In Zeiten von Corona geht es für viele Menschen aus ganz neuen Perspektiven um das Thema Geld. Zeit, einmal hinter die Kulissen von Preisen, Warenwerten und Co. zu schauen und vielleicht eine neue Sicht auf Dinge zu gewinnen, die allen alltäglich erscheinen. „Alles eine Frage des Preises“ ist daher das Monatsthema im HELMSTEDTER SONNTAG,
bei dem beleuchtet werden soll, wie Preise für etwas zustande kommen, welchen Wert manche Dinge haben (sollten) und dass nicht immer alles tatsächlich so ist wie es manchmal erscheint.
Billig ist nicht immer günstig und ob preiswert seinen Preis wert ist, wird oftmals auch erst im Nachhinein klar
Der Preis für eine Sache sagt nicht immer etwas über den Wert derselben aus. Besonders deutlich wird das bei persönlichen Werten: Das Kuscheltuch (oft eine Stoffwindel, die es im zweistelligen Centbereich gibt) oder der über alles geliebte Teddybär stellen für ein Kind wohl direkt nach Mama und Papa das wertvollste Gut auf Erden dar, das durch nichts zu ersetzen wäre.
Ebenso geht es aber auch anders herum. Die Küchenmaschine, deren Anschaffungspreis bei mehreren hundert Euro lag, stellt sich als eben doch nicht so praktisch heraus wie gedacht. Sie fris-tet nun ein Dasein im Schrank. Wäre der Anschaffungspreis nicht noch im Hinterkopf, läge sie vermutlich schon in der Mülltonne…
Angebot und Nachfrage als Bestimmer des Preises?
Dass persönliche Werte allerdings selten den Preis für etwas bestimmen, dürfte klar sein. Viel häufiger bestimmt sich das, was an Geld für etwas zu bezahlen ist, durch Angebot und Nachfrage. Ist ein Gut knapp und wird es von vielen Menschen nachgefragt, steigt der Preis in aller Regel. Der Verkäufer kann diese Chance für sich nutzen.
Auf der anderen Seite kann er mit günstigen Preisen locken, und künstliche Nachfrage erzeugen. Das funktioniert schon immer und so werden nicht selten Dinge gekauft, die eigentlich gar nicht dringend benötigt werden.
Das „Locken“ über den Preis kennt dabei viele Facetten. Eine davon sind so genannte Schwellenpreise. Zwei Euro für das Kilo Äpfel? Die für 1,99 Euro sehen vielleicht nicht so gut aus, sind aber im Angebot – und werden häufiger gekauft. Der psychologische Effekt, der dieser Variante der Preisgestaltung zugrunde liegt, begründet sich zu großen Teilen darin, dass wir als Menschen gerne clever sein wollen. Und Geld beim Kauf zu sparen, erscheint uns durchaus schlau. So schlau, dass Rahmenbedingungen dabei ausgeblendet werden.
Ein Extrem im Bezug auf Angebot und Nachfrage sind (Kunst-)Auktionen. Wenn ein zur Versteigerung stehender Gegenstand das Interesse geweckt hat, klar ist, dass es ein Einzelstück ist, treibt bereits ein Mitbieter den Preis über das Niveau, was jeder einzelne von sich aus vielleicht unter normalen Bedingungen bereit gewesen wäre zu zahlen.
So hat der millionenfach verfügbare Nachdruck eines Kunstwerkes als Poster zumeist den Preis, der als „etwas über den Produktionskosten liegend“ eingeordnet wird. Vielleicht mit dem Zugeständnis, dass der, der den Nachdruck verkauft, auch etwas daran verdienen möchte.
Geht es aber um das einzigartige Original, spielt das alles keine Rolle mehr. Viel wesentlicher werden die Bekanntheit des Künstlers und das Ansehen seines Namens. So wandern Millionenbeträge über den Tresen, für etwas, dessen materieller Wert nicht wesentlich über dem des Nachdruckes liegen. Schon wieder hat der persönliche Wert über eine sachliche Preisbildung gesiegt.
