Im Monatsthema Juli geht es um Erfindergeist und Weltruhm.

Teil I: Monatsthema: Erfindergeist und Weltruhm – Der HELMSTEDTER SONNTAG blickt in Geschichte und Gegenwart, um aufzuzeigen welche bedeutenden Dinge aus der Region stammen

(erschienen am 4. Juli 2021)

Mit „Erfindergeist und Weltruhm“ beleuchtet der HELMSTEDTER SONNTAG im Rahmen des Monatsthemas im Juli wichtige Errungenschaften und die Personen dahinter, die aus dem Landkreis Helmstedt stammen oder damit in direkter Verbindung stehen. Diesmal sind es also nicht die „Stars“ aus der Region, sondern eher ihre Erfindungen oder Produkte, die den Namen des Landkreises in alle Welt getragen haben. Nichtsdestotrotz könnten einige von ihnen durchaus auch einen Platz in der langen Liste der Stars aus der Region einnehmen.

Kleine Dinge, die ihren Weg um die Welt fanden

Manches, das für uns heute den Alltag erleichtert, nehmen wir aktiv kaum wahr. So befasst sich wohl kaum jemand damit, Butter selbst herzustellen. Das war vor 50 Jahren und mehr aber noch anders. In vielen Fällen hatte eine Zentrifuge das klassische Butterfass abgelöst – und die wurde eben in Schöningen erfunden. Die erste schreibende Rechnenmaschine wiederum, also der Vor-Vor-Vorläufer von zum Beispiel einer Kasse mit Bondrucker, geht auf einen Helmstedter zurück. Auch ein Helmstedter war es, der wohl dafür sorgte, dass die heutige Forschung zum Thema Solarenergie da ist, wo sie ist, da er entsprechende Messgeräte erfand. Und auch heute so „banal“ wirkende Dinge wie eine Flügelsäge haben ihren Ursprung in der Kreisstadt. Ganz klein wiederum und zwar sprichwörtlich, aber mit großer Aufmerksamkeit weltweit, ist eine „Erfindung“ aus Königslutter. Der „Star“ aus der Domstadt am Elm hat nämlich die Homöopathie „erfunden“. Noch einmal zurück zum Drucker: Einige der technischen Grundlagen, die heute in Tintenstrahldruckern zum Einsatz kommen, stammen aus Königslutter.

Kaum bekannt, doch oft angewandt

Für den „Normalbürger“ etwas, das ihn eher selten betrifft, für Mediziner wiederum Alltag. Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte medizinische Erkenntnisse, die auch heute noch Gültigkeit haben, stammen aus den Forschungen und Federn vieler Professoren an der Helmstedter Universtität. Sogar ein eigener medizinischer Wissenschafts-Zweig, die Parasitologie, die sich mit Parasiten befasst, wurde von einem Helmstedter begründet.

Absolute Exportschlager 

Bei „Erfindungen“ wird häufig an eher kleine Dinge gedacht. Dass es manchmal aber auch sehr große Dinge sein können, beweist zum Beispiel die heute noch gebräuchliche Milch-Tank-laster-Bauweise, die zuerst von einem Schöninger Betrieb umgesetzt wurde. Noch eine Nummer größer als ein Tanklastzug ist das, was unweit des Metallbaubetriebes von den 1980er Jahren an entstand: Alleine für die Betriebsgenehmigung des Kraftwerkes Buschhaus waren unzählige technische Neuerungen gefragt – die „Salzkohle“ machte eine besonders effiziente Rauchgasentschwefelung und weitere Elemente notwendig. Die später hinzugekommene Müllverbrennungsanlage TRV erweist sich als Exportschlager in den asiatischen Raum. Die neu entstehende Klärschlammverbrennung erfordert ihrerseits innovative Lösungen mit großem Exportpotenzial.

Themen für die Zukunft

Mit dem Ackerbauzentrum in Warberg und Pilotprojekten wie der teilautonomen Landwirtschaft in Schickelsheim könnten sich abermals große Innovationen aus dem Landkreis Helmstedt heraus Bahn brechen. Erfindungen und Entwicklungen im Bereich der Landwirtschaft haben im Landkreis Helmstedt schließlich Tradition: Allein im Bereich der Saatzucht und der damit verbunden Forschung gab es immer wieder Errungenschaften, die den Lauf der Welt in diesem speziellen Bereich beeinflusst haben.

