Räbke. Wie wird ein Dorf (noch) schöner? Dieser Frage gingen die Mitglieder der Projektgruppe „Blühendes Dorf“ der Arbeitsgemeinschaft Dorfentwicklung nach. Zur Optimierung der Garten- und Grünflächengestaltung hatten sich die Dorfbewohner Hilfe von Sabine Dralle geholt. Die Expertin für Dorfgrün und Gartengestaltung gab wichtige Anregungen, nahm aber auch die Politik in die Pflicht.

Die Zeit rennt: In wenigen Monaten steht der Besuch der Bundeskommission für den Wettbewerbsentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ auf dem Terminplan. An für sich nichts Neues für das blühende Dorf an der Schunter. Bereits vor zehn Jahren schaffte es Räbke unter die besten sechs in Niedersachsen, wurde im vergangenen Jahr sogar Landessieger und kämpft aktuell im Bundesentscheid um den Titel eines „Golddorfes“ in Deutschland.

Sabine Dralle: „Geranien und Stiefmütterchen haben nichts mit dörflichen Grün zu tun“

Die Garten- und Nutzflächengestaltung seien ein wichtiges Kriterium für die Jury, betonte Sabine Dralle, die Mitglied der Landeskommission für den Dorfwettbewerb ist. Für die Vorbereitungen, sozusagen für den Feinschliff, bevor sich die Jury der Bundeskommission die Ortschaft ansieht, hatte sich die Arbeitsgemeinschaft „Blühendes Dorf“ die Expertin für Dorfgrün und Gartengestaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ins Boot geholt, um sich Anregungen zur Verbesserung einzuholen. Dabei, so betonte Bürgermeister Rainer Angerstein, ginge es nicht nur um den Wettbewerb. Man wolle die Attraktivität Räbkes langfristig steigern – auch um die Lebensqualität weiter zu erhöhen.

Denn „grün“ und „schön“ seien eben viele Orte des Landes. Und tatsächlich betonte Dralle, dass es bei einer Verschönerung „nicht um bepflanzte Balkone und Verkehrsinseln“ gehe. „Geranien und Stiefmütterchen haben nichts mit dörflichen Grün zu tun“, so die Expertin. Vielmehr stehen Hoflanlagen, das Platzieren von Baumobst sowie bepflanzte Alleen im Fokus des Wettbewerbs. Generell sei der Baumbestand ein wichtiges Thema, von dem Dorf- und Städteplaner jedoch immer mehr abkämen. „Ein Baum darf nicht als Last empfunden werden“, appellierte Dralle für ein Mehr an Toleranz für sich wandelnde Grünflächen.

Pro und Contra von Grünflächen: Wenn die Finanzen das Bürgerengagement bremsen

Das sahen die Zuhörer genauso, wandten aber ein, dass die im Landkreis Hemstedt fälligen Entsorgungskosten für Grünschnitt viele Bewohner davon abhalte, sich den Garten mit Bäumen oder Sträuchern zu verschönern. In manchen Gegenden seien wegen des finanziellen Mehraufwandes, die das fallende Laub der Bäume mit sich bringe, ganze Alleen beseitigt worden. Hier nehme man vor allen die Politik des Landkreises – denn Begrünung und die Entsorgung des Baum- und Strauchschnittes sind Ländersache – in die Pflicht. Im Landkreis Helmstedt gibt es dafür eigens die „Biotonne plus“, für deren Bereitstellung Gebühren anfallen (Anm. d. Red).

Dralle verwies auf ihren eigenen Landkreis (Celle), wo den Bürgern kostenfreie Container zur Verfügung gestellt werden, um Laub und Grünschnitt zu entsorgen. Auch in Wolfenbüttel werde ähnlich gehandelt. Die Bürger von Räbke erhoffen sich für die Zukunft einen Wandel in der Abfallentsorgung. Denn blühende Dörfer seien nicht nur mit dem Engagement der Bewohner zu stemmen.

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Katharina Loof, geboren 1980 in Nordrhein-Westfalen, begann ihre journalistische Tätigkeit im Kölner Raum, bevor sie 2010 nach Schöningen zog. Die dreifache Mutter mag Dorf-Klüngel und Pflastersteine auf vollen Marktplätzen. Am Lokaljournalismus schätzt die Esbeckerin die Nähe zum Menschen. Die Karnevalistin tritt gerne mal zu stark auf’s Gas: sowohl im Fahrzeug als auch bei der Freigabe der Autokorrektur.