Alles nur Kalkül?
Angebot und Nachfrage sind nur ein Teil dessen, was einen Preis wirklich bestimmt. Natürlich steht dahinter in der Regel eine Kalkulation, eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit für den Produzenten wie auch den Verkäufer. So ist das Ziel stets das gleiche: Gewinn erwirtschaften.
Dazu müssen Kosten gedeckt werden: Material, Löhne, Werbung sowie viele weitere laufende Kosten. Doch auch einmalige Investitionen in die Entwicklung eines Produktes wollen mit bedacht sein.
Würde man Letztere nämlich weglassen, müsste man sich bei Neuerscheinungen, zum Beispiel von Smartphones, berechtigterweise die Frage stellen: Wie kann es sein, dass das Produkt erst 1.000 Euro kostet, um dann nur ein Jahr später mit lediglich noch 500 Euro das Portemonnaie zu belasten?
Natürlich: die Auftaktwerbung, die Entwicklungskosten und ähnliches sind im Startpreis enthalten. Die Erstverkäufe decken die Produktion, ist das Ziel erreicht, kann der Verkauf über Rabatte weiter angekurbelt werden – ohne Angst haben zu müssen, bereits investiertes Geld zu verlieren.
An dieser Stelle kommt dann erneut der persönliche Wert der Sache ins Spiel. Und zwar in Form der Marke des Produktes. Hat diese ein hohes Ansehen, steigt der Wert des eigentlichen Produktes über den von vergleichbaren Produkten – bis in ähnlich irrational erscheinende Dimensionen wie bei Auktionen. Vor Ladengeschäften campierende Menschen, die „zu jedem Preis Erster“ sein wollen, sind der beste Beweis dafür.
Mehr drin – versprochen
Um dem Prinzip der Verlockungen zu folgen, gibt es an dieser Stelle ein Versprechen: Im Monat Juli gibt es im HELMSTEDTER SONNTAG etwas mehr, das zum Monatsthema dazugehörig ist. So steht zum Beispiel ein mehrteiliger Testbericht zum sommerlichen Grillvergnügen (Anm. d. Red.: Die Testreihe ist im Nachrichtenüberblick auf dieser Seite noch zu finden) an.
Für die Schnäppchenjagd gilt nur all zu häufig „Wer billig kauft, kauft zwei Mal“, denn mit Qualität lässt sich nicht selten bares Geld sparen
Vermeintlich günstige Preise sind nicht immer ein Garant dafür, auch wirklich das ersehnte Schnäppchen zu machen. Diese Erfahrung hat vermutlich jeder schon einmal machen müssen. Und es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass man sie mehrfach wiederholt.
Die Situation ist meist die gleiche: Ein bestimmtes Produkt soll angeschafft werden, meist aus einer scheinbaren Notwendigkeit heraus. Eigentlich will man das Produkt gar nicht haben, ist sich aber doch irgendwie sicher, dass man es brauchen würde. Ein klares Signal vom Hirn erfolgt: „Dafür geben wir jetzt aber nicht mehr aus als unbedingt notwendig.“
Ein Preisvergleich erfolgt und, ausgehend vom populären Markenprodukt, wird die Preisspirale hinab geklettert, bis der Boden erreicht ist. Dort gibt es dann ein vergleichbares Produkt – zumindest auf den ersten Blick – zu einem deutlich günstigeren Preis. Der Kauf erfolgt, gefolgt wenig später von der Erkenntnis: Hätte man doch besser etwas mehr investiert. Entweder nämlich hält das Produkt nicht das, was es versprochen hatte, ging schnell kaputt oder hat vielleicht doch nicht den gleichen Funktionsumfang wie das teurere „Original“.
Die Folge: wenn sich das Gekaufte als grundsätzlich brauchbar heraus gestellt hat, in seiner aktuellen Form aber nicht so richtig nutzbar ist, beginnt die Suche von vorn. Am Ende steht nicht selten ein zweiter Kauf.