Ins Detail gegangen…

… wird in den kommenden Ausgaben des HELMSTEDTER SONNTAG. Dann werden herausragende Erfindungen aus der Geschichte, des vergangenen Jahrhunderts und Zukunftsperspektiven der Forschung im Detail betrachtet – natürlich mit Nennung von Ross und Reiter und ihren Geschichten.

Teil II: Monatsthema: Erfindergeist und Weltruhm – Ein Blick in Geschichte und Gegenwart, um aufzuzeigen, welche bedeutenden Dinge aus der Region stammen

(erschienen am 11. Juli 2021)

Mit „Erfindergeist und Weltruhm“ beleuchtet der HELMSTEDTER SONNTAG im Rahmen des Monatsthemas im Juli wichtige Errungenschaften und die Personen dahinter, die aus dem Landkreis Helmstedt stammen oder damit in direkter Verbindung stehen. In dieser Ausgabe geht es um große und kleine Erfindungen vergangener Zeiten, die ihren Ursprung im Landkreis Helmstedt haben.

Die Physik zunutze gemacht

Manchmal sind es Kleinigkeiten, manchmal berufliche Notwendigkeiten, die einen Erfinder zum nicht selten unbeabsichtigten Erfolg bringen. Andere wiederum haben ihr Leben der Forschung gewidmet und erzielen gleich mehrere Durchbrüche. Da wäre zum Beispiel der mit Helmstedt und Königslutter verbundene, gebürtige Braunschweiger  Georg Friedrich Wilhelm Alers. Alers erfand 1868 die Flügelsäge, die über 100 Jahre lang und zum Teil noch heute im Bereich der Forstwirtschaft eingesetzt wird. Eine physikalische Sensation lieferte Wilhelm Lefeldt aus Schöningen, der die Milchschleuder erfand – und damit die erste brauchbare Zentrifuge. Das technische Prinzip findet in Tausenden ganz alltäglichen Dingen heutzutage Anwendung. Wilhelm Reese, der in Warberg lebte, wie der HELMSTEDTER SONNTAG-Leser und Ortsheimatpfleger Warbergs, Hermann Koerber, mitteilt, hat seine ganz eigene Erfindergeschichte. Bevor er bei der Georgs Marien Werke und Hütten Verein A.G. sein berufliches Schaffen begann, entstammten seiner Feder Skizzen für Fliegerbomben. Große Aufmerksamkeit erlangte Reese aber durch etwas viel Praktischeres: ein Patent für eine doppeltwirkende Mischmaschine für Beton. Nachfragen dazu gab es aus dem ganzen Bundesgebiet, ob die Produktion der Maschine aber in den letzten Kriegsjahren – das Patent ist von Ende 1940 – überhaupt stattfand, ist weitestgehend unklar. 

Kuriose Allroundgenies

Als „Polyhistoriker“ wird Hermann Conring häufig bezeichnet. Das wird dem mehrfachen Professor an der Helmsteder Universität aber kaum gerecht. Conring hatte eine Professur für Naturphilosophie und Rhetorik, Medizin und Politik inne, gilt als Begründer der deutschen Rechtsgeschichte und war Leibarzt an mehreren europäischen Königshäusern. Bei seinem Tod war Conring der letzte Deutsche Universalgelehrte. Rund 100 Jahre nach Conring trat ein nicht weniger fleißiger Professor an der Helmstedter Universität seinen Dienst an, der sich ebenfalls mit der Medizin befasste. Sein Name: Gottfried Christoph Beireis. Seinen Wohlstand verdankte Bereis, so wird gemutmaßt, einigen bedeutenden Erfindungen im Bereich der Chemie. Durch seine Verbindungen ins Ausland und seine eigentümliche Art und offensichtliche Geheimniskrämerei, hatte Bereis zudem eine Art Ruf als „gelehrter Sonderling“. Gänzlich kurios klingt, zumindest aus heutiger Perspektive, das Schaffen des Helmstedter Arztes und Medizinprofessors Johann Heinrich Meibom. Meibom verfasste zahlreiche Werke, darunter auch eine medizinische Würdigung der Flagellation (Auspeitschen), die unter dem Titel (übersetzt) „Epistel über die Nützlichkeit der Geißelhiebe beim Liebesspiel“ eine Art „Bestsellerstatus“ erlangte. 

Gegenwart und Zukunft

… werden in den kommenden Ausgaben des HELMSTEDTER SONNTAG das Thema sein. Dann werden herausragende Erfindungen des vergangenen Jahrhunderts bis heute und Zukunftspers-pektiven der Forschung im Detail betrachtet – natürlich mit Nennung von Ross und Reiter und ihren Geschichten. 

