Marienborn. Infolge der staatlich angeordneten Zwangsaussiedlungen aus dem DDR-Sperrgebiet 1952 wurden tausende Menschen ihrer Heimat beraubt. Im Rahmen der „Aktion Ungeziefer“ und „Aktion Grenze“ ließ die kommunistische Staatsführung als politisch unzuverlässig kriminalisierte Menschen in das Innere der DDR deportieren.
Diesen Ereignissen geht die Hallenser Figurenspielerin Julia Raab im Rahmen eines Arbeitsstipendiums nach. Gemeinsam mit der Dramaturgin Sandra Bringer recherchierte sie Zeitzeugen und historische Dokumente. In der für die Lesung zusammengestellten Auswahl von Texten führt sie durch das Erleben der ersten Aussiedlungswelle.
Dabei geht sie den Fragen nach: Was nimmt man mit, wenn nur 24 Stunden bleiben, um sein Leben umzusiedeln? Was geht in einem Menschen vor, der so eine Nachricht erhält? Wie schwer muss diese Sehnsucht nach dem zwanghaft verlassenen Ort sein? Was bleibt von der Heimat?
Am Sonntag, 3. Juli 2022, findet um 11 Uhr in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn eine 30-minütige Lesung mit Objekt- und Figurenspiel statt, welche musikalisch vom Pianisten Alexander Hohaus begleitet wird. Für die Dramaturgie ist Sandra Bringer verantwortlich.
Im Anschluss an die Lesung spricht Gedenkstättenleiterin Dr. Susan Frisch mit der Künstlerin, der Dramaturgin und dem Zeitzeugen Dr. Gerhard Muth über die Zwangsaussiedlungen und die Bedeutung der Grenzschließung für die Menschen in der DDR.
Die Recherche für die szenische Lesung fand im Rahmen des Residenzstipendiums des Fonds Darstellende Künste und dem Netzwerk Freie Theater mit dem Partnertheater WUK Theater Quartier statt.
Nico Jäkel, geboren 1981 in Helmstedt, ist ausgebildeter Redakteur, selbstständiger Fotograf und ein leidenschaftlicher Hobbykoch mit einer gigantischen Sammlung an Kochbüchern. Seine Markenzeichen sind verschachtelte Sätze. Zusätzlich zu seinem Faible für Produkttestungen, engagiert sich der Lokalpatriot in seiner Heimatstadt Schöningen.