An dieser Stelle ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Als meine Planungen, ein eigenes Fotostudio haben zu wollen, in den Kinderschuhen steckten, stellte sich mir die Frage nach dem „richtigen Licht“. Es folgte zunächst eine quasi kostenneutrale „Bastellösung“, um mich auszuprobieren. Das funktionierte zwar nur so halbwegs, mein Wille, etwas „Richtiges“ zu haben, wuchs dennoch. Also begann die Suche, ein adäquates Blitzgerät, wie es in Fotostudios üblicherweise vorhanden ist, anzuschaffen. Allerdings war mein Hobbybudget eher schmal und gepaart mit meiner Unsicherheit, ob ich damit umgehen könnte, war klar, dass ich so wenig wie möglich dafür ausgeben wollen würde.
Die daraufhin angeschafften Studioblitze konnten genau eines: In gleichbleibender Helligkeit einen Lichtblitz abgeben. Die logische Folge: Nach mehreren frus-trierenden Versuchen, gab es erste zufriedenstellende Ergebnisse und den klaren Wunsch, mit etwas „besserem“ die Arbeit leichter werden zu lassen.
Gesagt, getan: Der zweite Kauf stand an. Geräte, die mich vom Funktionsumfang überzeugten, preislich aber akzeptabel waren. Und, welch Wunder, schnell stellte sich heraus, dass sie doch nicht ganz so tauglich waren wie angenommen. Als dann der erste Wechsel von Verschleißteilen anstand, kam aber das große Erwachen: Die Ersatz-Blitzröhre kostete etwa so viel wie das gesamte Gerät. Schon wieder stand die Überlegung an: Etwas Besseres muss her.
Beim dritten Mal war ich schlauer: Die Investition musste sich mal lohnen. Ich kaufte ein Qualitätsprodukt, wenngleich mit schlechtem Gewissen ob des hohen Preises, angesichts dessen, dass ich ja schon zweimal für den gleichen Zweck Geld ausgegeben hatte. Was soll ich nun sagen? Es hat sich gelohnt. Seit 2013 sind die Geräte nun im Einsatz, haben damit ihre Vorgänger um ein Vielfaches in ihrer Lebensdauer überholt. Das Geld, das ich durch weitere notwendige Zubehörteile oder überteuerte Ersatzteile gespart habe, hat den Kauf mehr als gerechtfertigt.
Von (Waren-)Wert bis Wucher – wie entstehen Preise eigentlich? Ein Beispiel aus der Gastronomie
Ob beim Bummeln im Urlaub oder beim Wochenendausflug: irgendwann knurrt der Magen. Dann geht es los, die Speisekarten in den Aushängen der nächstbesten Restaurants werden gesichtet. Neben den unterschiedlichen Gerichten fallen dabei in aller Regel auch die Gemeinsamkeiten auf – mit meist unterschiedlichen Preisen. Die gedankliche Frage, wie diese zustande kommen, bleibt schlussendlich aber meist eine Mutmaßung, die damit endet, dass der Betrieb mit den höheren Preisen die vermeintlich hochwertigere Küche bietet.
Das ist, wenn die Preisunterschiede nicht wirklich enorm sind, aber häufig ein möglicher Trugschluss. Die Höhe des Preises bei Speisen setzt sich zwar generell aus einer Kalkulation, basierend auf dem Wareneinsatz zusammen, doch spielen unzählige Faktoren mehr hinein.
Ein „Panade-Beispiel“
Die Preisspanne für ein vergleichsweise einfaches Gericht, ein paniertes Schweine-Schnitzel mit Pommes und Zitrone dabei, allgemein als „Schnitzel Wiener Art“ bezeichnet (ein Wiener Schnitzel ist ein Kalbsschnitzel), ist riesig.
