Räbke. Veränderungen standen im Fokus der Räbker Gemeinderatsitzung, die am Donnerstag, 29. April, als Online-Konferenz stattgefunden hatte. Dabei lag das Augenmek auf dem Jugend- und Gästehaus am Sportplatz, welches großflächig umgebaut werden soll. Veränderungen können kniffelig sein und kommen für den einen zu abrupt, während sie für andere zu zähflüssig von statten gehen. So kündigte Räbkes Gemeindedirektor Rainer Angerstein vergangene Woche seinen Ratskollegen sowie den live dazu geschalteten Zuhörern der Online-Ratssitzung stolz und zuversichtlich die Präsentation der möglichen Um- und Anbaumaßnahmen des Jugend- und Gästehauses auf dem Räbker Sportplatz an.

Das Dorf wächst – das Jugend- und Gästehaus soll um 227 Quaratmeter mit wachsen

Dieser sei bereits seit langer Zeit geplant und dringend notwendig, wie Angerstein mit Verweis auf die zunehmende Bevölkerungszahl erklärte. Aktuell zählt Räbke 731 Einwohner, wobei vermehrt junge Familien in die Anbaugebiete des Silberdorfes von 2019 drängen. Dem Zuwachs müsse das Jugend- und Gästehaus Rechnung tragen, das zwar durchaus funktionell und in einem soliden Zustand sei, jedoch viel zu klein in seinen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten und generell nicht mehr den Anforderungen der wachsenden Gemeinde entspräche. Abhilfe sollen Petra Wehmeyer und Marc Hielscher vom Planungsbüro Wehmeyer schaffen, die auch bereits die angrenzende Kindertagesstätte planten. Beide stellten in der anschließenden Präsentation ihre Version des neuen Gebäudes als eine „Optimierung in Teilbereichen“ vor. Um den ihr zugetragenen Wünschen – Erweiterung der Saalfläche, einem vergrößerten Küchenbereich, ein separater Lieferbereich sowie ein integriertes Gemeindebüro – gerecht zu werden und ferner sowohl die Schießanlage, die Sportumkleiden und die Sanitäranlagen zu erhalten, fiel die Entscheidung auf zwei Anbauten mit Flachdach. An der Ostfassade soll der rechteckige Anbau das geforderte Gemeindebüro mit dem eigenem Lager – beziehungsweise Lieferbereich untergebracht werden, während die Südseite um einen Multifunktionsraum mit 125,78 Quadratmeter Fläche wächst und somit viel Platz für Veranstaltungen und private Feiern bietet. Der neue Saal gliedert sich direkt an den bereits existierenden doch mit gerade mal 73 Quadratmeter als zu klein empfundenen Raum an und ist durch diesen mittels einer flexiblen Multifunktionswand getrennt. Zusätzlich wurde eine großzügige Außenfläche vorgestellt, die südlich durch ein an den Saal angrenzendes Vordach sowohl vor Sonne als auch vor leichtem Regen schützt. Insgesamt werde der 191 Quadratmeter große Bestand um 227 Quadratmeter erweitert.

Der Entwurf solle, so Ratsmitglied Carsten Seidel, dem Bauauschuss vorgelegt werden, der innerhalb der kommenden vier Wochen über die genaue Planung entscheiden werde.

Vorab durften sich allerdings die Ratsmitglieder wie auch die Zuhörer zu Wort melden. Svantje Jensen bemängelte das Flachdach, welches für den Ort eher untypisch sei. Auch vermisse sie bei der Planung den Umweltaspekt und wünschte sich die Berücksichtigung neuer Energien und generell eine Reduzierung der Versiegelung. Von anderer Seite wurde beispielsweise eine Verklinkerung gewünscht oder ein separeter Zugang zum Terassenbereich für den ersten, den urprünglichen Gemeindesaal.

„Ihr seid einfach unehrlich“

Weniger dezent formulierte Gasthörer Christian Lubkowitz seine Kritik, wobei er sich Mühe gab, seine Worte nicht gegen Wehmeyer und Hielscher und die geleistete Arbeit zu richten. Vielmehr unterstellte er der Gemeinde „Unehrlichkeit“ und bezeichnete die planerische Vorgehensweise als „Affront“. Seit Jahren hätte man sich seitens der Arbeitsgemeinschaft Dorfentwicklung an Ideen für eine Erweiterung des Jugend- und Gästehauses gefeilt – ohne in nur irgendeiner Weise seitens der Verwaltung unterstützt worden zu sein. Eine Einladung zwecks Brainstorming wären lediglich den Vereinen zugestellt worden, nicht aber den Bürgern, die sich in der Vergangenheit stets intensiv der Dorfentwicklung verschrieben hätten. „Dies alles wurde über die Köpfe der Bürger entschieden und jetzt wird uns ein fast fertiger Entwurf vorgestellt“, echauffierte sich Lubkowitz.

Seine Vorwürfe wurden seitens Angerstein und Seidel heftigst dementiert. Es wären lediglich Ideen gesammelt worden und dies sei nicht der finale Stand der Planung, wiegelte Seidel ab. Angerstein wiederolte den Anspruch der Gemeinde, die Planung transparent und unter Mitwirkung aller Bürger zu gestalten. Auch Wehmeyer selbst zeigte sich erschrocken über den Ausbruch und betonte, dass der vorliegende Entwurf mit den Wünschen der Bürger noch wachsen werde.
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Katharina Loof, geboren 1980 in Nordrhein-Westfalen, begann ihre journalistische Tätigkeit im Kölner Raum, bevor sie 2010 nach Schöningen zog. Die dreifache Mutter mag Dorf-Klüngel und Pflastersteine auf vollen Marktplätzen. Am Lokaljournalismus schätzt die Esbeckerin die Nähe zum Menschen. Die Karnevalistin tritt gerne mal zu stark auf’s Gas: sowohl im Fahrzeug als auch bei der Freigabe der Autokorrektur.