Teil III: Monatsthema: Erfindergeist und Weltruhm – HELMSTEDTER SONNTAG blickt in Geschichte und Gegenwart, um bedeutende Dinge aus der Region aufzuzeigen

(erschienen am 18. Juli 2021)

Mit „Erfindergeist und Weltruhm“ beleuchtet der HELMSTEDTER SONNTAG im Rahmen des Monatsthemas im Juli wichtige Errungenschaften und die Personen dahinter, die aus dem Landkreis Helmstedt stammen oder damit in direkter Verbindung stehen. In dieser Ausgabe geht es um große und kleine Erfingungen der jüngsten Vergangenheit, die ihren Ursprung im Landkreis Helmstedt haben.

Die Chemie im Blut

Drei Schöninger Chemiker zeigten im vergangenen Jahrhundert, dass mit viel (Forschungs-)Arbeit auch tatsächlich Großes bewegt werden kann. Einer davon ist der gebürtige Schöninger Wilhelm Pfitzinger, der als Chemiker die nach ihm benannte Pfitzinger-Reaktion entdeckte. Oder der ebenfalls aus Schöningen stammende Chemiker Rudolf Sachtleben, dessen Forschungen über Jahrzehnte hinweg die Weißfarbenherstellung prägten. Der dritte, die Welt der Chemie prägende Schöninger ist zwar gebürtiger Dresdner, doch William von Seckendorff hat neben der Erforschung unterschiedlichster Verfahren für Bohrtechniken während seiner Zeit als Direktor der Schöninger Saline auch ein seltenes Mineral, den Arsen-Nickel, entdeckt. Dieses  heißt bis heute Seckendorffit.

Wegbereiter für die automobile Wende in Europa

Wie schon in der vergangenen Ausgabe des HELMSEDTER SONNTAG beleuchtet, gibt es auch Erfindungen, die aus dem wirtschaftlichen Leben oder vielmehr Wirken heraus geboren werden. So wurden aus eben dieser wirtschaftlichen Überzeugung die über 250 Patente, die der gebürtige Helmstedter Franz Trinks einreichte, geboren. Die meisten davon standen im Zusammenhang mit den „Brunsviga“-Rechenmaschinen, die es bis auf die Weltausstellung in Chicago schafften. Auf Trinks geht auch der „Trinks-Arithmotyp“ zurück, die erste schreibende Rechenmaschine der Welt. Besonders fleißig im Bereich der Physik und des Ingenieurwesens war der Schöninger Hermann Klaue. Zeitlebens reichte er über 800 Patente ein. Besonders im Bereich des Fahrradbaus hat der Ingenieur zahlreiche Entwicklungen vorangetrieben. Ebenso hatte Klause seinen Anteil daran, dass der erste „Mini-Cooper“ entstehen konnte und war an der Wende vom VW Käfer zum Golf beteiligt.

Manchmal reicht auch der bloße Pioniergeist aus

Ein Beispiel für erstaunliche Leistungen, ohne konkrete Erfindungen sind die Langenheim-Brüder aus Schöningen. Friedrich und Wilhelm. Die beiden Fotografie-Pioniere, die in die USA ausgewandert waren, waren nicht nur durch ihre fotografischen Arbeiten allgemein zu Bedeutung gekommen, sondern werden zum Beispiel im Kontext der ersten Lichtbildprojektionen außerhalb eines Studios genannt, ebenso waren sie die vermutlich Ersten, die eine Sonnenfinsternis ablichteten.

Ein Blick in die Glaskugel…

… wagen die kommenden Ausgaben des HELMSTEDTER SONNTAG. Dann wird beleuchtet, was ganz aktuell in der Gegenwart im Landkreis Helmstedt besonderes ertüftelt wird und wohin die Wege der klugen Köpfe die Menschheit noch bringen können.

Teil IV: Monatsthema: Erfindergeist und Weltruhm – Ein Blick in Gegenwart und Zukunft, um aufzuzeigen, welche bedeutenden Dinge aus der Region stammen

(erschienen am 25. Juli 2021)

Mit „Erfindergeist und Weltruhm“ beleuchtet der HELMSTEDTER SONNTAG im Rahmen des Monatsthemas im Juli wichtige Errungenschaften und die Personen dahinter, die aus dem Landkreis Helmstedt stammen oder damit in direkter Verbindung stehen. Zum Abschluss der Serie gibt es noch einmal ganz Aktuelles der kreativen Köpfe aus dem Landkreis Helmstedt und einen kleinen Ausblick in die Zukunft.

