Diesmal geht es um die Behauptung: „Das Coronavirus ist nicht gefährlicher als eine Grippe“.

Verschwörungstheoretiker  würden dem noch hinzu fügen, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus damit viel zu überspannt gewesen seien. Einige würden obendrein ergänzen, dass die Einschränkungen sogar soweit gingen, dass die Pressefreiheit abgeschafft würde – die Medien würden nur das wiedergeben, was die Politik ihnen „diktiert“.

Für Medienmacher ist insbesondere letzte Behauptung immer ein Grund, sich die Haare zu raufen. Bei den Demos gegen die Coronamaßnahmen in Berlin und jüngst in Hannover fand  sich auf den Protestschildern  aber teilweise auch der Ausdruck „Lügenpresse“ wieder, was zeigt, dass einige Menschen das Vertrauen in die Medien verloren zu haben scheinen.

Aber zurück zur Ausgangsbehauptung, die die so genannten „Querdenker“ dieser Tage besonders gerne aussprechen. Weil es nicht so viele Infizierte oder gar Tote durch das Coronavirus gibt wie noch im März/April von Seiten der Regierung und auch von Gesundheitsexperten befürchtet, wird nun gerne einmal an den Verordnungen herum genörgelt, die andererseits gerade dazu geführt haben, dass die Pandemie in Deutschland nicht so schwer gewütet hat und es noch tut.

Grippe-Tote und Opfer der Corona-Pandemie werden gern verglichen

Dabei werden als Zahlen gerne die Toten großer Grippewellen mit denen der Corona-Pandemie verglichen.

Auf der Internetseite correctiv.org recherchieren laut eigenen Angaben unabhängige Journalis-ten solche Aussagen, die häufig in sozialen Netzwerken zu finden sind. So hat sich das Team auch mit dem Vergleich der Corona- und der Grippe-Todeszahlen beschäftigt.

Zusammengefasst stellt correctiv.org dazu klar, dass die Zahlen der an einer Grippe verstorbenen Menschen lediglich auf (hohen) Schätzungen basierten, während die Personen, die bei ihrem Tod mit dem Coronavirus infiziert waren, vom Robert Koch Institut (RKI) direkt in die Statistik aufgenommen würden.

„Grundlage für die Schätzung bildet die so genannte Exzess-Mortalität. Experten beobachten dabei, wie viele Menschen in der Grippesaison im Vergleich zu den übrigen Monaten im Jahr sterben. Sollte es in der Zeit einen ‚Mortalitätsanstieg‘ geben, werden diese zusätzlichen Todesfälle der Influenza zugeordnet. Dies wird auch als ‚Übersterblichkeit‘ bezeichnet“, schreibt correctiv.org.

434 Todesfälle in der Grippesaison 2019/20

Die Grippesaison 2019/2020 hat die Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI bereits Ende April für beendet erklärt. Bis dahin wurden 434 Todesfälle mit bestätigter Influenza-Infektion an das Institut übermittelt. Bis zu demselben Zeitpunkt waren in Deutschland allerdings rund 3.000 Menschen verstorben, die mit dem Coronavirus infiziert waren.

An dieser Stelle folgt das nächste Argument der „Querdenker“ (und nicht nur von denen): Diese Menschen seien nicht unbedingt an dem Virus gestorben, sondern wären ohnehin ihren Krankheiten oder Gebrechen erlegen. Der Grünen-Politiker Boris Palmer hatte im April für großes Aufsehen gesorgt, als er sagte: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“

Eine Studie kam im Mai allerdings zu einem ganz anderen Ergebnis. Forscher der Universität Glasgow haben gemeinsam mit der schottischen Gesundheitsbehörde die Annahme untersucht und herausgefunden, dass männliche Coronavirus-Opfer im Schnitt 13 Jahre Lebenszeit verloren haben. Bei Frauen seien es elf Jahre. Mit einbezogen haben die Forscher in ihrer Rechnung auch die Vorerkrankungen und das Alter der Verstorbenen. Jedoch wiesen die Forscher auch darauf hin, dass die medizinische Versorgungssituation bei der Frage der Überlebenschancen eine große Rolle spiele, eine unzureichende Behandlung also mitverantwortlich für zu frühe Todesfälle sei.

Kurz darauf berichtete die Tagesschau darüber, wie die Zahlen für Deutschland ausgewertet werden können. Mit Hilfe einer statistischen Berechnung lasse sich abschätzen, wie viele Lebensjahre ein in Deutschland verstorbener Mensch, bei dem das Coronavirus nachgewiesen wurde, tatsächlich verloren habe. Eine entsprechende Analyse des NDR kam seinerzeit zu dem Ergebnis, dass dieser Wert bundesweit bei 10,7 Jahren für Männer und 9,3 Jahren für Frauen liegt.

In Bezug auf die Glasgower Studie ergänzte die Tagesschau: „Überträgt man die in der britischen Studie veröffentlichten Annahmen für die Auswirkung von Vorerkrankungen auf Deutschland, so ergibt sich hierzulande durch den Tod an Covid-19 immer noch ein Verlust von 9,9 Jahren Lebenszeit für Männer und 8,5 Jahren für Frauen. Auch viele Corona-Patienten, die Vorerkrankungen hatten, sind also demnach deutlich früher gestorben, als statistisch zu erwarten gewesen wäre.“

Das Coronavirus ist weitaus gefährlicher

Demnach dürfte klar sein, dass das Coronavirus weitaus gefährlicher ist als eine „einfache“ Grippe.

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