Helmstedt. Die Bürgerstiftung Ostfalen hatte einen Workshop zur Medienkompetenz am Gymnasium am Bötschenberg organisiert. Eigens aus Berlin waren Medienpädagogen des Vereins „Cybermobbing Prävention“ angereist, um mit den Schülern der sechsten Klassen einen Projekttag zu gestalten. 

Mobbing – was ist das überhaupt? Mit dieser Frage beschäftigten sich vergangene Woche die Schüler der sechsten Klasse des Gymnasiums am Bötschenberg (GaBö). Dazu waren Oliver Gende und Philipp Behar-Kremer vom Verein „Cybermobbing Prävention“ eigens für einen Projekttag aus der Bundeshauptstadt angereist.
„Wir hatten Glück – normalerweise ist das Team nur in Berlin tätig“, erzählte Laura Barz, Klassenlehrerin der 6c. Die Pädagogin hatte zusammen mit ihren Kolleginnen Ramona Reichpietsch, Klassenlehrerin der 6a, und Angela Nimmerrichter, Klassenlehrerin der 6b die Medienpädagogen und Anti-Gewalttrainer kontaktiert. Dass der Projekttag, der sich auf die Sensibilisierung im Umgang mit elektronischen Medien und der Prävention von (Cyber-)Mobbing durch „Kreativität und Dialog“ spezialisiert hat, dennoch möglich war, ist vor allem der Bürgerstiftung Ostfalen zu verdanken, die den Workshop maßgeblich unterstützte.

Erst Nachdenken, dann Posten:  Medienkompetenz und Datensicherheit waren Thema

Bevor es an den Kern – die Vorbeugung und Auseinandersetzung von Mobbing – ging, setzten sich die Schüler der drei Klassen gemeinsam mit dem Thema Datensicherheit im Hinblick auf Apps wie WhatsApp, TikTok, Facebook, Instagram und Snapchat auseinander. „Dabei gilt es die Medienkompetenz der Jugendlichen zu schärfen“, erklärte Gender. „Selbst die wenigsten Erwachsenen wissen, dass sie bei der Nutzung der elektronischen Kommunikationsmittel, insbesondere bei der Verbreitung von privaten Inhalten, wie Fotos, aber auch von Sprachnachrichten, ihre Rechte an den Anbieter abtreten. Niemand weiß, was mit den gesammelten Daten geschieht.“

Wann wird Ausrenzung zu Mobbing und wie kann ich mich schützen?

Im zweiten Block sprachen die Medienpädagogen Mobbing an. Ein Begriff, der trotz der hohen Präsenz, für die Schüler schwer einzuordnen war.
„Irgendwas mit Ausgrenzung“ habe das Thema zu tun, wussten die meisten auf die Frage nach der Definition von Mobbing zu antworten. Aber wann wird ein Streit zur Ausgrenzung und ab wann spricht man von Mobbing? Was sind die Gemeinsamkeiten und wo liegen die Unterschiede von Mobbing und Cybermobbing und vor allem wie können sich Schüler schützen und die stets schleichende Negativspirale durchbrechen?
„Mobbing hat immer System“, sagte Behar-Kremer und sprach von Initialmomenten, von oftmals unwichtig erscheinenden Auslösern, die eine eigene Dynamik entwickeln, sowie von der Macht der Gruppe über den Einzelnen („Niemals ist es ein Konflikt zwischen Menschen auf Augenhöhe“). Wichtig war auch das Definieren von Petzen und Hilfeholen.

„Intensive Auseinandersetzung fand statt“: Den Schülern ist bewusst geworden, was Mobbing für die Betroffenen bedeutet

„Ausgehend von diesen Grundlagen entwickelten die Schüler in Gruppenarbeiten Möglichkeiten, sich gegen Mobbing und speziell gegen Cybermobing und Hatespeech im Internet zu wehren“, resümierte Ramona Reichpietsch.
Im Abschluss erstellten die Schülergruppen auf der Basis von verschiedenen Motiven, die ihnen von den Trainern auf Karten zugeteilt wurden, Kurzvideos.
In einem Video wurde eine Schülersprecherwahl thematisiert, bei der zwei hellhäutige Schüler gegen einen dunkelhäutigen Schüler antreten. Andere Kurzfilme beschäftigte sich mit der Ausgrenzung eines neuen Schülers oder mit Mobbing gegen Kinder, die sich keine Markenkleidung leisten können sowie mit der Herausstellung von individuellen Merkmalen jedes Einzelnen.
„Den Schülern hat das Drehen der Videos viel Spaß gemacht“, lautete die Resonanz von Reichpietsch, die stolz auf die intensive Auseinandersetzung ihrer Schützlinge mit dem Thema ist. „Vor allem hat man während der Umsetzung gemerkt, dass den Kindern bewusst geworden ist, was Mobbing bedeutet und welche Auswirkungen es auf die betroffenen Menschen hat.“

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Katharina Loof, geboren 1980 in Nordrhein-Westfalen, begann ihre journalistische Tätigkeit im Kölner Raum, bevor sie 2010 nach Schöningen zog. Die dreifache Mutter mag Dorf-Klüngel und Pflastersteine auf vollen Marktplätzen. Am Lokaljournalismus schätzt die Esbeckerin die Nähe zum Menschen. Die Karnevalistin tritt gerne mal zu stark auf’s Gas: sowohl im Fahrzeug als auch bei der Freigabe der Autokorrektur.