellt werden. 

Das berühmte Dankbarkeitstagebuch

Um noch einmal auf die Studie von Paul J. Mills zurück zu kommen: Er fand heraus, dass Menschen, die häufiger Dankbarkeit verspürten, auch gesundheitlich fitter waren als jene, die dies nicht taten. Die Menschen mit den positiven Nebeneffekten führten während der Studie ein so genanntes Dankbarkeitstagebuch. 

Aber wie funktioniert es?

Psychologische Methode

Die Webseite www.hellobetter.de setzte sich ebenfalls mit dem Thema auseinander und führt die wichtigsten Eigenschaften auf: „Mit dem Wort ‚Tagebuch‘ verbinden viele Menschen vielleicht erst mal nicht viel Positives. Es klingt etwas altbacken und der klassische Beginn ‚Liebes Tagebuch‘ ein wenig nach Langeweile. Das Dankbarkeitstagebuch liegt jedoch im Trend. Dabei geht es auch nicht darum, das Tagesgeschehen festzuhalten. Und es ist auch keine Praxis zur allgemeinen Selbstreflexion wie das Journaling. Vielmehr ist das Dankbarkeitstagebuch eine psychologische Methode, die erwiesenermaßen positive Gefühle, Optimismus und Lebenszufriedenheit fördern kann, indem wir gezielt aufschreiben, für was wir dankbar sind.“

Das Ritual des Schreibens ist vor allem für abends geeignet. Während man tagsüber viel um die Ohren hat, kommt man am Abend zur Ruhe und kann den Tag noch einmal Revue passieren lassen. Vielleicht fallen einem ja drei kleine Sachen ein, für die man am Tag dankbar war.

Das Gute an einem Tagebuch ist, dass es heute nicht mehr in Form eines Buches benutzt werden muss. Auch zwischendurch kann man auf sein Smartphone Dinge niederschreiben, für die man dankbar ist.

Anderen eine Freude machen

Wer gerne anderen eine Freude bereiten möchte, kann es auch mit einem Dankbarkeitsbrief probieren. Egal ob Mama, Papa, Großeltern oder Freunde – jeder freut sich über ein kleines „Dankeschön“ als gesprochenes Wort. Briefe sind allerdings für die Ewigkeit und können beliebig oft  wieder gelesen werden.

Ein Brief eignet sich vor allem für diejenigen, die nicht gut im Umgang mit Worten sind. Dort entsteht die Kommunikation über geschriebene Worte, was viele als angenehmer empfinden. 

Die Webseite www.7mind.de nennt eine weitere Möglichkeit, um Dankbarkeit zu erlernen: Die Meditation. 

„Setze dich an einen ruhigen Ort und schließe die Augen. Stelle dir vor deinem inne-ren Auge eine Person, eine beson-dere Situa-tion oder auch einen Gegen-stand in deinem Leben vor, für den du beson-ders dank-bar bist. Kon-zen-triere dich dabei auf so viele Ein-zel-hei-ten, wie nur mög-lich. Ob es dein erfül-len-der Job ist, dein ver-ständ-nis-vol-ler Part-ner oder ein-fach dein Zuhause. Das Schöne an dieser Übung ist, dass du sie jeder-zeit und an jedem Ort machen kannst, ohne dass sie viel Zeit erfor-dert. Klei-ner Tipp: Mach diese Übung direkt mor-gens nach dem Auf-wa-chen. So kannst du mit einem posi-ti-ven Gefühl in den Tag star-ten“, gibt die Internetseite als Rat mit auf den Weg.

Für was sind die Leser dankbar?

Wer das Dankbarkeitstagebuch oder die Meditation einmal ausprobiert, erkennt recht schnell, für wie viele Sachen man, egal wie groß oder klein sie sind, dankbar ist. In der kommenden Woche des HELMSTEDTER SONNTAG sollen Leser zu Wort kommen und sagen, für was sie dankbar sind und was das mit ihrem Leben macht.


Teil IV: Für diese Sachen sind Menschen dankbar – Das Fazit des Monatsthemas zeigt, dass Dankbarkeit viele Gründe haben kann

Im Monatsthema November wurde sich mit dem Thema „Dankbarkeit“ beschäftigt. Von der Erklärung, weshalb viele Menschen nicht „Danke“ sagen bis hin zu verschiedenen Methoden, diese Geste zu erlernen, wurde das Thema beleuchtet.

Im letzten Teil des Monatsthemas „Hat die Menschheit verlernt dankbar zu sein?“ sollen Leser des HELMSTEDTER SONNTAG zu Wort kommen und ihre Meinung zum Thema Dankbarkeit äußern. 

So schrieb eine Leserin bereits vor wenigen Wochen: „Durch meine Arbeit als Verteilerin des HELMSTEDTER SONNTAG in Barmke erfahre ich es hautnah, was Dankbarkeit heißt. Es gibt immer etwas, über das sich die Menschen beschweren. Zum Beispiel darüber, dass die Zeitung zerrissen ist (weil der Briefkas-ten zu klein ist) oder dass die Zeitung nass ist, da der Hausbesitzer den Briefkasten nicht geleert hat und somit kein Platz mehr für die Zeitung war. Ich freue mich immer, wenn mir wieder ein wenig Dankbarkeit zuteil wird. An Weihnachten beispielsweise bedanken sich einige Leute für die pünktliche und zuverlässige Zustellung der Zeitung. Das ermutigt mich weiter zu machen, obwohl es harte Arbeit ist, bei Wind und Wetter, an Wochenenden und Feiertagen die Zeitungen auszuteilen. Beschwert wird sich schnell, aber man findet in unserer Gesellschaft immer weniger Menschen, die empathisch sind.“

Eine weitere Leserin, die namentlich nicht erwähnt werden möchte, ist dankbar für ihre Kinder. Sie schreibt, dass egal wie schwer das Leben manchmal auch sein mag, ihre Kinder würden immer an ihrer Seite stehen. 

„Meine drei Kinder sind mein Leben. Ich habe immer alles gegeben, um ihnen eine schöne Kindheit zu ermöglichen und habe dafür selbst viel Dankbarkeit erfahren. Natürlich war es nicht immer leicht und ab und zu gab es auch mal Streit, aber alles in allem verstehen wir uns immer sehr gut und gehen sehr respektvoll miteinander um“, schrieb die Leserin dem HELMSTEDTER SONNTAG.

Die Lesermeinungen zeigen, dass jede Personen ihren individuellen Grund hat, dankbar zu sein. Dabei muss es sich nicht immer um Personen handeln. Auch Tiere, Habseligkeiten oder sogar die eigene Gesundheit können Gründe für Dankbarkeit sein.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Dankbarkeit nicht nur gut für die Gesundheit ist, sondern auch wohltuend für die eigene Psyche. So lange Dankbarkeit aus tiefstem Herzen kommt, sind damit automatisch auch Glück und gute Laune verbunden.

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Natalie Tönnies, geboren 1999 in Schönebeck (Elbe), ist das Küken in der Redaktion des HELMSTEDTER SONNTAG und steckt mitten in ihrem Volontariat. Die Danndorferin ist eine leidenschaftliche Sportschützin mit einer kleinen Abneigung gegenüber (Führerschein-)Prüfungen. Sie schreibt unheimlich gerne die Fleischerseite des HELMSTEDTER SONNTAG.