von Natalie Reckardt

Widder sind dickköpfig, Krebse emotional und Zwillinge sollen wortwörtlich „zwei Gesichter“ haben. Das sagt man jedenfalls über die Menschen, die diese Sternzeichen haben, aus. Jedem Zeichen sind bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Und viele Menschen glauben daran, dass der Zeitpunkt der Geburt eines Menschen dessen Zukunft sowie Persönlichkeit beeinflusst. Doch ist das wirklich so? Entscheiden die Sterne über unser Leben oder ist das nur reiner Aberglaube?

Wissenschaftliche Belege

Fans der Astrologie dürfte stören, was Peter Hartmann und Helmuth Nyborg von der Universität Aarhus in Dänemark und Martin Reuter von der Universität Gießen bereits im Jahr 2006 wissenschaftlich belegt haben. Denn einen Zusammenhang zwischen dem Sternkreiszeichen und den Charaktereigenschaften eines Menschen gibt es laut den Wissenschaftlern nicht. Die Psychologen haben Daten von circa 15.000 Menschen ausgewertet. Darunter waren 4.321 Männer mittleren Alters, die am Vietnamkrieg teilgenommen hatten sowie 11.448 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Das Ergebnis überraschte selbst die Forscher. „Wir fanden absolut keinen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und der Persönlichkeit der Menschen“, berichtet Nyborg. „Der Einfluss des Geburtsdatums auf die Intelligenz war allenfalls minimal.“ Diese Auswertung interessiert nicht nur Astrologie-Anhänger, auch Psychologen beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Zusammenhang zwischen Geburtszeit und Persönlichkeit. Sie machen allerdings nicht den Einfluss der Sterne, sondern die Lebensumstände in den ersten Lebensmonaten für die gezeigten Effekte verantwortlich. Der Psychologe Hans Eysenck zeigte, dass Menschen, die im Frühling oder Sommer Geburtstag haben, intelligenter sind als Menschen, die zu anderen Jahreszeiten auf die Welt kommen. Anderen Studien zufolge sind Personen mit Geburtsdatum im Winter häufiger extrovertiert, impulsiv und seltener neurotisch.

Frühere Entdeckungen

Eine Untersuchung von 1996 ging dem Effekt der Sternzeichen auf den Charakter von 190 Probanden nach. Die statistische Auswertung hatte als Ergebnis, dass „maskuline“ Sternzeichen wie Widder, Zwillinge, Löwe, Waage, Schütze und Wassermann stärker mit extrovertiertem Charakter verknüpft waren als „feminine“ Sternzeichen. Helmuth Nyborg sieht zwei Gründe, warum frühere Studien solche Zusammenhänge gefunden haben, er und seine Kollegen aber nicht: Zum einen wurden damals oft viel weniger Probanden untersucht. Zum anderen hätten einige Forscher nicht korrekt gearbeitet: „Die Sternzeichen-Studie von 1996 hat sehr viele statistische Tests gemacht. Sie hätten mit der sogenannten Bonferroni-Technik ausgewertet werden müssen“, sagt er. Dieses Verfahren bewahrt Forscher davor, in einem Datensatz, der nach vielen verschiedenen Kriterien analysiert wird, schon allein aufgrund des Zufalls ein anscheinend aussagekräftiges Resultat zu entdecken.  Das dänisch-deutsche Team hat seine 39 Tests dagegen mit der Bonferroni-Technik korrigiert: Der anfängliche Zusammenhang zwischen Geburtsdatum und Intelligenz verschwand dabei. Andererseits kann der dänische Psychologe auch nicht beweisen, dass seine Studie frei von Einflussfaktoren ist: So könnten die Erlebnisse der Vietnam-Veteranen ihre Persönlichkeit geändert haben. Diese Effekte seien jedoch viel geringer als in den kleineren früheren Studien. „Mit unserer Studie stellen wir nicht die Astrologie im Ganzen infrage“, sagt Nyborg. Die Position anderer Planeten könne theoretisch einen Effekt auf die Persönlichkeit haben. „Aber ein direkter Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem Charakter eines Menschen existiert wahrscheinlich nicht“, lautet das Fazit.

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Natalie Tönnies, geboren 1999 in Schönebeck (Elbe), ist das Küken in der Redaktion des HELMSTEDTER SONNTAG und steckt mitten in ihrem Volontariat. Die Danndorferin ist eine leidenschaftliche Sportschützin mit einer kleinen Abneigung gegenüber (Führerschein-)Prüfungen. Sie schreibt unheimlich gerne die Fleischerseite des HELMSTEDTER SONNTAG.