Diesmal geht es um die Behauptung: „Die Wettervorhersagen  sind zurzeit so schlecht, weil so wenig Flugzeuge unterwegs sind.“

„Was sollen denn Flugzeuge mit der Wetterprognose zu tun haben?“ wird sich der ein oder andere fragen. Deshalb sei an erster Stelle erklärt, dass Flugzeuge wichtige Daten für die Wettervorhersagemodelle sammeln.

Wie das funktioniert, erklärt der Deutsche Wetterdienst (DWD): „Damit Wettermodelle Vorhersagen für die kommenden Tage berechnen können, müssen sie erst einmal den ‚Ist-Zustand‘ der Atmosphäre möglichst genau kennen, das heißt das aktuelle Wetter an möglichst vielen Orten in möglichst vielen unterschiedlichen Höhen erfassen. Dabei gilt: Je mehr Infos bekannt sind, desto besser kann die Vorhersage werden. Diese Infos über den aktuellen Zustand kommen dabei nicht nur von Wetterstationen, von Schiffen und Bojen, von Wetterballons, Wetterradaren und Satelliten – sondern auch von Flugzeugen.“

Täglich rund 5,3 Millionen Messwerte

So werde zum Beispiel das globale DWD-Wettermodell „ICON“ normalerweise jeden Tag mit rund 5,3 Millionen Messwerten gefüttert. Diese stammten zwar zu mehr als 80 Prozent von Satelliten, aber auch zu etwa zehn Prozent von Flugzeugen, erklärt der DWD weiter.  Die restlichen zehn Prozent liefern Bodenstationen, Wetterballons und ähnliches.

Das Programm „Aircraft Meteorological Data Relay“ (AMDAR), in dessen Rahmen (Verkehrs-)Flugzeuge meteorologische Messdaten sammeln, existiert laut DWD schon seit 1991. Es wird durch den Dachverband der europäischen Wetterdienste Eumetnet organisiert. Täglich würden (normalerweise) mehr als 40.000 meteorologische Flugzeug-Meldungen von verschiedenen europäischen Fluggesellschaften in einem automatischen Verfahren übermittelt.

Jede Meldung enthalte neben den Zeit- und Ortsdaten auch Meldungen zur Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit, Windrichtung und vereinzelt Luftfeuchte. Diese meteorologischen Daten würden selektiv während des Steig-, Reise- oder Sinkfluges von Verkehrsflugzeugen gewonnen. Größter Messdatenlieferant für den DWD sei die Lufthansa innerhalb Europas.

Viele Flugzeuge blieben am Boden

Spätestens mit dem Lockdown im März sind die meisten Flugzeuge am Boden geblieben. Beispielsweise wurden bei der Lufthansa 95 Prozent aller Linienflüge gestrichen.

Die logische Folge für die Meteorologen war, dass sie fast ein Zehntel weniger Daten für ihre Prognosen zur Verfügung hatten.

Während in die Berechnungen des Cosmo-D2 (ein weiteres Prognosemodell des DWD, das sich ausschließlich auf Deutschland und auf die Nachbarländer konzentriert) am 1. Februar noch mehr als 40.000 Flugzeugmesswerte eingingen, waren es am 1. April nur noch gut 5.000. „Besonders markant ist der Rückgang der Feuchtedaten, die an Bord von neun A321 Lufthansa-Maschinen gesammelt werden“, erklärt der DWD.

Allerdings stellt der DWD fest – und beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Europäischen Zentrum für Mittelfristige Vorhersage -, dass die fehlenden Daten keinen „exorbitanten Einfluss“ auf die Wettervorhersage hätten. Bereits vor einigen Monaten seien zusätzliche Wetterballons in die Höhe gelassen worden, um den Einfluss der fehlenden Flugzeugdaten etwas zu mindern.

Die Redaktion des HELMSTEDTER SONNTAG ist der Meinung, dass die Vorhersagen dennoch sehr ungenau sind und bestätigt durch eigene Beobachtungen: Die Wettervorhersagen sind zurzeit so unzuverlässig, weil so wenige Flugzeuge unterwegs sind.

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