Diesmal geht es um die Behauptung: „Wegen der hohen Lichtverschmutzung sterben Tiere“.

Um die Thematik zu beleuchten, ist zunächst einmal zu erklären was das überhaupt ist: Lichtverschmutzung.

Das Wort stammt aus dem englischen „light pollution“: Es bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird. Es geht also um die „Verbannung“ natürlichen Lichts durch künstliche Quellen.

Künstliches Licht kann beispielsweise den Anblick des Sternhimmels behindern oder dies sogar unmöglich machen, wie es in Ballungsräumen heute bereits der Fall ist.

Die Beobachtung hat jeder schon einmal selbst gemacht: Wer von einem voll ausgeleuchteten Ort versucht in den Nachthimmel zu schauen, wird dabei keine Sterne erblicken. Je dunkler die Umgebung, um so uneingeschränkter ist die Sicht.

Die Astronomie gehört zu den ältesten Kulturgütern

Diese Aufhellung des Nachthimmels hat Folgen für die Astronomie, eins der ältesten Kulturgüter der Menschheit. Betrachteten die Menschen früher den Sternenhimmel, um die Zeit zu bestimmen, Kalender zu erstellen und neue Länder sowie Kontinente zu entdecken, stellt die heutige professionelle Astronomie einen wichtigen Teil der physikalischen Grundlagenforschung dar. Am Himmel sind Beobachtungen möglich, die im Labor nicht nachgestellt werden können.

Deshalb hat sich die Astronomie mittlerweile in die entlegends-ten Gegenden der Welt zurückgezogen: in Wüsten etwa oder sogar in den Weltraum.

Die Auswirkungen auf die Natur sind deutlich

Aber was ist denn nun mit der Natur?

Dort macht sich Lichtverschmutzung oder auch ein Mangel an Dunkelheit durchaus bemerkbar. In Europa sind in den vergangenen zehn Jahren viele nachtaktive Insektenarten ausgestorben, weil das extreme Licht die Flora und insbesondere die Fauna stört. Außerdem hat die Lichtverschmutzung Einfluss auf die biologischen Tag-Nacht-Zyklen vieler Tiere (ebenso übrigens auch auf die immer schlafloser werdenden Menschen).

Für viele Spezies hat die Verkleinerung der „natürlich dunklen“ Gebiete auf der Erde verheerende Auswirkungen: Pflanzen werden in ihrem Wachstumszyklus beeinflusst und Insekten können schlechter navigieren und sich nicht gut orientieren, wenn vermehrt weiße Lichtquellen mit hohem Blauanteil im Spektrum in ihrer Umgebung sind.

Fachgebiet der Untersuchungen über die Auswirkungen von Dunkelheit auf Lebewesen ist die Scotobiologie (Dunkelheitsbiologie). Dort sind insbesondere die Auswirkungen von nächtlicher Kunstbeleuchtung auf Insekten umfangreich dokumentiert.

So wurde bereits im Jahr 2000 festgestellt, dass an einer einzigen Straßenlampe in Deutschland in jeder Sommernacht durchschnittlich 150 Insekten zugrunde gehen. Rechnet man das auf die rund 6,8 Millionen Straßenlaternen auf deutschen Straßen hoch, sind dies jede Nacht über eine Milliarde Insekten.

Kommen dann noch andere Lichtquellen wie Werbetafeln, beleuchtete Industrie- und Gewerbegebiete oder Privathaushalte hinzu, wird deutlich, dass das Insektensterben auch auf die Lichtverschmutzung zurückzuführen ist.

Aber es werden weitere Tierarten geschädigt. Zugvögel zum Beispiel können nicht mit nächtlichem Kunstlicht umgehen: Sie fliegen in hell erleuchtete Gebäude, verletzen sich dabei oder kommen zu Tode („Towerkill-Phänomen“).

Gut dokumentiert ist beispielsweise auch der negative Einfluss von nächtlicher Beleuchtung auf verschiedene Arten von Meeresschildkröten, deren Nachwuchs an einem zu hell erleuchteten Strand den Weg ins Wasser nicht findet und somit zur leichten Beute von Raubtieren wird.

Auswirkungen wurden zudem auf weitere nachtaktive Tiere wie Fledermäuse oder Frösche beobachtet.

Fledermausschutz.de, eine Initiative des nord-rhein-westfälischen Landesverbandes des Naturschutzbundes (Nabu), stellt deshalb fest: „Das Tempo, mit dem die Lichtverschmutzung zunimmt, ist größer als das globale Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Entwicklung. Achtzig Prozent der Weltbevölkerung ist derzeit lichtverschmutzten Himmeln ausgesetzt, die Milchstraße ist für mehr als ein Drittel der Menschheit nicht mehr sichtbar.“

Eine interaktive Karte zeigt das ganze Dilemma auf

Wer dies „bildlich“ nachverfolgen möchte, hat auf einer interaktiven Karte die Gelegenheit dazu. Sie ist zu finden im Internet unter https://lighttrends.lightpollutionmap.info/#zoom=8&lon=10.81785&lat=52.22456.

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