Das beginnt beim Wareneinsatz: ein „bratfertig“ paniertes Tiefkühl-Schnitzel zu 250 Gramm gibt es zu Aktionspreisen im Großhandel für unter 1,40 Euro (netto) das Stück. Das lässt sich selbst bei Einkaufspreisen von unter fünf Euro pro Kilogramm Schnitzelfleisch kaum selbst günstiger produzieren, zumal Gewürze, Ei und Brösel für die Panade neben der eingesetzten Arbeitszeit ja auch noch zubuche Schlagen.
Geht es beim Einkauf hingegen um Qualität, dürfte sich der Preis pro Kilogramm Schnitzel vom Fleischer je nach Region und eventuell ausgehandeltem Rabatt für den Gastronomiebetrieb zwischen acht und zwölf Euro pro Kilogramm Schnitzel aus der Nuss oder der Oberschale liegen. Im Mittel also mindestens doppelt so viel, wie das günstige Produkt. Für die folgende Rechnung werden daher 2,80 Euro für ein 250g-Qualitäts-Schnitzel veranschlagt.
Bei den Pommes wiederum ist der Unterschied nicht ganz so drastisch, wenngleich er doch exisitiert. Insofern dürfte 0,30 Euro für eine Portion ein guter Mittelwert sein.
Wenn auch in einem ähnlichen Einkaufspreisgefüge wie die Pommes, dürfte die Zitrone beim Gericht aber dennoch mehr ins Gewicht fallen. Gibt es nur eine Scheibe dazu oder eine halbe Zitrone? Ist es die denkbar günstigste Frucht oder trägt sie ein Bio-Siegel und ist damit einer höheren Preisklasse zuzuordnen. Eine (halbe) Scheibe einer günstige Zitrone dürfte bestenfalls mit fünf Cent taxiert werden, während eine halbe Bio-Zitrone je nach Saison durchaus mit 20 bis 30 Cent berechnet werden könnte.
Viele Faktoren
Nun drängt sich allerdings die Frage auf, warum selbst „Pfennigbeträge“ so wichtig sind. Das ist recht einfach und im Folgenden ersichtlich: Preiskalkulationen „über den Daumen“ folgen in der Gastronomie einem Multiplikator-Modell. Das heißt, der Wareneinsatz wird mit Faktor X multipliziert. So können aus den fünf Cent beim Faktor drei fünfzehn werden, aus den 30 Cent beim Faktor fünf schon 1,50 Euro.
Die oben genannte Daumenregel ist in der Gastronomie weit verbreitet. Ist die Kalkulation für den Betrieb einmal erstellt, das heißt, sind laufende Betriebs- und Nebenkosten, Löhne und weiteres bekannt, lässt sich anhand der angestrebten durchschnittlichen Gastzahl über den Wareneinsatz ein jeweils passender Faktor errechnen. Der wiederum kann dann bei allen neuen Gerichten auf der Karte schnell zum Einsatz kommen.
Bei Restaurants, die günstige Speisen anbieten, liegt dieser Multiplikator oft im Bereich zwischen 3,5 und vier. Das heißt, die Gewinnspanne pro Gericht ist eher klein, der Betrieb auf den Verkauf vieler Speisen ausgelegt. Ein Faktor von fünf oder sechs spiegelt wiederum nicht selten eine gute Lage (damit teure Mieten) und hohen Personaleinsatz wider.
Zurück zum Schnitzel
Der Rahmen für die Preisspanne des Schnitzels „Wiener Art“ ist nun bekannt. Die günstige Variante lässt sich mit einem Wareneinsatz von 1,75 Euro beziffern, die hochpreisige demgegenüber mit 3,40 Euro.
Dadurch ergibt sich nun, dass ein Restaurant, das mit dem Faktor 3,5 kalkuliert, zwischen rund sechs und zwölf Euro für das Schnitzel verlangen würde. Je nachdem, ob es die günstige oder teure Einkaufsvariante wählt.
