von Natalie Reckardt

Der Herbst steht eigentlich für Gemütlichkeit, für kuschelige Abende bei Kerzenschein und einem guten Buch in der Hand. Geht man aber durch die Straßen, schauen einen triste Gesichter entgegen. Am liebsten würde man die Frage stellen „Na, schlecht gelaunt?“, wenn es einem nicht ab und zu genau so gehen würde. Vor allem in den dunkleren Jahreszeiten scheint das Phänomen vorzukommen, grundsätzlich müder, träger und weniger gut gelaunt zu sein. Doch ist das wirklich so? Ist man in den Sommermonaten, wo die Sonne länger scheint und die Temperaturen warm sind, besser gelaunt als im Herbst oder Winter?

Einfluss auf das Flirtverhalten?

Studien, wie spezielles menschliches Handeln oder bestimmte Gefühle vom Wetter beeinflusst werden, gibt es einige. Eine Studie hat zum Beispiel den Einfluss des Wetters auf Flirtversuche untersucht. Forscher der Universität im französischen Vannes haben junge Männer losgeschickt, um Frauen anzusprechen und nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Bei wolkenlosem Himmel lag ihre Erfolgsquote bei 22 Prozent, bei bedecktem Himmel bei 14 Prozent. Ein weiteres Beispiel: An Börsen steigen die Kurse, wenn morgens die Sonne scheint. Das konnten zwei amerikanische Wirtschaftswissenschaftler anhand der Wetterdaten und Kursverläufe von 26 internationalen Börsen zwischen 1982 und 1997 nachweisen.

Verbindung ist gegeben

Peter Walschburger, Biopsychologe und Professor der Freien Universität Berlin, sieht eine „intime Grundbeziehung“ zwischen Mensch und Wetter. Gegenüber dem Bayrischen Rundfunk (br) erklärte er einst: „Wir sind eng mit dem Wetter verbunden.“ Ihn beschäftigt die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Wetter und psychischer Verfassung der Menschen schon lange. Seiner Meinung nach sind die so genannten biometeorologischen Untersuchungen, bei denen Wetterfaktoren wie Luftdruck, Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit, Wärme und Kälte in eine korrelative Beziehung zu psychischen Faktoren gesetzt wurden, „nicht gut gelungen“. Einer der Gründe dafür sei, dass das Wetter ein sehr komplexes Gefüge ist. Zum Beispiel empfinden viele Menschen eine Temperatur von 25 Grad Celsius als angenehm. Kommen aber hohe Luftfeuchtigkeit und Windstille hinzu, können sich 25 Grad auch als unangenehm schwül-warm anfühlen. Und natürlich ist nicht nur das Wetter komplex, sondern auch das Leben, der Alltag und die Lebenssituation jedes Menschen, von denen abhängig er empfindlicher oder weniger empfindlich für Wettereinflüsse sein kann. Dennoch lassen sich ein paar allgemeine Aussagen zum Einfluss des Wetters auf die Stimmung des Menschen treffen. Der br erklärt: „Vor allem die Helligkeit hat großen Einfluss auf uns. Strahlt das Sonnenlicht, schüttet unser Körper das Glückshormon Serotonin aus. Gebildet wird es in unserem Gehirn in der Zirbeldrüse. Dort wirkt es vor allem auf das limbische System, das wiederum für die Regulierung unserer Stimmung zuständig ist. Depressive Menschen leiden oft an einem Serotoninmangel. Der Botenstoff unterstützt Vitalität und Lebensfreude und wird vermehrt ausgeschüttet, wenn die Sonne scheint und es natürlich hell ist.“ Der Gegensatz zum Serotonin ist das Melatonin. Dieses wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und macht die Menschen müde. Wenn es im Herbst also länger dunkel ist, schütten die Menschen auch mehr Melatonin aus.  Licht hält dagegen die Produktion des Schlafhormons im Zaum. Zu viel Melatonin lässt den Serotoninspiegel sinken und damit oft auch die gute Laune.

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Natalie Tönnies, geboren 1999 in Schönebeck (Elbe), ist das Küken in der Redaktion des HELMSTEDTER SONNTAG und steckt mitten in ihrem Volontariat. Die Danndorferin ist eine leidenschaftliche Sportschützin mit einer kleinen Abneigung gegenüber (Führerschein-)Prüfungen. Sie schreibt unheimlich gerne die Fleischerseite des HELMSTEDTER SONNTAG.