Der Thieplatz am Nordrand des Dorfes steht bereits seit Jahren im Fokus der Räbker Gespräche und Sorgen. Nun wurden die Überlegungen ob der floralen Zukunftsausrichtung des Dorfplatzes konkreter.Räbke. „Eines muss klar sein“, stellten Carsten Seidel und Thomas Pasemann vom Räbker Gemeinderat klar, nachdem bereits einiges an Ideen seitens der Räbker Interessenvertretung, wie zukünftig der Thieplatz gestaltet sein könnte, hervorgebracht worden war. „Wir werden hier und heute zu keiner Entscheidung kommen.“ Die Versammlung, die vergangene Woche zwischen den beiden Räbker Gemeindevertretern, Dorfinteressenten und Stefan Niegel, Abteilungsleiter für Untere Naturschutz- und Waldbehörde des Landkreis Helmstedt, mit einer coronabedingten Verzögerung von knapp einem Jahr auf dem Thieplatz am Dorfrand stattgefunden hatte, sollte allenfalls als „Brainstorming“ dienen. Vorerst galt es, Ideen einzuholen, wie es mit dem Thie weiter gehen könne.

Was macht den Thie in Räbke so besonders?

Der Thie – Ort des Geschehens und Gesprächsmittelpunkt – eine 70 mal 70 Meter große Freifläche am Nordrand des Silberdorfes wird seit jeher für Versammlungen und Veranstaltungen genutzt, so wie es traditionell für diese Art Platz üblich war. Die Bezeichnung „Thie“ geht bis in das germanische Zeitalter zurück und meint eine erhöhte Versammlungsstätte der Bauern, der zudem für Bekanntmachungen und der Austragung von Dorffesten diente. Im Verbreitungsgebiet von Deventer über Münster und Hannover bis hin nach Magdeburg gibt es immernoch zahlreiche Thieplätze, wobei diese kaum noch in ihrer ursprünglichen Form erhalten sind. Und genau dies macht den Räbker Thieplatz besonders: Er ist der einzige im Braunschweigischen Land, der in seiner ursprünglichen Größe erhalten geblieben ist. Und nicht nur das: Inmitten des von Kastanien gesäumten Platzes, der nachweislich schon in der Jungsteinzeit besiedelt war, sollen die dort angepflanzten sieben Linden als Andenken für sieben im Dreizigjährigen Krieg gefallene Offiziere stehen. Zwar ist nicht bewiesen, dass es sich bei der mittig gelegen Anhöhe um archäologisch relevante Hügelgräber handelt, doch alleine die Vermutung macht den Platz für viele Besucher und für die Dorfbewohner sowieso zu einem hoch schätzbaren Kulturgut, das es zu erhalten und pflegen gilt. Jährlich speist der Gemeinderat tausende Euros in die Baumpflege ein. Doch bereits seit Jahren ist der Gemeinde klar, dass dies alleine nicht reichen wird. Tatsächlich attestierte auch Stefan Niegel für das 1966 ausgerufene Landschaftschutzgebiet (übrigens das kleinste seiner Art im Landkreis Helmstedt) einen dringenden Handlungsbedarf, der weit über den üblichen Baumschnitt hinausgehen müsste. Das Problem stellen die Kastanien dar, die den Platz majestätisch umringen. Sie sind alt und geschwächt; von den damals 34 sind bereits einige Stürmen zum Opfer gefallen, andere mussten aufgrund von Schädlingsbefall gefällt werden. Dabei werden die Abstände, in denen Bäume abgängig seien, kürzer, die Lücken zwischen den noch stehenden Bäumen größer, erklärte Seidel (CDU) vom Gemeinderat, der mit Kollege Pasemann (SPD) am Brainstorming teilnahm. Dies sei nicht nur aufwendig und teuer, sondern vor allem auch nicht schön anzusehen. Vor allem aber – und darin waren sich alle Räbker Teilnehmer einig – fühle man sich verpflichtet, den Platz für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Schon bei der Dokumentation der Leit-Linde vor zwei Jahren hatte der Thieplatz daher einen gesonderten Stellenwert eingenommen.

Um ein harmonisches Gesamtbild bemüht und die Kosten im Blick

Gemeinsam mit Niegel wurde an  einer langfristigen und vor allem harmonischen Lösung überlegt, mögliche Fördermaßnahmen diskutiert – denn die für die Neuausrichtung benötigten Investitionen könne die Gemeinde nicht alleine stemmen, versicherte Pasemann – und verschiedene Baumarten, die als Nachfolger für die schwächelnden Kastanien gepflanzt werden könnten, besprochen. Dabei entpuppte sich der Bergahorn wegen seines robusten Naturelles und der leuchtenden Herbstfarben als Favorit.  Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer über den Punkt der Einheitlichkeit, der eine Fällung aller Bäume und die zeitnahe Neubepflanzung vorsieht.

 

Fotos: Katharina Loof
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Katharina Loof, geboren 1980 in Nordrhein-Westfalen, begann ihre journalistische Tätigkeit im Kölner Raum, bevor sie 2010 nach Schöningen zog. Die dreifache Mutter mag Dorf-Klüngel und Pflastersteine auf vollen Marktplätzen. Am Lokaljournalismus schätzt die Esbeckerin die Nähe zum Menschen. Die Karnevalistin tritt gerne mal zu stark auf’s Gas: sowohl im Fahrzeug als auch bei der Freigabe der Autokorrektur.