Ein Restaurant, das hingegen mit dem Faktor fünf rechnet oder rechnen muss, liegt bei einer Preisspanne, je nach Einkaufsmodell, zwischen 8,75 und 17 Euro.
Dieses Beispiel zeigt: die Preise sagen nicht zwingend etwas über die Qualität des angebotenen Essens aus. Ein Betrieb, der täglich (weit) über 100 Essen bei geringem Personaleinsatz (zum Beispiel eine Kantine mit Selbstbedienung) könnte demnach hoch qualitative Speisen zu einem Preis anbieten, den eine kleine Gaststube in hochpreisigem Mietumfeld mit zudem hohen Personaleinsatz gerade so halten könnte, wenn es auf den billigsten Wareneinsatz setzt.
Es bleibt alles relativ: Gewinne(r) und Verluste
Während das oben gesagte, ein allgemeiner Anhaltspunkt sein kann, ist es aber noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss. Es berücksichtigt zum Beispiel nicht, wie groß die Gewinnspanne ist, die sich der Betreiber ausgerechnet hat. Auch bleibt offen, ob tatsächlich so kalkuliert wurde, oder für einige besondere Angebote eine Mischkalkulation genutzt wird. Dann könnte das Schnitzel zum Beispiel auch so bepreist sein, dass es gerade so kostendeckend angeboten wird oder gar Verluste einspielt, die von einer anderen, vielleicht beliebteren Speise, wieder aufgefangen werden.
Mit anderen Worten: vom Preis auf die Qualität einer Speise zu schließen, ist in etwa genauso schwierig, wie anhand der Speisekarte zu erraten, ob das Gericht auch wirklich schmeckt.
Was der Öffentliche Personennahverkehr kostet und was er für die Menschen leistet
Wie am Dienstag im Rahmen einer Studie zur Mobilität im Landkreis Helmstedt (siehe oben) offenbart wurde, nutzen nur acht Prozent der Menschen im Landkreis Helmstedt den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), das heißt Bus und Bahn, um von A nach B zu kommen. Das Gros der Menschen nutzt dafür den PKW. Doch ist das nur Bequemlichkeit oder spielt dabei auch Geld eine Rolle?
Wolfsburger Berufsverkehr
Die meisten Auspendler aus dem Landkreis Helmstedt pendeln in Richtung Wolfsburg – in der Regel, um zu ihrem Arbeitsort zu kommen. So auch aus Schöningen. Eine Monatskarte, um vom Schöninger ZOB zum „Tor 6“ des VW Werkes zu kommen, kostet als Pluskarte 157,80 Euro, im günstigeren Jahres-Abo 127,40 Euro. Bei gerundeten 20 Arbeitstagen pro Monat entspricht das etwa 6,35 Euro pro Hin- und Rückfahrt zusammen.
Die Fahrt, die mit dem ÖPNV einen Umstieg am Helmstedter Bahnhof voraussetzt, dauert rund 1,5 Stunden. Die Strecke: etwa 50 Kilometer.
Genutzt werden dürfte diese Verkehrsverbindung zumindest von Schöningern vermutlich eher selten. Der Grund sind allerdings nicht nur Bequemlichkeit und Zeitersparnis (mit dem Auto ist man, sofern kein Stau ist, etwa in der Hälfte der Zeit am Ziel), sondern auch der Preis.
Die Fahrgemeinschaft
Eine viel genutzte Alternative sind Fahrgemeinschaften. Die Strecke, rund 100 Kilometer für Hin- und Rückfahrt, schlägt mit einem Fahrzeug, das durchschnittlich sieben Liter Diesel für diese Strecke verbraucht, mit 7,70 Euro zubuche – für in der Regel vier bis fünf Personen.
Das allein betrachtet wäre natürlich ein unanfechtbarer Preisrekord. Doch ist der Kraftstoffpreis nur ein Faktor. Anschaffungs- und Unterhaltungskosten wollen umgelegt sein.