Kreative Revolution vom heimischen Schreibtisch aus

Wer noch vor 20 Jahren eine gandiose Idee für eine außergewöhnliche Tüftelei hatte, muss-te, um selbige umzusetzen, entweder handwerklich überaus begabt sein oder recht viel Geld investieren, um durch einen professionellen Dienstleister einen Prototypen fertigen zu lassen. Eine solche Firma, durch deren Hände wohl schon abertausende „Ideen“ gegangen sind, von denen nicht wenige später zu realen Produkten geworden sind, ist im Helmstedter Industriegebiet ansässig. Doch, der günstiger werdenden Technik sei dank, lässt sich – vor allem in der Tüftelphase, in der doch noch viel geändert wird – auch Protypisierung vom heimischen Schreibtisch aus betreiben.  So zeigte zum Beispiel vor einigen Wochen der Schöninger Kars-ten Eckelt den Prototyp eines von ihm erdachten „Türschnappers“, der durch den Wind aufgeschlagene Türen „auffängt“ und so verhindert, dass sie beim nächsten Windstoß wieder zugeschlagen werden. Erstellt hatte er seine Erfindung am PC, ausgedruckt am eigenen 3D-Drucker. Darin liegt auch eine Zukunftsperspektive, die nicht auf den Landkreis beschränkt ist, sondern weltweit gilt. Auf Plattformen wie Thingiverse.com tauschen sich Kreative aus, teilen ihre 3D-Modelle und die Ideen dahinter – häufig auch so, dass sie von anderen weiterentwickelt werden können.

Grüne Geniestreiche

Allgemein gilt wohl, dass der Landkreis Helmstedt eher ländlich geprägt ist. Von wo, wenn nicht aus dem ländlichen Raum, sollte also der Erfindergeist im Agrarsektor kommen? Zusätzlich zu den innovativen Projekten, wie derzeit auf dem Gut Schickelsheim (der HELMSTEDTER SONNTAG berichtete) oder zahlreichen Nachhaltigkeitsprojekten, wurde in Warberg das Ackerbauzentrum eingeweiht. Dass dies im Vergleich zu Hightech-Unternehmen wie Amino aus Süpplingen, deren Aminosäuren für hunderte verschiedener Einsatzzwecke in Chemie, Landwirtschaft oder Medizin Einzug halten, nur ein weiterer Baustein ist, wird mit Blick auf ein weiteres Unternehmen im Südkreis deutlich. Die Firma Strube, seit 1945 mit Sitz in Söllingen, zeichnete sich in der äußeren Wahrnehmung vor allem durch Innovationen im Bereich ihres Geschäftsfeldes aus: der Saatzucht. Noch vergleichsweise nah an der Saatzucht sind Erfindungen wie der Phenotest, mit dem die Qualität von Saatgut untersucht werden kann, etwas weiter weg davon geht es schon mit „BlueBob“, der sich als autonomes Fahrzeug auf Feldern bewegen kann und dabei Pflanzen analysiert und zum Beispiel „Unkraut“ beseitigen kann. Eine Erfindung, die weniger mit der Saat als mit dem daraus resultierenden Produkt zusammen hängt, ist die Weber-Wanne. Sie hilft, Zuckerrüben von Erde und Steinen zu trennen, damit die Rüben für die Biogas-Gewinnung genutzt werden können. Der neueste Coup der Firma Strube wird auf Seite 12 thematisiert. 

Kleine und große Erfinder

… gab und gibt es im Landkreis Helmstedt – das hat das Monatsthema aufgezeigt. Der Nachwuchs steht ebenso parat – zahlreiche Kindergärten sind als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert, Schulen nehmen seit Jahren aktiv an Jugend forscht teil. Doch nicht ganz selten entstehen – wie eingangs gezeigt, großartige Erfindungen in der heimischen Garage oder am Schreibtisch. 

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Nico Jäkel, geboren 1981 in Helmstedt, ist ausgebildeter Redakteur, selbstständiger Fotograf und ein leidenschaftlicher Hobbykoch mit einer gigantischen Sammlung an Kochbüchern. Seine Markenzeichen sind verschachtelte Sätze. Zusätzlich zu seinem Faible für Produkttestungen, engagiert sich der Lokalpatriot in seiner Heimatstadt Schöningen.