Mit dem Beginn der sonnigen Jahreszeit treibt es viele Menschen hinaus in die Natur. Waldspaziergänge, laue Sommerabende im Garten, Grillpartys mit der Familie – all das ließe sich noch viel besser genießen, wenn da nicht die lästigen Zecken wären. Die kleinen Krabbler nerven Mensch und Tier. Sie sind nicht nur lästig, sondern verursachen auch schwerwiegende Krankheiten. Aber ist das wirklich so? Um diese Frage geht es dieses Mal in der Reihe des HELMSTEDTER SONNTAG.
Weltweit ist die Zecke verbreitet. Als Parasit ernährt sie sich vom Blut zahlreicher Wirbeltiere. Katzen- und Hundebesitzer begegnen den Krabblern besonders oft, müssen sie regelmäßig im Fell der Haustiere aufspüren und die Vierbeiner von ihnen befreien. Aber natürlich machen Zecken auch vor den Menschen nicht Halt.
Entgegen einer weit verbreiteten Annahme, fallen Zecken nicht von den Bäumen. Sie sitzen vielmehr im Gras oder in Sträuchern – in bodennaher Vegetation – und werden dort von Mensch und Tier abgestreift.
Zecken beißen sich in der Haut fest und saugen das Blut ihres Wirtes. Für jedes ihrer Entwicklungsstadien benötigt die Zecke eine Blutmahlzeit. Je länger sie ihren Wirt drangsaliert, umso dicker – und auch träger – wird sie. Eine vollgesaugte Zecke erreicht ein 200-mal so hohes Körpergewicht wie eine hungrige.
Bis zu 15 Tage können Zecken das Blut ihres Wirtes trinken. Gern suchen sie sich dafür Stellen aus, an denen sie ungestört fressen können und sie guten Halt finden. Beim Menschen sind das bevorzugt die Achselhöhle oder der Genitalbereich.
Der Blutverlust ist dabei eigentlich nicht das Problem, vielmehr sind es die gefährlichen Krankheitserreger, die Zecken übertragen sollen, vor denen viele Menschen große Angst haben.
Grundsätzlich ist dies nicht von der Hand zu weisen, denn eine Zecke, die mit einem Krankheitserreger infiziert ist, kann diesen auf den Menschen übertragen.
FSME und Borreliose können dabei in der Tat sehr bedrohlich für Menschen sein.
Krankheit eins: Frühsommer-Meningoenzephalitis
Bei der Frühsommer–Meningoenzephalitis (FSME) handelt es sich um eine Viruserkrankung. Die dadurch hervorgerufene Erkrankung der Hirnhäute und des zentralen Nervensystems ist nicht mit Medikamenten heilbar.
Im ersten Stadium wird die FSME oft mit einer Grippe verwechselt, da die Symptome sich ähneln.
Wirklich dramatisch wird es erst, wenn die Erkrankung danach nicht abklingt, sondern ins zweite Stadium wechselt, was laut dem Infoportal www.zecke.de bei 50 Prozent der Patienten der Fall ist. Dann kommt es zu einer Hirnhautentzündung. Vermehrt sich das Virus in Gehirn und Rückenmark, kann es außerdem zu schweren Verläufen mit bleibenden neurologischen Ausfällen kommen. Folgen können dauerhafte Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen sein. Vereinzelt verläuft FSME sogar tödlich.
Krankheit zwei: Lyme-Borreliose
Tritt einige Tage – oder manchmal auch Wochen – nach dem Zeckenstich eine ringförmige Hautrötung um die Bissstelle auf, kann es sich um eine Lyme-Borreliose handeln.
Die Krankheit, die umgangssprachlich häufig nur als Borreliose bezeichnet wird, wird von Bakterien ausgelöst, die im Darm der Zecke leben.
In Deutschland sind Borreliose-Bakterien die am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheitserreger. Die Lyme-Borreliose wird in drei Stadien unterteilt. Neben der oben genannten Wanderröte können im ersten Stadium auch Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen auftreten. Im Frühstadium kann eine Lyme-Borreliose gut antibiotisch therapiert werden.
Im zweiten Stadium kann es an den großen Gelenken unter anderem zu einer Gelenkentzündung kommen. Ist das Nervensys-tem betroffen, tritt eine Gesichtslähmung, eine Nervenwurzel- oder eine Hirnhautentzündung auf. Auch eine Herzleistungsstörung oder eine Herzbeutelentzündung wurden in diesem Stadium beschrieben.
Wird die Erkrankung erst später diagnostiziert, können die Bakterien bereits bleibende Schäden verursacht haben. Oft treten in dieser dritten Phase chronische Gelenkentzündungen auf. Außerdem können Herzprobleme, Lähmungen und Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit durch Borrelien verursacht werden.
Zwar kann die Lyme-Borreliose auch in diesem Stadium noch therapiert werden, allerdings lassen sich chronische Schäden nicht rückgängig machen.
Vorsorglicher Schutz hilft gegen Übertragungen
Doch nicht jeder, der durch einen -Zeckenstich mit Borrelien in Kontakt kommt, wird tatsächlich krank. In vielen Fällen gelingt es dem Körper, die Bakterien in Schach zu halten – die Infektion verursacht dann keine Beschwerden und heilt folgenlos aus. Wirklich krank werden nur 0,3 bis 1,4 Prozent derer, die von einer Zecke gestochen worden sind.
Dennoch ist es sinnvoll, sich erst gar nicht von einer Zecke stechen zu lassen und vorzubeugen. Bei Ausflügen in Feld, Wald und Wiesen ist es ratsam, geschlossene Schuhe, lange Hosen und langärmelige Oberteile zu tragen. Es kann auch ein Anti-Zecken-Mittel aufgetragen werden, bei dem allerdings zu beachten ist, dass es nur für etwa zwei Stunden schützt.
Bei der Heimkehr sollte zur Sicherheit der gesamte Körper auf Zecken abgesucht werden. Wird eine gefunden, ist sie sofort zu entfernen. Das geht mit einer Pinzette, mit den Fingernägeln, einer Zeckenzange oder -karte eigentlich ganz leicht, muss das Tierchen doch lediglich herausgezogen werden. Keinesfalls sollte auf angebliche „Hausmittel“ wie Mehl, Öl oder Klebstoff zurückgegriffen werden.
Je länger die Zecke Blut saugt und je länger man sie durch Ziehen, Drücken, Quetschen stresst, desto größer ist die Gefahr, dass Krankheitserreger auf den Menschen übertragen werden. Dies geschieht, wenn die Zecke einen Teil ihrer Blutmahlzeit auswürgt und in die Stichwunde hineinbringt. Wurde die Zecke entfernt, sollte die Wunde desinfiziert werden.
Tipp: Auf der Internetseite www.zecke.de gibt es sehr vielfältige Informationen.
Katja Weber-Diedrich, geboren 1976 in Helmstedt, ist seit fast 30 Jahren Lokaljournalistin durch und durch. Der Legende nach tippte die ehrenamtlich Engagierte vor 25 Jahren den ersten HELMSTEDTER SONNTAG an einer Bierzeltgarnitur. Sowohl die Tiefen der deutschen Grammatik als auch die Wirren der Helmstedter Politik sind der Chefredakteurin nicht fremd; ihr Markenzeichen sind ehrliche Kommentare und Hartnäckigkeit.