Braunschweig. Eine aktuelle Blitzumfrage der IHK Braunschweig unter knapp 100 Unternehmen zeigt, dass die regionale Wirtschaft weiterhin schwer unter der Corona-Krise leidet.
So rechnen etwa drei Viertel der Betriebe in diesem Jahr mit weniger Umsatz als im Vorjahr. Jedes siebte Unternehmen befürchtet sogar einen Einbruch von mehr als 50 Prozent. Nur etwa ein Zehntel sieht keine Auswirkungen auf sein Umsatzvolumen.
Die gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie äußern sich in vielfältiger Form und treffen einen Großteil der Unternehmen im Braun-schweiger Wirtschaftsraum nach wie vor hart. So haben fast zwei Drittel der Betriebe mit einer geringeren Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen zu kämpfen. Ein knappes Drittel berichtet von Auftragsstornierungen durch Kunden. Jedes fünfte Unternehmen leidet unter ausfallenden beziehungsweise fehlenden Mitarbeitern oder hat mit unterbrochenen Absatzwegen zu kämpfen. Jeder zehnte Betrieb vermeldet logistische Engpässe bei Zulieferprodukten oder fehlende Waren und Dienstleistungen. Und fast ein Fünftel der befragten Unternehmen muss einen kompletten oder zumindest weitgehenden Stillstand der Geschäftstätigkeit verkraften – dies nicht allein wegen staatlicher Schließungsanordnungen, sondern zu nicht zuletzt auch aus Gründen indirekter Betroffenheit, etwa durch eklatante Nachfrageausfälle. Fast jeder zwanzigste Betrieb sieht auf diese Weise gar seine Existenz bedroht.
„Die Pandemie hält die regionale Wirtschaft fest im Würgegriff“
Dazu kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Florian Löbermann: „Nach einer begrenzten Erholung über die Sommermonate hat die Pandemie die regionale Wirtschaft weiterhin fest in ihrem Würgegriff. Für einige Wirtschaftszweige zieht sich die Schlinge nach dem erfolgten Teil-Lockdown immer enger. Dies gilt zum einen für Branchen wie die Gastronomie oder die Event- und Veranstaltungsbranche, die ihren Geschäftsbetrieb aufgrund behördlicher Anordnungen einstellen müssen – zum anderen aber auch für Gewerbezweige, die zwar öffnen dürfen, denen aber indirekt die Geschäftsgrundlage entzogen wird. Exemplarisch seien hier die Reisebüros genannt, die ihre Ladentüren nicht zusperren müssen, deren Kunden aber angehalten werden, vom Reisen abzusehen. Wichtig ist, dass sowohl die direkt von Schließungsanordnungen betroffenen Betriebe als auch indirekt betroffene Unternehmen schnell und unbürokratisch Unterstützungsleistungen erhalten. Nur so kann ihnen über den Winter geholfen werden, bis sich die Lage hoffentlich im Frühjahr mit der Verfügbarkeit geeigneter Corona-Impfstoffe entspannt.“
Um der Krise zu begegnen, greifen die Unternehmen zu verschiedensten Mitteln
Annähernd die Hälfte der Betriebe reduziert die Kosten durch Streichung oder Verschiebung von Investitionen. Ebenso hoch ist der Anteil der Unternehmen, die durch verstärkte Rationalisierung und Digitalisierung Einsparpotenziale nutzen möchten. Ein gutes Viertel zieht auch einen Personalabbau in Betracht. Ein Fünftel reagiert mit einer Umstellung des jeweiligen Geschäftskonzepts. Trotz aller Schwierigkeiten kommt mit 55 Prozent die Mehrheit der Betriebe ohne staatliche Unterstützungsmaßnahmen aus. 45 Prozent nehmen hingegen staatliche Hilfen in Anspruch, wobei die Nutzung des Kurzarbeitergeldes am häufigsten genannt wird.
Aus Sicht der befragten Unternehmen können diverse weitere Maßnahmen der Politik zur Stützung der heimischen Wirtschaft beitragen. Fast zwei Drittel sprechen sich für eine durchgreifende Bürokratieentlastung aus. Knapp die Hälfte der Betriebe fordert eine Forcierung der Digitalisierung, etwa bei der digitalen Infrastruktur oder in der öffentlichen Verwaltung. Ein Nachsteuern bei den finanziellen Hilfsmaßnahmen hält ein Viertel der Befragten für erforderlich. Ein ebenso hoher Anteil setzt auf liquiditätswirksame Maßnahmen wie die Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrages, verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten oder sonstige steuerliche Entlastungen. In diesem Zusammenhang merkt Dr. Florian Löbermann an: „Dass selbst in dieser akuten Krise die Bürokratieentlastung ganz oben auf dem Wunschzettel der Unternehmen steht, zeigt, wie tiefgreifend unser Bürokratieproblem ist. Zwar sind für viele Unternehmen jetzt erst einmal kurzfristige monetäre Hilfen überlebenswichtig. Um letztendlich gestärkt aus der Krise hervorzugehen, wird es aber von entscheidender Bedeutung sein, auch jetzt an den grundlegenden Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft zu arbeiten. Und der Abbau bürokratischer Hürden, ob nun bei der Bereitstellung von Corona-Hilfen oder etwa bei Planungs- und Genehmigungsverfahren, gehört zu den wenigen Handlungsoptionen, die den Staat eigentlich nichts kosten.“
Katharina Loof, geboren 1980 in Nordrhein-Westfalen, begann ihre journalistische Tätigkeit im Kölner Raum, bevor sie 2010 nach Schöningen zog. Die dreifache Mutter mag Dorf-Klüngel und Pflastersteine auf vollen Marktplätzen. Am Lokaljournalismus schätzt die Esbeckerin die Nähe zum Menschen. Die Karnevalistin tritt gerne mal zu stark auf’s Gas: sowohl im Fahrzeug als auch bei der Freigabe der Autokorrektur.