Helmstedt. Der NaBu Helmstedt nimmt Stellung zur Windenergienutzung im Landkreis Helmstedt und verweist auf die Gefahr für viele in der Region heimischen Vogelarten.Kreisvorsitzender Reinhard Wagner über das Szenario „stummer Frühling“:

„Der stumme Frühling in der Vogelwelt hat viele Gründe“, meint der NaBu-Kreisvorsitzende Reinhard Wagner. „Neben den Auswirkungen der konventionellen Landwirtschaft gehören auch Windenergieanlagen zu den Gefahren für die Vogelwelt.“
Vogelschlag an Windmasten kos­te in Deutschland tausenden von Mäusebussarden und Rot Milanen das Leben, aber auch die vom Naturschutzbund (NaBu) als Vogel des Jahres 2019 gewählte Feldlerche sei laut einer Studie von unabhängigen Fachbüros und Universitäten vom Vogelschlag betroffen.
Die Energiefrage ist in den Mittelpunkt der Umweltdiskussion gerückt. Dass Kohle, Gas und Atomkraft keine Zukunft haben, wenn das Klima besser werden soll, ist inzwischen Stand der Wissenschaft. Alternative Energien sind ein Ausweg, dem sich auch der NaBu nicht verschließe, so Wagner. Dazu gehöre die Windenergie.
Der NaBu Helmstedt habe in seinen Stellungnahmen zur Windenergienutzung im Regionalen Raumordnungsprogramm immer auf die Notwendigkeit der Windkraft als alternative und saubere Energiequelle verwiesen. Aber es müsse Ausnahmen geben. Dort, wo der Umwelt erheblich von den Windmasten Schaden zugefügt werde. Ein für den NABu wichtiger Aspekt sei das Risiko für die Vogelwelt.
Die Windkraft-Lobby wolle diesen Aspekt des Überlebenskampfs der Vögel kleinreden, kritisiert der NaBu Helmstedt. Sprecher verwiesen in ihren Imagekampagnen auf Glasscheiben, Auto- und Bahnverkehr und zu guter Letzt auch noch auf die Katzen als „massive Gefahren“ für die Vögel. Und obendrauf komme der Hinweis auf den Klimawandel als „größten“ Artenvernichter.

Zwei der geplanten Flächen zur Windenergienutzung sind kritisch anzusehen

Klimawandel sei auch aus Sicht des NaBu eine Gefahr. „Haben zumindest ein Teil der Windkraftbetreiber als Landwirte nicht auch ihren Anteil an den Klimaveränderungen?“, fragt Wagner provokant und antwortet: „Im Landkreis Helmstedt sieht der NaBu in seinen Stellungnahmen zwei von ehemals elf geplanten Flächen als kritisch an. Während ein Areal im Südkreis bereits nach der ersten Änderung der Regionalplanung für Windenergieanlagen hauptsächlich wegen des Rot Milans herausgefallen ist, ist die Fläche bei Süpplingen zwar verkleinert worden, jedoch immer noch dabei.“

Dort brüteten Rot Milane, Mäusebussarde, Kiebitze, Feldlerchen. Es flögen Kraniche, Graureiher, Lachmöwen und Gänse in diesem Abschnitt des Schuntertales, nahe des wichtigen Vogelreservats Süpplingenburger Klärteiche.

Klimaschutz versus Tierschutz? 12.000 tote Mäusebussarde sind Windkraftopfer

„Während die Windkraft-Lobby alle Gefahren für die Vogelwelt kleinredet, weist inzwischen eine Reihe von Wissenschaftlern das Risiko für Bussard und Co nach“, erklärt der NaBu-Kreisvorsitzende. Laut der Progress-Studie, an der mehrere Fachbüros und Universitäten beteiligt waren, müsse mit 12.000 toten Mäusebussarden als Windmas­tenopfer in Deutschland gerechnet werden. „Schwerpunkt ist Norddeutschland, wo heute schon Populationsabnahmen bekannt sind. Das gleiche Problem hat der Rot Milan.“ Viele Totfunde, die aufgrund medizinischer Untersuchungen von Windrädern getötet wurden, unterstrichen die Zahlen.
„Nicht jedes Risiko ist vermeidbar. Natürlich sterben Vögel an Bahntrassen, Autobahnen und in Siedlungsgebieten. Bahn und Netzbetreiber sind in Zusammenarbeit mit dem NaBu bemüht, Risiken zu minimieren. Haustiere leben auch bei Windkraft-Betreibern“, erinnert Wagner und kommt zum Schluss: „Der NaBu Helmstedt bleibt dabei: Keine Windenergieanlagen bei Süpplingen.“

Mehr Infos unter www.nabu-kg-hemstedt.de.

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Katharina Loof, geboren 1980 in Nordrhein-Westfalen, begann ihre journalistische Tätigkeit im Kölner Raum, bevor sie 2010 nach Schöningen zog. Die dreifache Mutter mag Dorf-Klüngel und Pflastersteine auf vollen Marktplätzen. Am Lokaljournalismus schätzt die Esbeckerin die Nähe zum Menschen. Die Karnevalistin tritt gerne mal zu stark auf’s Gas: sowohl im Fahrzeug als auch bei der Freigabe der Autokorrektur.