Eine Milchmädchenrechnung für dieses Beispiel: Ein neuer VW Passat Combi kostet je nach Ausstattung etwa 45.000 Euro. Eine Vollkaskoversicherung und die Steuern für das Fahrzeug betragen rund 1.600 Euro pro Jahr. Wird das Fahrzeug zehn Jahre gefahren, sind demnach neben dem Kraftstoffverbrauch jährlich noch ein Zehntel des Kaufpreises sowie Steuern und Versicherung umzulegen. Im Beispiel also 6.100 Euro. Das wiederum würde bei 20 Arbeitstagen im Monat bedeuten: auf die 7,70 Euro „Spritgeld“ kämen noch einmal 25,40 Euro für das Fahrzeug hinzu. Eventuelle Reparaturkosten außen vor. Die könnten gegen den Restwert des Fahrzeugs aufgewogen werden.
Nichtsdestotrotz: bei fünf Mitfahrern läge der tägliche „Fahrpreis“ dann bei 6,62 Euro. Leicht über dem Abo-Preis.
Können bei Anschaffung – zum Beispiel mit einem günstigeren Fahrzeug wie einem Golf – oder bei Unterhaltung – zum Beispiel Teil- anstatt Vollkasko – einige Tausend Euros auf die zehn Jahre gespart werden, ändert sich das Bild und damit auch der Preis, drastisch.
In der Regel ist das Ergebnis: Der private PKW bietet nicht nur mehr Komfort hinsichtlich einer kürzeren Fahrtzeit und keinen zusätzlichen Wegen zur Haltestelle und eventuell sogar einen realen Preisvorteil.
Die Shoppingtour
Wesentlich stärker auf das persönliche Budget drückt allerdings eine ÖPNV-Fahrt zum „Shoppen“.
Eine alleinerziehende Mutter will mit ihrer 15-jährigen Tochter von Schöningen oder Helmstedt nach Braunschweig, um dort zu bummeln. Die zwei Zweier-Karten kosten zusammen 33,40 Euro. Vom Haushaltseinkommen von 1.500 Euro netto bleiben nach Abzug von Miete Strom-, Heiz- und sämtlichen Nebenkosten rund 800 Euro. Die Fahrkarten verschlingen rund vier Prozent dieses Betrages.
Im Falle der gleichen Haushaltskonstellation beim Bezug von Sozialleistungen wäre der prozentuale Anteil des Fahrkartenpreises am gesamt verfügbaren Geld hingegen fast doppelt so hoch. Anders betrachtet: beide investieren rund 50 Prozent des vom Hartz IV-Regelsatzes vorgesehenen monatlichen Kontingents für Verkehr.
Was bereits im ersten Fall wie eine großzügige Ausgabe klingt, klingt im zweiten Falle nach Luxus. Und das ist es auch.
Mobilität ist wichtig
Mobilität ist für die Menschen allerdings ein essentiell notwendiger Teil der Daseinsvorsorge. Deshalb lässt sich der Landkreis Helmstedt die Aufrechterhaltung des ÖPNV auch einiges kosten. Über die Ticketverkäufe alleine wäre der Busverkehr im Landkreis nämlich praktisch nicht finanzierbar. Also steht der Landkreis Helmstedt als Pate für den Verlustausgleich der Verkehrsunternehmen parat. Ohne diese Subventionen müsste der Ticketpreis wohl deutlich höher liegen.
Andererseits sind Ticketpreise und das Linienangebot eng mit der Nutzung des ÖPNV verzahnt. Wenn davon ausgegangen wird, wie am Dienstag berichtet, dass die Linien nur zu durchschnittlich 15 bis 30 Prozent ausgelas-tet sind, bedeutet das, dass wenn mehr Menschen den ÖPNV nutzen würden, die Wirtschaftlichkeit steigen würde. Das wiederum könnte im Resultat dazu führen, dass die Preise sinken und nebenbei das Linienangebot allgemein verbessert würde.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.
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